jeden Freitag gehen derzeit weltweit Schüler auf die Straße, um im Rahmen der „Friday for Future“-Bewegung für weitreichendere Klimaschutzmaßnahmen zu protestieren. Diese Demonstrationen sorgen für viel Diskussionsstoff. Unter anderen wird der Bewegung vorgeworfen, rettungslos idealistisch zu sein. So sei es komplett unrealistisch, dass sich ein komplettes Land in allen Bereichen auf erneuerbare Energien verlasse. Forscher der Technischen Universität Lappeenranta (LUT) aus Finnland haben diese Position auf den Prüfstand gestellt. Erneuerbare Energien können die Welt versorgen Energieträger wie Kohle, Gas und Kernkraft seien unverzichtbar. Dies ergäbe sich schon aus der Tatsache, dass weder Sonnen- noch Windenergie permanent zur Verfügung stehe. So die Position vieler Gegner der „Friday for Future“-Bewegung. Die Studie der LUT, die gemeinsam mit dem deutschen Umweltnetzwerk Energy Watch Group entstand, untersucht, ob und auf welche Art und Weise das globale Energiesystem komplett grün werden könnte. Das Ergebnis: Spätestens 2050 könnte die komplette Welt theoretisch ihre Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Dies gälte überall und zu jeder Zeit des Jahres, so die Forscher. Damit geben die Wissenschaftlerin der Aktivistin Greta Thunberg recht. Erst vor kurzem hatte die „Friday for Future“-Bewegung den kompletten Verzicht auf fossile Energieträger gefordert. Die Energiesicherheit wäre auch mit grüner Energie gewährleistet Für ihre Studie haben die Forscher über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren Daten erhoben und analysiert. Dazu teilten sie die Welt in insgesamt 145 Regionen auf und verglichen diverse Daten wie Wund- und Wetterverhältnisse und Standortdaten zu Wasservorkommen und der existierenden Infrastruktur. Im Gegensatz zu anderen Studien verließ das Team sich nicht auf Durchschnittsdaten, sondern stundengenaue Wetterdaten eines Beispieljahres. Dies erlaubte ihnen auch die Analyse bezüglich möglicher Energie-Engpässe und des Ausgleichs derselben. Auch bei vollständiger Umstellung auf grüne Energie wäre die Energiesicherheit gewährleistet, so die Forscher. Im Rahmen der Studie errechnete das Team mit der Hilfe eines Hochleistungscomputers, welcher Energiemix theoretisch in den jeweiligen Regionen möglich wäre. In Deutschland käme der Großteil der grünen Energie aus Solar- und Windkraft, der Rest aus Wasserkraft, Biomasse und Geothermik. In Ländern, in denen sich viele Flüsse und Seen stauen lassen, wie etwa im Alpenraum, wäre dagegen Wasserkraft das Mittel der Wahl. Außerdem hoben die Forscher die Bedeutung von sogenannten synthetischen Kraftstoffe hervor, also etwa Wasserstoff. Mit diesen ist es möglich, Energie zu speichern und sogenannte Dunkelflauten auszugleichen. Außerdem eignen sie sich zum Heizen oder gegebenenfalls sogar als Kraftstoff für Flugzeuge. Auch die Wärmeversorgung und der Verkehr könnten so den Forschern zufolge grün gemacht werden. Modell mit Vorhersageschwierigkeiten Auch dem Kostenargument tritt die Studie entgegen. Zwar wären anfangs Investitionen in Höhe von 67.200 Milliarden Euro weltweit nötig, aber bis 2050 gerechnet würden die Kosten der Erneuerbaren unter die der fossilen Brennstoffe sinken. Außerdem würden die Arbeitsplätze im Stromsektor weltweit um 15 Millionen Stellen zunehmen. Schwierigkeiten prophezeien die Forscher aber bezüglich des politischen Willens, der nötig wäre, um die erforderlichen Veränderungen auf den Weg zu bringen. Da es sich bei der Studie um eine Modellberechnung handelt, ist keinesfalls gesagt, dass die Vorhersagen in der Realität auch wirklich zu 100 Prozent eintreffen werden. So lassen sich etwa die Reaktionen der Bevölkerung und der Wirtschaft nur unzureichend vorhersagen. Hinzu kommt der Einfluss von Lobbygruppen, der die politische Umsetzung vor allem in Industrieländern deutlich erschweren würde. In einigen Entwicklungsländern käme an ihrer Stelle die politische Instabilität hinzu. Die Forscher haben ihre Studie der „Fridays for Future“-Bewegung gewidmet. Und auch wenn keinesfalls gesagt ist, dass die Arbeit wirklich Veränderungen anstoßen wird, scheint es wichtig, den Argumenten von Klimawandel-Skeptikern entgegenzutreten und mehr öffentliches Interesse zu schaffen. Und natürlich spricht nichts dagegen, die nötige Wende unabhängig von anderen Regionen der Welt zu vollziehen. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter