Es gibt verschiedene Theorien über das Aussterben der Dinosaurier. Eine davon, und zwar wohl die wahrscheinlichste, spricht von einem gewaltigen Kometen, der mit der Erde kollidierte und nahezu alles Leben auf dem Planeten auslöschte. Ein Ereignis, vor dem wir auch heutzutage nicht wirklich geschützt sind. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass auch die moderne Menschheit Opfer eines solchen Kometeneinschlags wird?


Bild:  Comet ISON Streaks Toward the Sun, NASA Goddard Space Flight Center, Flickr, CC BY-SA 2.0
Bild: Comet ISON Streaks Toward the Sun, NASA Goddard Space Flight Center, Flickr, CC BY-SA 2.0

Gefahr aus dem All

Gewaltige Kometen werden in der Astronomie als Zentauren bezeichnet und sollten als Gefahr für das Leben auf der Erde ernster genommen werden, zumindest wenn es nach einem Team von Astronomen des Armagh Observatoriums und der University of Buckingham geht. Derartige Kometen erreichen Durchmesser zwischen 50 und 100 Kilometer und wurden in den letzten Jahrzehnten vermehrt in der transneptunischen Gegend gesichtet, also der Gegend hinter dem Planeten Neptun, dem äußersten Planeten des Sonnensystems.

Diese Zentauren können allerdings durchaus in Richtung der inneren Planeten des Sonnensystems dringen, und zwar vor allem dann, wenn ihre Bahn durch das Gravitationsfeld des Neptuns, der Uranus oder des Saturns beeinflusst wird. Das Team schätzt, dass ein solcher Zentaur alle 40.000 – 100.000 Jahre den Orbit der Erde kreuzt.


Nun muss ein Zentaur nicht zwingend mit der Erde kollidieren, um einen Einfluss auf unser Ökosystem zu haben. Abhängig von seiner Größe, Zusammensetzung und Distanz, mit der der Komet die Bahn der Erde kreuzt, können die Auswirkungen auf unseren Planeten bereits sehr drastisch sein. Zentauren gelten als sehr instabil und sind daher einer ständigen Desintegration unterworfen. Es wird geschätzt, dass ein großer Zentaur mit einem Durchmesser von 100 Kilometer mehr Staub enthalten kann als alle Kometen, die bisher in der Nähe der Erde registriert wurden, zusammen. Je nach Entfernung zur Erde könnte das Vorbeiziehen eines solchen Zentaurs an der Erde unsere Atmosphäre komplett mit Staub verdunkeln, der die Sonneneinstrahlung über einen Zeitraum von 100.000 Jahren auf das selbe Niveau wie die Mondeinstrahlung heutzutage reduzieren würde.

Eine noch größere Gefahr geht jedoch von Splitterstücken aus, die mit der Erde kollidieren. Ein solches Trümmerstück kann einen Durchmesser von mehreren Kilometern haben, und es wird vermutet, dass es ein Trümmerstück eines Zentaurs war, das für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich war. Nach Ansicht der Forscher gab es in der Vergangenheit mehrere solcher Kollisionen, als Beispiele werden Krater im Golf von Neumexiko, der Ukraine, Sibirien und der Chesapeake Bay angeführt.

Kartographierung von Himmelskörpern

Laut den Wissenschaftlern ist ein es unvermeidlich, dass ein dicht an der Erde vorbeiziehende Zentaur auf das Ökosystem der Erde Einfluss nimmt. Das Ausmaß dieser Einflussnahme hänge dabei von einer Vielzahl an Faktoren ab.

Momentan wird im Rahmen des Spaceguard-Programms der NASA versucht, das Risiko eines solchen Ereignisses zu quantifizieren. Im Rahmen des Programms werden 90 Prozent aller Objekte nahe der Erde umfasst, die einen Durchmesser von einem Kilometer oder mehr haben. Das Programm konzentriert sich auf den Asteroidengürtel zwischen dem Mars und dem Jupiter. Professor Bill Napier, der an dem Forschungsprojekt teilnahm, weist darauf hin, dass die Notwendigkeit besteht, das kartographierte Gebiet bis an den Rand des Sonnensystems auszuweiten.

Our work suggests we need to look beyond our immediate neighborhood and look out beyond the orbit of Jupiter to find centaurs. If we are right, then these distant comets could be a serious hazard, and it’s time to understand them better”, so Napier in einem Statement.

Abwehrmaßnahmen: Können wir uns vor Asteroideneinschlägen schützen?

Die Erkenntnis, dass ein Zentaur nicht einmal mit der Erde kollidieren müsste, um eine ernsthafte Bedrohung für das Leben auf dem Planeten darzustellen, führt unweigerlich zu der Frage, ob und wie wir uns vor solchen Ereignissen schützen können. Der erste Schritt ist logischerweise, die Bedrohung so früh wie möglich zu erkennen. Früherkennungssysteme für Asteroiden existieren bereits, wobei es natürlich Raum für Verbesserung gäbe. Die NASA und ihr europäisches Pendant, die ESA, halten eine Vielzahl an Himmelskörpern im Blick, unter anderem im Rahmen des bereits erwähnten Spaceguard-Programm. Zu diesen Beobachtungsprogrammen gehört es natürlich auch, die Bahn der Asteroiden so genau wie möglich zu berechnen, um frühzeitig vor bevorstehenden Kollisionen warnen zu können. Faktisch können aber auch kleinere Asteroiden ab einem Durchmesser von 150 Metern verheerende Folgen haben.

Doch mit der Erkennung ist die eigentliche Gefahr nicht gebannt. Zum Schutz vor Asteroiden gibt es bisher nur wage Ideen. Eine davon ist, eine Sonde mit großer Masse in die Nähe des Himmelskörpers zu schicken und diesen durch das Gravitationsfeld der Sonde langsam von seinem Kurs abzubringen. Eine andere Variante ist es, den Asteroiden nicht indirekt abzulenken, sondern durch eine Kollision aus der Bahn zu werfen. Pläne, bei denen wie in dem Kinofilm “Armageddon” ein Asteroid einfach in die Luft gesprengt wird sind bei dem heutigen Stand der Technik schlicht noch nicht durchführbar.

Und die bestehenden Pläne richten sich alle nur gegen kleinere Himmelskörper. Gegen einen Zentaur von mehr als 50 km Durchmesser, der sich schon halb aufgelöst hat und dessen Trümmerfeld die Erde auch ohne Kollision beeinflussen kann gibt es aktuell schlicht keine Schutzmöglichkeit. Sollte sich also tatsächlich solch ein Riese in die Nähe unseres Planeten verirren, dann stellt er eine ernstzunehmende Gefahr für das Fortbestehen des Lebens auf der Erde dar.

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