Die EU bastelt aktiv an einem Verbot von Einwegplastik, schließlich benötigt das Material bis zu 450 Jahre, um sich vollständig aufzulösen. Doch denkt man intensiver über dieses Thema nach, dann fällt vor allem eines auf: Das Konzept greift viel zu kurz – und entfaltet eine geringere Wirkung als gedacht. Hat damit die Umwelt wirklich gewonnen? Plastikstrohhalme, Plastikbesteck, Umrührstäbchen aus Plastik und Wattestäbchen mit Plastikstiel: Das alles wird es in der EU demnächst nicht mehr geben, weil es dann laut Gesetz verboten ist. Zuerst einmal klingt diese Nachricht gut, aber welche Alternativen bieten sich eigentlich zum Kunststoff? Der Herstellungsprozess einer Papiertüte erfordert doppelt so viel Energieeinsatz wie die Produktion einer Plastiktüte. Zudem sieht es in der Praxis so aus, dass Papiertüten in den meisten Fällen nur ein- oder zweimal genutzt werden, wohingegen ihre Konkurrenz aus Kunststoff viel häufiger zur Verwendung gelangt. Und wenn demnächst sämtliche Rührstäbchen für den Coffee to Go aus wertvollem Holz bestehen: Hat damit die Umwelt tatsächlich gewonnen? Umweltschutz muss umfassender gedacht werden, und bevor etwas komplett verboten wird, müssen zuerst einmal dringend benötigte, sinnvolle Alternativen her. Taiwan hat eine recht gute Lösung für dieses Problem gefunden: Das vollständige Plastikverbot steht erst in ein paar Jahren an, vorher führt ein Schritt nach dem nächsten dorthin. Zeit genug, sich einen wirklich umweltschonenden Ersatz für all die vielen kleinen Alltagshelfer auszudenken! Was fehlt, ist eine umfassendere Lösung! Man erinnere sich an das Glühbirnenverbot: Auch hier stand keine wirklich vernünftige Alternative bereit – und die Menschen griffen zu quecksilberverseuchten Energiesparlampen. Mittlerweile haben die produzierenden Unternehmen die stromsparenden LEDs derartig perfektioniert, dass dies nicht mehr nötig ist, doch der Stromverbrauch in Deutschland ist trotzdem nicht gesunken. Der Grund: Es gibt immer mehr elektrische Geräte auf dem Markt, die massiv in unseren Haushalten Einzug halten. Was fehlt, ist eine umfassendere Lösung! Das Recyclingsystem muss dringend weiter ausgebaut werden, in Deutschland liegt die Quote erst bei etwa 50 %, in anderen EU-Staaten sogar nur bei 30 %. Der gelbe Sack steht nur für Verpackungsmüll bereit, warum nicht auch für andere Kunststoffartikel? Die Außen- und Handelspolitik muss sich zudem ändern, schließlich liegen acht der am stärksten mit Plastikmüll verschmutzten Flüsse nicht in Europa, sondern in China. Ordnungsbehörden benötigen eine Stärkung – und eine Rahmenrichtlinie, die ihre Eingriffsmöglichkeiten für entdeckten Umweltsünden umfassender definiert. Insgesamt muss die EU weit globaler und komplexer denken, um wirklich etwas Großes zu erreichen. Quelle: newsgreen.net Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter