Forscher aus São Paulo haben ein neues Verfahren entwickelt, das die Betäubungsspritze beim Zahnarzt in Zukunft ersetzen könnte. Dabei wird das Betäubungsmittel tief in das Zahnfleisch hineingebracht, ohne es verletzen zu müssen. Das neue Verfahren birge ein deutlich geringeres Risiko für Infektionen und ist zudem auch noch billiger.


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Foto: Spritze CC BY-SA 3.0 (VIA WIKIMEDIA COMMONS)

Leichtes Kribbeln statt schmerzhafter Einstich

Das Zahnfleisch ist bekanntlich ziemlich empfindlich, vor allem wenn es zusätzlich aufgrund von Entzündungen gereizt ist. Die Betäubungsspritze vor einer etwaigen Wurzelbehandlung ist für sich gesehen schon ein sehr unangenehmer Part, der vielen Patienten bereits beim bloßen Anblick die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Es gibt spezielle Salben, die als Lokalanästhetika zum Einsatz kommen und die Stoffe Lidocain oder Prilocain enthalten. Diese sorgen dafür, dass der Einstich der Betäubungsspritze erträglicher wird. Ein unangenehmes Drücken bleibt allerdings auch hier nicht aus.

Praktischer wäre es doch das Betäubungsmittel, das oftmals nur oberflächlich eingesetzt wird um den Spritzen-Einstich erträglicher zu machen, doch gleich tiefer in das Zahnfleisch zu befördern. Das dachten sich Camila Cubayachi und ihre Kollegen und entwickelten einen Wirkstoff, der mit der Hilfe von schwachem Gleichstrom tiefer in das Zahnfleisch gebracht wird. Das nicht-invasive Verfahren wird Iontophorese genannt und ist nicht gänzlich neu, sondern wird bereits in der Dermatologie angewandt. Der schwache Gleichstrom, der lediglich als Kribbeln vom Patienten wahrgenommen wird, öffnet die biologische Barriere, die eigentlich das Innere des Zahnfleisches schützt und befördert die Arzneimittel in der Form eines elektrischen Feldes in das Gewebe. Dabei müssen die Wirkstoffe entweder selbst leitfähig sein, oder aber in einem Leitelektrolyten vorliegen, um mitgerissen werden zu können.


Die Forscher nutzten das Verfahren und verabreichten Schweinen im Rahmen erster Tests damit einen Mix aus Lidocain und Prilocain. Der Wirkstoff drang, wie zuvor gewünscht, tief in das Zahnfleisch ein und betäubte dieses geauso gut wie eine Spritze. Es funktioniert also. In der Folge wollen die Forscher nun ein Iontophorese-Gerät entwickeln, das in Zukunft auch eine spritzenlose Betäubung bei menschlichen Patienten ermöglicht. Mit dem neuen Verfahren könnten die Forscher schon bald Millionen Menschen die Angst vor dem Zahnarzt nehmen. Die Ergebnisse der Studie haben die Forscher im Fachmagazin Colloids and Surfaces B veröffentlicht.

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