Bei der Therapie von HIV-Infektionen wurden in den letzten Jahren erstaunliche Fortschritte erzielt. Während in den 80er- und frühen 90er-Jahren eine Infektion mit dem gefährlichen Virus noch einem Todesurteil gleich kam, können Träger des HI-Virus heutzutage dank antriretroviraler Therapie ein fast normales Leben führen. Allerdings ist es dafür notwendig, mehrmals am Tag zu einer bestimmten Zeit die Medikamente einzunehmen. Eine neue Studie zeigt nun, dass eine monatliche Injektion mit langfristig wirkenden antriretroviralen Medikamenten genauso wirksam ist wie die tägliche Medikamenteneinnahme.


Spritze mit zwei Tropfen
Foto: Syringe With 2 Drops, ZaldyImg, Flickr, CC BY-SA 2.0

Erleichterung für HIV-Patienten

Bei den Medikamenten in der experimentellen Spritze handelt es sich um zwei Mittel, die HIV in unterschiedlichen Entwicklungsstadien angreifen. Beide Wirkstoffe werden auch in der pillenbasierten Therapie von HIV verwendet. In einer 96 Wochen dauernden Studie namens LATTE 2 wollten Wissenschaftler beweisen, dass monatliche Injektionen die Therapie mit täglichen Pillen ersetzen können.

Normalerweise werden HIV-Injektionen durch drei verschiedene Medikamente bekämpft. In Medizinerkreisen spricht man bezüglich der Therapie auch umgangssprachlich von “dem Cocktail”. In einer ersten Studie, LATTE, gelang es, nachzuweisen, dass die Therapie mittels der täglichen Einnahme der zwei Wirkstoffe, die nun auch in der Spritze verwendet wurden, genauso effektiv ist wie die bisher verwendeten drei Medikamente.


Bei den Wirkstoffen handelt es sich um Rilpivirin, das von dem Pharmazie-Unternehmen Janssen entwickelt wurde, und Cabotegravir, das von ViiV Healthcare entwickelt wurde.

Monatliche Spritze ist genauso effizient wie tägliche Pillen

An der LATTE 2 Studie nahmen 309 erwachsene Probanden beteiligt, die in drei Gruppen unterteilt wurden. Gruppe 1 erhielt eine Injektion beide Mittel alle 8 Wochen, bei Gruppe 2 war die Frequenz bei alle 4 Wochen. Gruppe 3 erhielt die Wirkstoffe als tägliche Tablettendosis. Der Schwellenwert für die Studie waren 50 Kopien genetischen Materials des Virus pro Milliliter Blut. Dieser Wert sollte nicht überschritten werden. Nach 32 Wochen wurde diese Schwelle von 95 Prozent der Probanden aus Gruppe 1 nicht überschritten, bei Gruppe 2 lag der Wert bei 94 Prozent. Bei Gruppe 3, die als Kontrollgruppe diente, waren es 91 Prozent.

Wenn sich dieser Wert durch weitergehende Studien bestätigen ließe, wäre das ein erheblicher Durchbruch in der Therapie von HIV. Eine monatliche Spritze würde die Lebensqualität von HIV-Patienten weiter verbessern. “The possibility of a long-acting injectable has great potential to improve people’s quality of life, particularly for those who struggle with adherence to their medication. Hopefully the cost of the new injectable treatment won’t inhibit them from being available to the people who would benefit from them the most”, so Justin Harbottle, der bei einer gemeinnützigen Organisation in Großbritannien arbeitet, die sich im Bereich HIV engagiert.

Um ein Wundermittel handelt es sich jedoch nicht. Die Spritze kann HIV nicht heilen, genausowenig wie andere Arten der antriretroviralen Therapie. Die Notwendigkeit einer stetigen Kühlung macht zudem den Einsatz in Entwicklungsländern schwierig, und die Spritze ist bisher auch noch nicht zur Selbstanwendung durch die Patienten vorgesehen.

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