Offene Türen rennt derzeit der Kölner Chemiekonzern Lanxess im dürregeplagte Kalifornien ein. Auf dem Weltkongress der Internationalen Entsalzungs-Organisation (International Desalination Association) in San Diego, die am 4. September 2015 endet, stellt er seine Membranen vor, mit denen sich Meer- in Trinkwasser verwandeln lässt.


Deutscher Konzern hilft Kalifornien

„Wir zeigen in den USA erstmals unser gesamtes Sortiment für die Meerwasserentsalzung“, sagt Alexander Scheffler, der das weltweite Membrangeschäft bei Lanxess verantwortet. Natürlich in der Hoffnung, im anlaufenden Entsalzungsboom zum Zuge zu kommen, denn der westlichste amerikanische Bundesstaat, in dem seit mehr als drei Jahren bei weitem zu wenig Regen fällt, wird ohne Meerwasserentsalzung im ganz großen Stil nicht auskommen. Die weltweit größte Anlage wird bereits in Carlsbad nördlich von San Diego gebaut. Sie kostet rund eine Milliarde Dollar und liefert täglich 200 Millionen Liter Trinkwasser. Was trotz der großen Zahl nicht sonderlich viel ist. Es reicht gerade mal, um sieben Prozent der Bevölkerung im Kreis San Diego zu versorgen, also für 245.000 Menschen.


Die Wasserentsalzungsanlage arbeitet mit der Umkehrosmose-Technik, genau der, die Membranen benötigt, wie Lanxess sie entwickelt hat. Bei diesem Verfahren wird Meerwasser durch feinste Siebe gepresst. Deren Löcher sind so klein, dass die Salzmoleküle hängen bleiben. Nur reines Wasser zwängt sich durch. Der Rückstand, extrem salzhaltiges Wasser, wird zurück ins Meer gepumpt, allerdings weit entfernt von der Stelle, an der das Wasser für die Entsalzungsanlage entnommen wird.

Wasserentzalzung kostet Energie

Umkehrosmose benötigt bei weitem weniger Energie als das klassische Verfahren, bei dem Meerwasser erhitzt wird, sodass es verdampft. Beim Abkühlen in einem Kondensator verwandelt sich der Dampf in Trinkwasser. Trotzdem ist der Energieverbrauch in Carlsbad gigantisch. Praktischerweise ist dort bereits ein gasbetriebenes Kraftwerk in Betrieb, dessen Strom künftig genutzt wird, um die Entsalzungsanlage zu versorgen. Täglich benötigt sie rund acht Millionen Kilowattstunden. Das reichte für die Stromversorgung von 75.000 deutschen Haushalten.
Auch in der Nähe von San Francisco ist eine Meerwasserentsalzungsanlage im Bau. Entsprechende Pläne liegen in den Schubladen von mindestens 17 weiteren kalifornischen Städte.

Brunnen als Verweifelungstaten

Bisher setzen die Kalifornier vor allem auf Brunnen. Bohrarbeiter, die auf den amerikanischen Ölfeldern nicht mehr so viel zu tun haben wie früher, haben umgesattelt. Sie legen im Auftrag von oft verzweifelten Farmern Brunnen an. Oft findet sich Wasser erst in einer Tiefe von mehreren 100 Metern, manchmal auch gar nicht. Denn der Grundwasserspiegel sinkt dramatisch. Ganze Mandelplantagen müssen wegen Wassermangels aufgegeben werden – Kalifornien bedient vier Fünftel des Weltmarktes mit dieser Frucht, die besonders viel Wasser braucht: vier Liter pro Nuss. Walnüsse, ein weiterer Exportschlager der Kalifornier, verbrauchen pro Nuss sogar bis zu 34 Liter Wasser.

Das Pacific Institute, Spezialist für Umweltforschung im kalifornischen Oakland, macht nicht nur die lang anhaltende Dürre für den Wassermangel verantwortlich, sondern auch jahrzehntelang begangene Fehler im Wassermanagement. So trockneten Seen aus, weil weit mehr Grundwasser gefördert werde als nachfließe. Gouverneur Jerry Brown, der der Demokratischen Partei angehört, hat die Bevölkerung verpflichtet, 25 Prozent Wasser zu sparen – Rasen sprengen ist nicht mehr. Die Bauern dürfen dagegen so viel Wasser verbrauchen wie sie wollen – sofern sie es sich noch beschaffen können.

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