Alkoholismus ist sowohl für Betroffene als auch für deren Freunde und Angehörige eine Belastung. Nun gibt es neue Hoffnung, eines Tages auch medikamentös gegen die Sucht vorgehen zu können. Forscher der Universität Linköping haben einen molekularen Mechanismus im Gehirn entdeckt, der wahrscheinlich ein zentrales Element hinter der Alkoholsucht ist. Die Ergebnisse der Forscher könnten erklären, warum das Alkoholsuchtrisiko bei manchen Menschen höher ist als bei anderen. Unter Umständen könnten die Erkenntnisse sogar eines Tages zu einer medikamentösen Therapie gegen Alkoholabhängigkeit führen. Folgt Trendsderzukunft auf Youtube und Instagram Alkohol statt Zucker Am Anfang steht eine simple Erkenntnis: „We have to understand that a core feature of addiction is that you know it is going to harm you, potentially even kill you, and nevertheless something has gone wrong with the motivational control and you keep doing it„, so Markus Heilig, der an der Studie beteiligt war. Die Forscher wollte daher herausfinden, was im Gehirn passiert, damit jemand eine Wahl mit negativen Konsequenzen trifft. Dazu entwickelten sie ein Experiment mit Ratten, bei dem die Tiere eine freie Wahl zwischen süßem Wasser und Alkohol bekamen. Der Alkohol wurde nur freigegeben, wenn die Tiere auf einen Hebel drückten und war somit schwerer zu untersuchen als das gesüßte Wasser. Das Ergebnis war, dass nur etwa 15 Prozent der Ratten den Alkohol dem Wasser vorzogen. Dieser Wert entspricht etwa dem der Menschen mit Alkoholsucht. Als die Forscher den Hebel für den Alkoholbezug unter Strom setzten, versuchten diesen Ratten dennoch noch, an den Alkohol zu kommen. Ein Gen als Übeltäter Es stellte sich also die Frage, was die Ratten, die trotz negativer Konsequenzen an den Alkohol wollten, von den anderen Tieren unterscheidet. Dazu analysierten die Forscher Hunderte von Genexpressionen in den alkoholkranken Ratten und schossen sich schließlich auf ein Gen ein. Dieses kommt vor allem in der Amygdala vor, einem Gehrinareal, das bereits mit Alkoholsucht in Verbindung gebracht werden konnte. Das Gen reguliert ein Protein namens GAT-13. Die alkoholkranken Mäuse wiesen eine deutlich geringere Konzentration dieses Gens auf. Das hatte zur Folge, dass die Konzentration an GAT-3 ebenfalls deutlich unter dem Normalwert lag. Anschließend machten die Forscher eine Probe aufs Exempel: Sie deaktivierten bei Ratten, die vorher das süße Wasser bevorzugt haben, die Expression des für GAT-3 verantwortlichen Gens. „Decreasing the expression of the transporter had a striking effect on the behavior of these rats. Animals that had preferred the sweet taste over alcohol reversed their preference and started choosing alcohol„, so Eric Augier, der das Projekt leitete. Kann Alkoholismus eines Tages geheilt werden? Als letztes versuchten die Forscher, die Ergebnisse auf Menschen zu übertragen, indem sie die GAT-3-Level in Amygdala-Gewebe toter Alkoholkranker untersuchten. Die Ergebnisse bestätigten, dass die untersuchten Toten tatsächlich an einer niedrigen GAT-3-Konzentration litten. „This is one of those relatively rare times where we find an interesting change in our animal models and we find the same change in the brains of human alcoholics. It’s a very good indication that our animal model is correct. And if our animal model is correct, we can screen therapeutics with it and have increased confidence in the findings„, so Dayne Mayfield, ein Koautor der Studie. Unklar ist bisher, welche Gründe die niedrigere GAT-3-Konzentrationen haben. Es wäre durchaus möglich, dass der Fehler einfach ein genetischer ist. Es könnte sich aber auch um ein kompliziertes Zusammenspiel zwischen Umweltfaktoren und neurologischen Komponenten handeln. Um dies herauszufinden, sind weitere Forschungsarbeiten nötig. Die Entdeckung der Forscher könnte aber den Grundstein zur Entwicklung einer medikamentösen Therapie für Alkoholismus sein. via Universität Linköping Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende.