Vaterit ist ein Mineral, das in der Natur praktisch nicht vorkommt. Wind und Wetter hat es nichts entgegenzusetzen. Das ärgert Pharmaunternehmen. Sie könnten das Mineral aus der Klasse der Carbonate gut gebrauchen, um es mit Medikamenten zu befüllen. Es bietet in seinen Poren viel Platz und es gibt den Wirkstoff nur langsam ab. Auf dem Weg zum Ziel im menschlichen Körper ginge also nicht viel verloren.


Doch es herzustellen ist sehr aufwändig und teuer. Anfang des 20. Jahrhunderts hat der deutsche Forscher Heinrich Vater das später nach ihm benannte Mineral erstmals hergestellt. Jetzt haben Forscher der University of Cambridge eine Vaterit-Quelle entdeckt, die höchst ergiebig ist: Alpine Pflanzen. Deren Blätter sind oft von einer weißlichen Schicht überzogen. Darin ist das Mineral enthalten.


Pflanzen aus dem Botanischen Garten

Am besten geeignet ist saxifraga sempervivum, das auch gern in so genannten Steingärten angepflanzt wird. Deren weißer Belag enthält, im Gegensatz zu dem anderer Pflanzen, Vaterit in Reinform. Das Team um Raymond Wightman analysierte Pflanzen aus dem Botanischen Garten der Universität. Besonders aussichtsreich ist das Material für den Transport von Krebsmedikamenten. „Nanometergroße Vaterit-Partikel, beladen mit Anti-Krebs-Präparaten, wären ideal, weil sie den Wirkstoff nur langsam abgeben, sodass auf dem Weg zum Tumor weniger gesunde Zellen geschädigt werden“, sagt Wightman. Vaterit könnte auch in der Chirurgie eingesetzt werden. Es verbessert den Zement, mit dem Implantate wie künstliche Hüften im Knochen befestigt werden. Es ist auch als Papierverbesserer geeignet. In den Faserbrei eingerührt sorgt es später dafür, dass Tinte nicht verläuft.

Suche nach einer neuen Quelle

„Vaterit ist im eher feuchten Klima auf der Erde nicht stabil“, sagt Wightman. „Es zerfällt schnell in andere Formen des Kalziumcarbonats, etwa in Calzit.“ Deshalb sei es besonders erstaunlich, große Mengen davon auf den Blättern von Pflanzen zu finden. Jetzt versuchen die Forscher herauszufinden, wie die Pflanzen das Mineral produzieren und verhindern, dass es gleich wieder zerfällt. Denn es ist kaum vorstellbar, dass saxifraga sempervivum in großen Mengen in den Alpen geerntet wird. Möglicherweise finden die Briten dabei eine neue Quelle.

via University of Cambridge

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