Die letzte Regelblutung einer Frau wird als Menopause bezeichnet und markiert das endgültige Ende der Fruchtbarkeit. Zwar sind viele Frauen auch bereits vor der Menopause nicht mehr fruchtbar, aber nach der letzten Monatsblutung ist eine Befruchtung und somit eine Schwangerschaft komplett ausgeschlossen. Zumindest galt das bisher. Forschern gelang es, weibliche Eierstöcke nach der Menopause so zu behandelt, dass sie wieder fruchtbare Eizellen abgaben.


Bild:  Mother, Jessica Pankratz, Flickr, CC BY-SA 2.0
Bild: Mother, Jessica Pankratz, Flickr, CC BY-SA 2.0

Kinderwunsch kommt heute öfter später

Mit der Technik gelang es, die Periode von Frauen in den Wechseljahren wieder auftreten zu lassen, darunter befand sich auch eine Frau, die bereits seit fünf Jahren keine Menstruationsblutungen mehr hatte. Sollte die Methode sich als allgemein anwendbar herausstellen, so könnte sie dabei behilflich sein, die Fruchtbarkeit von älteren Frauen wieder herzustellen. In einer Gesellschaft, in der immer mehr Augenmerk auf der Karriere liegt, kann dies unter Umständen eine valide Methode sein, um Karriere und Kinder unter einen Hut zu bekommen. „It offers a window of hope that menopausal women will be able to get pregnant using their own genetic material„, so Konstantinos Sfakianoudis, ein Gynäkologe der griechischen Fertilitätsklinik Genesis Athen, der die Methode mit seinem Team entdeckte.

Immer mehr Frauen wünschen sich Kinder in ihren 40ern, einem Alter, in dem es unter Umständen bereits schwierig sein kann, schwanger zu werden. Deswegen wenden sich immer mehr Frauen künstlichen Befruchtungsmethoden wie etwa der In-vitro-Fertilisation (IVF) zu, die viel Geld kosten und oft dennoch nicht zum Erfolg führen.


Im die Fruchbarkeitsuhr von Frauen zurückzudrehen, griffen Sfakianoudis und seine Kollegen auf eine Behandlungsmethode zurück, die normalerweise genutzt wird, um die Wundheilung zu beschleunigen. Dabei wird aus einer Blutprobe der Patientin sogenanntes plättchenreiches Plasma (PRP) gewonnen, indem in einer Zentrifuge Wachstumsfaktoren isoliert werden – Moleküle, die das Wachstum von Gewebe anregen. PRP dient normalerweise dazu, die körpereigenen Reparaturmechanismen für beschädigte Knochen und Muskeln zu beschleunigen.

Hilfe bei Kinderwunsch und Hormonschwankungen

Das Team fand heraus, dass PRP scheinbar ebenfalls in der Lage ist, Eierstöcke wieder zu „verjüngen“. Die Ergebnisse wurden auf der jährlichen Konferenz der European Society of Human Reproduction and Embryology in Helsinki vorgestellt. Eine Injektion der Eierstöcke von Frauen nach der Menopause führte zum Neustart des Menstruationszyklus. Die Eierzellen der Frauen könnten dann eingesammelt und befruchtet werden. Das Team hat nach eigenen Angaben etwa 30 Frauen zwischen 46 und 49 so behandelt und konnte erfolgreich Eizellen bei den meisten von ihnen ernten und befruchten. „It seems to work in about two-thirds of cases. We see changes in biochemical patterns, a restoration of menses, and egg recruitment and fertilisation„, so Sfakianoudis. Bei dieser Methode muss die Eizelle dennoch künstlich befruchtet und in die Gebärmutter eingepflanzt werden. Sie erlaubt Frauen nach der Menopause aber, ihr eigenes genetisches Material zu verwenden.

PRP stellte sich aber auch als hilfreich heraus, wenn es darum ging, die Erfüllung eines Kindeswunsches anderweitig wahrscheinlicher machen. Das Team injizierte IPR in die Gebärmütter von sechs Frauen, die in der Vergangenheit mehrere Fehlgeburten und fehlgeschlagene IVF-Versuche hinter sich hatten. Bei drei dieser sechs Frauen gelang es im Nachhinein, eine Schwangerschaft mit IVF herbeizuführen.

Neben den Wirkungen auf die Fruchtbarkeit von Frauen könnte PRP auch Frauen ohne Kinderwunsch helfen. Der in den Wechseljahren stattfindende Wandel des Hormonhaushalts führt zu einer Schwächung des Herzens, des Knochenapparats und der Haut. Auch die sogenannten Hitzewallungen können für Frauen in den Wechseljahren recht unangenehm werden. Eine Behandlung der Eierstöcke mit PRP könnte diese Effekte herauszögern, wenn nicht sogar verhindern.

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Ethische Bedenken gegen die Methodik und Schwangerschaften im höheren Alter

Sfakianoudis und sein Team haben bisher auf die Veröffentlichung der Ergebnisse verzichtet. Vorher seien extensivere Studien nötig, um herauszufinden, wie wirksam die Behandlung ist. Derweil wurden ethische Bedenken laut, da das Team auf Studien im Tiermodell verzichtet hatte und sofort zu Versuchen an Menschen überging. Diese Herangehensweise wäre in Ländern wie Großbritannien oder Deutschland nicht möglich gewesen.

Bevor die Methode im Klinikalltag eingesetzt werden kann, sind außerdem Doppelblindstudien mit einer Kontrollgruppe nötig. Anders lässt sich die Effektivität der Behandlung nicht beweisen. Bevor dies nicht geschehen ist, sollte man sich mit zuviel Optimismus zurückhalten.

Und selbst wenn die Methode sich als erfolgreich herausstellt, wird es nötig sein, über die ethischen Implikationen von Schwangerschaften im hohen Alter zu sprechen. Die Komplikationsrate von Schwangerschaften steigt mit höherem Alter, und es könnte notwendig sein, eine Obergrenze festzulegen.

Von diesen Bedenken abgesehen bietet die Arbeit des Teams aber großes Potential und könnte Frauen nach der Menopause helfen – unabhängig von einem Kinderwunsch.

via NewScientist

2 Kommentare

  1. Christoph

    29. Juli 2016 at 18:47

    Ethisch sehr fragwürdig das ganze. Außerdem solltet ihr das Wort „Missgeburten“ durch „Fehlgeburten“ ersetzen. Der Begriff „Missgeburten“ hört sich sehr verächtlich an und ich glaube, dass man das heute nicht mehr sagt.

  2. Alexander Trisko

    1. August 2016 at 18:26

    Oha. Das hat man nie so gesagt – und ich tue das natürlich auch nicht. Das resultiert wohl daraus, dass im Englischen (die Quellen sind Englisch) eine Fehlgeburt als „miscarriage“ bezeichnet wird. Danke dir für den Hinweis.

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