Seit der Entdeckung von Penicillin vor ca. 90 Jahren gelten Antibiotika als Goldstandard bei der Behandlung bakterieller Infektionen. Leider werden Antibiotika auch in vielen Fällen eingesetzt, in denen sie völlig nutzlos sind. Außerdem werden sie exzessiv in der Nutztierhaltung verwendet. Diese beiden Faktoren haben in den letzten Jahrzehnten zu einem vermehrten Auftreten von antibiotikaresistenten Bakterien geführt. Der wohl prominenteste Vertreter dieser Art ist das MRSA-Bakterium. Wissenschaftler einer niederländischen Firma haben nun eine Behandlungsmethode gegen ein bestimmtes Bakterium vorgestellt, die nicht auf Antibiotika zurückgreift. Foto: Carl Wirth, „bacteriophage“ via Flickr. CC BY-SA 2.0 Phagen gegen Staphylococcus aureus Die Firm heißt Micreos und hat eine Behandlungsmethode gegen das weit verbreitete Bakterium [Staphylococcus aureus](Staphylococcus aureus), entwickelt, die auf Mechanismen zurückgreift, die von sogenannten Bakteriophagen inspiriert wurden. Staphylococcus aureus ist in einer Unterart das MRSA-Bakterium. Bakteriophagen sind eine bestimmte Virengruppe, die geradezu gnadenlose Bakterienjäger sind und sich im täglichen Leben nahezu überall um uns herum und in uns finden. Sie durchbrechen die Zellwand von Bakterien und infiltrieren sie mit ihrem genetischen Material, um sie so sozusagen in “Phagen-Fabriken” zu verwandeln. Die in dem Bakterium entwickelten Phagen greifen die Zellwand dann von innen mit einem Enzym namens Endolysin an und lösen sie auf, um dem Bakterium zu entkommen. Mit der Auflösung der Zellwand stirbt das Bakterium ab. Diese Methode haben die Forscher adaptiert und künstliche Endosyne entwickelt, die spezifisch gegen das Bakterium Staphylococcus aureus vorgehen. Das daraus entwickelte Mittel haben sie auf den Namen Staphefekt getauft. Laborstudien beweisen die Wirksamkeit Das Unternehmen konnte bereits in Laborstudien nachweisen, dass ihr Mittel effektiv gegen Staphylococcus aureus vorgeht. Und auch in Tests mit menschlichen Probanden konnte die lokale Applikation auf mit Staphylococcus aureus infizierten Wunden innerhalb einer Woche einen Heilungserfolg erzielen. Außerdem konnten bei fünf von 6 Patienten während der Behandlung die Symptome gemindert werden. Alternativen für Antibiotika sind gefragt Wenn die Menschheit weiterhin so verschwenderisch mit Antibiotika umgeht, wird die Anzahl resistenter Bakterienstämme weiter steigen. Alternative Behandlungsmethoden für bakterielle Infektionen sind also sehr gefragt. Die Forscher von Micreos hoffen, innerhalb der nächsten fünf Jahre aus dem Präparat eine Pille oder ein injizierbares Mittel zu entwickeln. Außerdem können auf Basis der Methode Mittel gegen andere Bakterien entwickelt werden. via IFLScience Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter