Parterre wächst Salat, oder Rotkohl. In der ersten Etage wird Strom erzeugt. Agrophotovoltaik (AGV) nennt sich das Konzept, das schon in den 1980er Jahren erdacht worden ist, aber erst jetzt in großem Maßstab verwirklicht wird. Am 18. September weihen die Universität Hohenheim in Stuttgart und das Freiburger Institut für Solare Energiesysteme (ISE) die Kombianlage auf einem 3500 Quadratmeter großen Acker der Demeter-Hofgemeinschaft Heggelbach in Herdwangen-Schönach (zwölf Kilometer nördlich des Bodensees) ein. Die Solarmodulreihen sind in einem Abstand von 3,5 Metern auf Ständern montiert, unter denen Erntemaschinen bequem durchfahren können. Die, verglichen mit dem üblichen 2,5-Meter-Abstand, luftigere Bauweise wählten die Wissenschaftler der Hochschule, um den darunter wachsenden Pflanzen mehr Licht zukommen zu lassen.


Ein bisschen Schatten sorgt für besseres Wachstum

Die Silizium-Solarzellen haben eine Spitzenleistung von 194 Kilowatt. Dass sie den darunter wachsenden Pflanzen ein wenig Licht wegnehmen ist nicht so schlimm, haben ISE-Forscher in Vorversuchen herausgefunden, im Gegenteil. Spinat, Ackerbohnen und Salate aller Sorten wachsen sogar besser, wenn sie dem Sonnenstress zeitweise entkommen können. Im übrigen sind die Modulreihen so ausgerichtet, dass möglichst alle Pflanzen am Boden über einen längeren Tagesabschnitt Sonne abbekommen. Außer Gemüsebauern könnten auch Hopfenbauern und Winzer von AGV profitieren, glauben die Initiatoren. In Italien gibt es bereits einige AGV-Anlagen unter denen Getreide angebaut wird.


Gigantisches Potenzial in Deutschland

ISE-Forscher glauben, dass AGV in Deutschland ein hohes Potenzial hat. Es liege bei 25 bis 50 Gigawatt, zum Vergleich: In Deutschland sind derzeit rund 41 Gigawatt installiert. Zielmarke der Bundesregierung sind 52 Gigawatt im Jahr 2020. „Dieser Ansatz, Sonnenenergie auf der gleichen Fläche für Nutzpflanzen und für Solarstromproduktion zu verwenden, könnte sich zu einem weltweit interessanten Beispiel entwickeln“, meint Professor Eicke R. Weber, Leiter des ISE.
Der in Heggelbach erzeugte Strom wird teilweise im eigenen Dörfchen verbraucht und teilweise ins Netz eingespeist. Die pro Jahr erzeugte Strommenge reicht für etwa 50 Durchschnittshaushalte.

1 Kommentar

  1. Konrad

    9. September 2016 at 13:39

    Ich will nicht neidisch sein, auf die Möglichkeiten, die sich den Landwirten eröffnen, durch die Nutzung von Solar Kit. Allerdings sollte dann auch die Förderung ein wenig angepasst werden. Es kann ja nicht sein, das mehrere Leistungen aus verschiedenen Töpfen mehrfach gefördert wird

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.