Die Ecommerce Trends für 2014 und die nächsten Entwicklungen im interaktiven Handel waren das Haupt-Thema beim Etailment Summit vom 6.-7. November 2013 in Berlin bei dem Top Speaker aus der Branche ihre Erfahrungen, Strategien und Maßnahmen verrieten, um im Online-Handel den Anschluss nicht zu verpassen. Dabei zeigte sich auch, dass E-Commerce immer stärker auch wieder in den Offline-Handel integriert wird. Doch auch der technologische Fortschritt geht weiter – oder wie es DHL Paket CEO Dr. Andrej Busch formulierte:

„Unsere Generation ist dazu Verdammt alle Technologien abzuarbeiten, die wir auf Star Trek gesehen haben“

Multichannel, Omnichannel & Couch ist King

BVH (Bundesverband des Deutschen Versandhandels) Präsident Thomas Lipke eröffnete die Konferenz und präsentierte einige interessante Zahlen zur Entwicklung im Ecommerce. Weitere Speaker waren u.A. Dr. Andrej Busch (CEO von DHL Paket), Luis Hanemann (Partner Trust Agents, vormals CMO Rocket Internet), Dietmar Dahmen (Xio / Adobe), Sebastian Grebasch (Zalandao), uvm.


E-Commerce wächst stärker als erwartet

Der E-Commerce Anteil im Deutschen Versandhandel stieg 2013 deutlich stärker als prognostiziert auf geschätzte 39,8 Mrd. Euro im Vergleich zu 27,6 Mrd. in 2012 und trug somit erheblich zum Gesamtumsatz der Versandhändler bei. Der Nicht-Online-Umsatz ging hingegen um ca. 1/3 zurück von 12,3 Mrd. in 2012 auf 8,2 Mrd. in 2013. Dieser Rückgang wurde jedoch durch den E-Commerce Umsatz mehr als ausgeglichen.

Von Multi-Channel über Cross Channel zum Omni Channel

Potentielle käufer nutzen in ihrem Kaufprozess mehrere Medien und Vertriebskanäle. Nur über 1 oder 2 Kanäle zu kommunizieren reicht mitunter nicht aus. Alle Kanäle wie Social Media, Offline, TV, Mobile, Online Stores, physische Geschäfte, etc. sollten verknüpft eingesetzt werden.

Evolution im Multichannel Business

 Auf dem Sofa werden Kaufentscheidungen gefällt

Eine gute Nachricht für TV Sender ist die Aussage, dass viele Kaufentscheidungen nach wie vor auf der Couch gefällt werden. Allerdings spielen hier auch Smartphone und Tablet eine Rolle, die parallel zum TV genutzt werden.

Verschiedene Medien-Kanäle und ihre Eigenschaften

Kein Medium hat einen exklusiven Zugang zum Kunden – und oft werden einzelne Medien parallel bzw. seriell genutzt.

Die Chinesen kommen … und ziehen an uns vorbei

Noch im Jahr 2000 machten Europäer, USA und Kanada fast 2/3 der Internetnutzer aus. Mittlerweile sind wir nur noch 1/3. China, Südamerika und sogar Afrika nehmen gewaltig an Bedeutung zu.

Asien, Südamerika und Afrika dominieren die Internet-Welt

Wichtig ist hier die Information, dass in diesen „neuen“ Regionen Mobile oft wichtiger ist als Desktop, da es in vielen Regionen kein Internet über Kabel sondern nur über Mobilfunkanbieter gibt.

Auch das auf der Konferenz immer erwähnte Buzzword „Same Day Delivery“ gehört in Asien vielerorts bereits zum Standard. Während hierzulande DHL mit Paket.de eine hierzulande innovative Plattform für bessere Paketzustellungen geschaffen hat, so bietet das von Walmart zu mindestens 51% aufgekaufte Chinesische Unternehmen yhd.com (Yihaodian) bereits in unzähligen Städten 3 Stunden Lieferungen an. Dafür sorgt eine Armada aus Scooter Fahrern die auch die Bezahlabwicklung übernehmen. Während Rechnungskauf und Nachnahme bei Ecommerce Shops in Deutschland oft aus Risikogründen weggelassen werden gehört das Cash on Delivery in China eigentlich zum Standard und sorgt beiderseits für Vertrauen.

1.000 Geschäfte über Nacht mit virtuellen Produkt-Displays

Yihaodian sorgte mit einer Aktion für aufsehen, wo sie über Nacht 1.000 virtuelle Geschäfte in ganz China eröffneten. Anstatt die Produkte direkt vorrätig zu haben werden lediglich die Produktbilder mit einem QR Code angezeigt. Der Kunde bestellt mit seiner App und bekommt sie in einem engen Radius innerhalb von 3 Stunden und in 250 km Umkreis innerhalb von 12 Stunden geliefert! Alleine 100 dieser Stores wurden auf Parkplätzen, in Ubahnen, etc. in Peking platziert. Doch auch ohne einen Store kann man via einer Augmented Reality App jederseit mit seinem Smartphone in einem der virtuellen Shops einkaufen.

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Chinesen werden selbst im Ausland tätig

Während viele Händler hierzulande China nur als billiges Produktionsland oder höchstens noch als Absatzmarkt sehen übersehen viele die Expansion chinesischer Shops und Unternehmen in die ehemaligen Auftragsländer USA, Kanada, Deutschland, etc.

Wie Torsten Waack van Wasen von der diligenz group New York und Dr. Dirk Seifert (Leiter internationale Forschungsgruppe zu E-Commerce, Fudan University Shanghai, China) zu Denken geben ist dieser Prozess bereits im Gange. Unternehmen wie der Online Retailer JD.com von denen hier noch nie jemand gehört hat sind mitten in den Vorbereitungen für die globale Expansion. Finanzielle Mitel sind vorhanden und die Chinesische Regierung subventioniert die Exportkosten. Dr. Seifert liefert hierzu eine Anekdote aus einem Gespräch mit Vertretern von JD.com:

Seifert: Wie wollen Sie denn die Produkte nach Europa bekommen?

Chinese: Die Chinesische Regierung hat einen Flughafen in Ungarn gekauft. Da senden wir alles hin und verteilen es dann. Die Transporte werden von der Regierung subventioniert. Wenn es soweit ist werben wir Sie ab. Wir wollen Deutsche Entwickler und Online Marketing Experten.

Erfolgsfaktoren im E-Commerce: Preis, Zahlungsmethode, Auswahl, …

Die Frage welche Erfolgsfaktoren im E-Commerce am vielversprechenden beantworteten die Sprechen arvato (Bertelsmann Tochter) und Plus.de mit folgendem Chart:

 Zahlungsmethoden entscheidend für Kunden

Bei den Zahlungsmethoden ist der Klassiker Rechnung nach wie vor am beliebtesten beim Kunden. Gefolgt von der Kreditkarte. Interessant ist, dass sich Paypal schon auf Platz 3 vorschieben konnte.

Rechnung als Bezahlmethode führt zu 79% Rückgang der Kaufabbruchquote

Zu sagen eine Bezahlmethode sei wichtig ist eines – doch dieses Chart fasst die Auswirkungen in Zahlen. Angabe darüber um wie viel % sich die Kaufabbruchquote verringert, nachdem einzelne dieser Zahlungsarten im Bestellprozess hinzugefügt wurden. Wir wir sehen ist die beliebteste Bezahlmethode Chinas „Cash on Delivery“ hier bei uns noch nicht einmal aufgeführt.

Kundenwunsch vs. Bonität des Kunden

Um hohe Zahlungsausfälle vermindern zu können wird empfohlen die Zahlungsarten erst nach Angabe der Kontaktdaten individuell angepasst anzuzeigen. Viele größere Inkassoagenturen bieten hier Schnittstellen die innerhalb einer halben Sekunde die Abfrage durchführen und eine Freigabe für Rechnungskauf oder Nachnahme erteilen oder nicht. Kunden mit einem schlechten Bonitätsrating können dennoch den Kauf fortsetzen und via Sofortüberweisung, Kreditkarte, Paypal, etc. bezahlen ohne aktiv einen negativen Bescheid angezeigt bekommen zu haben.

Die Macht der Marke … und was davon bleibt

Der Exzentriker Dietmar Dahmen von ecx.io präsentierte einige interessante und kuriose Zahlen und Thesen, hier mal einige in der Übersicht:

  • Einer Umfrage zufolge sind in Beziehungen Partner am häufigsten eifersüchtig auf das iPhone des anderen.
  • 68% der Manager checken ihre Emails mindestens alle 30 Minuten
  • Wir müssen umdenken: Online ist normal, Offline ist die Ausnahme.
  • Ohne Marke ist nur noch der Preis wichtig
  • Unternehmensphilosophien müssen neu gedacht werden – Von Craft driven to Mission driven
    • Beispiel Kerze:
      Craft driven – ich stelle Kerzen her
      Mission driven – ich bringe Licht zu meinen Kunden
    • Beispiel Samsonite
      Die Frage darf nicht sein – Was stellt Samsonite her? sondern – Was tut Samsonite? – Samsonite hilft Sachen sicher zu transportieren. Unter der Denkweise könnte Samsonite auch eine Abteilung für den sicheren Transport digitaler Daten schaffen.
  • Seien Sie TÄTER, kein OPFER. Täter finden einen Weg das Ziel zu erzwingen, Opfer enden im Loch.
  • Schwimmen Sie nicht in der Masse „Beware the Lollipop of mediocracy“

Sonstige interessante Infos, Facts und Ideen vom Etailment Summit 2013

  • Zu Social Media gehören auch Social Events – Vergessen Sie offline nicht!
  • Mobile First. Schauen Sie zuerst dass Ihr Geschftsmodell mobil funktioniert und arbeiten Sie erst dann an der Desktop Anwendung
  • Die Supplay Chain im E-Commerce wird von der Demand-Chain abgelöst. Der Kunde sagt dem Dienstleister nun wann und wo er seine Bestellungen bekommen möchte. Also Freitag ab 17:00 Uhr wenn er Zuhause ist oder zur Packstation in der Nähe.
  • Wer internationalisieren möchte soll zentralisieren und standardisieren. Klar gibt es regionale Unterschieder, doch auf diese im Ecommerce immer einzugehen ist zu aufwändig. Lieber starke globale Partner suchen anstatt viele lokale Partner mit unterschiedlichen Systemen
  • Google Adwords: Es wird immer wichtiger die Kampagnen einzugrenzen als nur Keywords zu definieren. Das NICHT macht den Unterschied zum Erfolg aus.
  • Der Online-Umsatz weltweit hat 2012 die 1.000 Milliarden Dollar Grenze überschriten
  • 2013 wird Asien die USA im Online Umsatz überholen
  • Alibaba macht 160 Milliarden $ Umsatz – Soviel wie ganz Europa zusammen
  • In New York erkennen Sie Touristen in Starbucks daran, dass sie ihren Kaffee nicht schon zuvor mit einer App bestellt haben und einfach nur abholen und mit dem NFC Handy bezahlen, sondern in der Schlange anstehen.
  • Und das Internet of Things kommt natürlich auch. Automaten ändern z.B. Preise nach Beliebtheit der Produkte & Temperatur und melden genau, was nachgefüllt werden soll.

P.s.: Alle Daten sind im Übrigen ohne Gewähr. Sie stammen von Folien der Referenten oder aus Notizen zu den Vorträgen. Haben Sie andere Zahlen oder habe ich Sie falsch zitiert, so schreiben Sie bitte ein Kommentar, ich werde dies gerne korrigieren.

P.p.s: Ich freue mich sehr, wenn man mich verlinkt und / oder der Seite via Facebook, Twitter, RSS, Newsletter, etc. folgt 🙂

1 Kommentar

  1. Ramin

    17. November 2013 at 13:35

    Tolle Zusammenfassung. Danke!

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