In Grönland sind die Folgen des Klimawandels bereits heute stark zu spüren. Denn die Arktis erwärmt sich in etwa doppelt so schnell wie der Rest der Erde. Auf der riesigen Insel verschwinden die Gletscher daher heute deutlich schneller als in der Vergangenheit. Konkret schmolzen in den Jahren 2012 bis 2017 jährlich 239 Milliarden Tonnen des Eisschildes – und damit fast 13 Mal so viel wie noch vor dreißig Jahren. Umgekehrt bedeutet dies natürlich auch: Grönland verfügt über jede Menge Schmelzwasser. Daraus möchte Grönlands Energieminister Jess Svane nun ein Geschäftsmodell entwickeln. Wie er gegenüber dem Tagesspiegel erklärte, hat seine Regierung daher 16 Lizenzen zur Wassergewinnung ausgeschrieben. Neun davon wurden bereits an kleinere Initiativen vergeben. Zukünftig sollen aber auch größere Unternehmen bedacht werden.


Bild: Ansgar Walk / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Auch Sand soll zukünftig verstärkt exportiert werden

Geplant ist dann, das Wasser weltweit zu exportieren. Dadurch erhofft sich Grönland eine größere Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark. Denn die Insel besitzt zwar weitgehende Autonomie, ist aber vor allem wirtschaftlich noch sehr stark abhängig vom Mutterland. Die Regierung versucht daher schon länger, neue Handelsverbindungen zu etablieren, um in diesem Punkt eine stärkere Eigenständigkeit zu erreichen. Schon vor einiger Zeit wurde daher die Idee bekannt, den Sand, der durch die Gletscherschmelze freigelegt wird, ebenfalls auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Außerdem gibt es Hoffnungen, dass durch den Klimawandel neue Schifffahrtsrouten genutzt werden können – von denen Grönland ebenfalls profitieren würde. Parallel will sich die Regierung der Insel aber auch weiterhin für einen stärkeren Klimaschutz einsetzen.

Grönland will wirtschaftlich unabhängiger werden

Denn selbst wenn sich tatsächlich neue Geschäftsmöglichkeiten ergeben sollten, überwiegen natürlich die Nachteile massiv. Außerdem gibt es auch ohne die Erderwärmung genügend Schmelzwasser auf Grönland, um einen Teil davon zu vermarkten. Ganz unzufrieden scheint man auf der Insel mit dem aktuellen autonomen Status innerhalb Dänemarks zudem nicht zu sein. Denn als US-Präsident Donald Trump vor einiger Zeit überlegte, Grönland aus strategischen Gründen zu kaufen, sprach sich der Großteil der Bevölkerung gegen einen solchen Schritt aus.  Die dänische Regierung lehnte den Vorschlag ebenfalls rundheraus ab. Auch so dürfte es aber spannend werden, zu beobachten, inwieweit es Grönland tatsächlich gelingen kann, durch den Export von Sand und Wasser die wirtschaftliche Abhängigkeit zu reduzieren.


Via: Focus

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.