Einwegplastik sorgt weltweit für gewaltige Müllberge, die seit Jahrzehnten kräftig wachsen. Der Strohhalm steht symbolisch für den Wahnsinn der Wegwerfgesellschaft: Nach wenigen Minuten Nutzung landet er im Abfall und benötigt teilweise mehrere hundert Jahre, bis er endlich abgebaut ist. Der gesellschaftliche Diskurs über Sinn und Unsinn dieser zivilisatorischen Besonderheit setzt nun endlich auch die großen Räder des Getriebes in Gang. Der Druck der Masse zeigt Auswirkungen Wenn Einzelne gegen den Wahnsinn der Umweltverschmutzung ankämpfen und Strohhalme und Coffee-to-Go-Becher eisern boykottieren, zeigt dies zunächst kaum Auswirkungen. Doch setzt es immerhin eine Diskussion in Gang, die in diesem Fall so heftig wurde, dass nicht nur die Presse, sondern auch die EU sich mit dem Thema eingehend beschäftigte. Die Nachfrage nach umweltschonenden Alternativprodukten wächst entsprechend an, die Discounter und großen Hotelketten bekommen allmählich den Druck der Masse zu spüren. Sieben große Hamburger Hotels und Bars, die zu einer gemeinsamen Kettte gehören, möchten nun ihren Gästen keine Plastikstrohhalme mehr anbieten; ihr Verbrauch lag bislang bei etwa 600.000 Stück pro Jahr! Die Hamburger Hotelkette Sandic schätzt ihren Strohhalmverbrauch sogar noch höher ein: 1,3 Millionen Röhrchen gehen hier Jahr für Jahr über die Theke, und hinzu kommen 120.000 Cocktailspieße. Doch das ist ab jetzt Vergangenheit, der Output wird im nächsten Jahr exakt bei null liegen. Das Einsparpotential ist gewaltig – und es geht jetzt erst los! Insgesamt lässt sich tatsächlich ein Umdenken in der Hotelbranche feststellen: Statt einzeln verpackter Marmeladen- oder Butterportionen gelangen vermehrt Porzellanschälchen auf den Frühstückstisch. Auch Rewe und Lidl möchten ihren Teil dazu beitragen, dass die Müllberge endlich dahinschmelzen: Rewe ließ verlautbaren, dass bis Ende des Jahres keine Plastikröhrchen mehr in den Regalen der Filialen liegen werden, das wäre eine Ersparnis von 42 Millionen Stück pro Jahr! Star Bucks mit seinen 28.000 internationalen Filialen geht ebenfalls in den totalen Strohhalm-Streik, damit wären wir weitere 500 Millionen Stück dieser Plastikteile für immer los. Alternativen scheint es mehr als genug zu geben, man muss sie nur zu nutzen wissen: Wiederverwendbare Glasröhrchen stehen aktuell hoch im Kurs, aber auch essbare Varianten wie der Makkaroni-Strohhalm eines Bielefelder Bäckers werden bestimmt bald schon die Runde machen. Hieran wird deutlich: Es muss nur jemand den Diskurs kräftig anstoßen, dann bewegt sich irgendwann auch etwas! Quelle: welt.de Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende.
Europa drohte in die Dunkelheit zu fallen: Das Stromnetz geriet von einer Sekunde zur anderen in Gefahr