Für viele Menschen zählt Fernsehen zu den beliebteren Freizeitbeschäftigungen. Welche Wirkungen und Nebenwirkungen der TV-Konsum hat, ist allerdings bis heute umstritten. Je nach Auswahl des Programms kann Fernsehen zwar durchaus zur Bildung beitragen und die Sprachentwicklung fördern, aber auf der anderen Seite gibt es auch genug Hinweise dafür, dass insbesondere übertriebener Fernsehkonsum sich negativ auf die Entwicklung von Kindern auswirkt. Kinder, die viel Fernsehen, haben laut mehrerer Studien später Probleme in der Schule und zeigen Defizite im Sozialverhalten. Eine neue Studie legt nun nahe, dass Fernsehen bei älteren MenschenAuswirkungen auf das Gedächtnis hat.


Sechsjährige Langzeitstudie untersucht TV-Konsum

Ältere Menschen gehören nach Jugendlichen zu den Altersgruppen mit hohem TV-Konsum. Die Folgen davon wurden bisher kaum untersucht, wenngleich einige kleinere Studien Hinweise darauf fanden, dass langes Fernsehen das Arbeitsgedächtnis beeinträchtigt und unter Umständen sogar Demenz fördern kann.


Diese Hypothesen wollten Daisy Fancourt und Andrew Steptoe vom University College London untersuchen. Dazu legten die Forscher eine sechsjährige Langzeitstudie mit 3590 gesunden Männern und Frauen ab 50 Jahren an. Etwa 30 Prozent der Probanden arbeiteten noch in Voll- oder Teilzeit. Das Team untersuchte den Gesundheitszustand sowie die kognitiven Leistungen zu Beginn der Studie und in ihrem Verlauf. Außerdem nahmen die Forscher Daten zum TV-Konsum der Probanden aus.

Auswirkungen auf das Gedächtnis

Bei der Auswertung der Ergebnisse nach sechs Jahren ergab sich, dass Teilnehmer mit mehr als 3,5 Stunden TV-Konsum pro Tag ein schlechteres Verbalgedächtnis hatten als Teilnehmer mit weniger Konsum. Das verbale Gedächtnis ist unter anderem entscheidend dafür, verbale Botschaften zu erfassen. Beeinträchtigungen führen dazu, dass Betroffene in einem Gespräch schneller den Faden verlieren und sich Gesprochenes schlechter merken können.

Der gedächtnisstörende Effekt blieb auch dann erhalten, wenn Faktoren wie Gesundheitszustand, Alter, die sozialen Umstände und die Lebensweise berücksichtigt wurden. „ Diese Faktoren erklärten 44 bis 55 Prozent dieses Zusammenhangs, aber nicht den Rest. Daher muss dieser Effekt davon unabhängig sein„, so die Forscher. Je mehr Fernsehen die Probanden konsumierten, desto ausgeprägter war der Effekt.

Ungeklärte Ursachen

Was die Ursachen dieses Effekts angeht, so haben die Forscher bisher lediglich Vermutungen. „ Laborexperimente haben gezeigt, dass Fernsehen zu einem wacheren, aber weniger fokussiertem Gehirn führt. Exzessiver TV-Konsum könnte deshalb negativ auf das Gedächtnis wirken, weil er andere, vorteilhafte Beschäftigungen wie lesen, gemeinsames Spielen oder kulturelle Aktivitäen verdrängt. Dann wären die beobachteten Effekte nicht vom Fernsehen selbst verursacht, sondern durch die verringerte Zeit, die Menschen dadurch mit gedächtnisfördernden Tätigkeiten verbringen„, so das Team.

Unklar ist, ob etwa verschiedene Sendungen unterschiedliche Auswirkungen auf das Gehirn haben. Auch die Frage, ob der TV-Konsum ein Risikofaktor für Demenz ist, bleibt ungeklärt. Bis solche Zusammenhänge geklärt sind, ist die Empfehlung der Forscher indes eindeutig: „ Gerade ältere Menschen sollten, um lange geistig fit zu bleiben, von zu viel Fernsehschauen absehen„, so die Forscher.

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