Das Thema Energie ist wohl in kaum einem Bundesland so umstritten wie in Hamburg. Umweltschützer diskutieren bereits seit Jahren mit dem Senat und Energieunternehmen, und die Energiepolitik des Stadtstaats ist dementsprechend von einigem Hin und Her geprägt. In den nächsten Jahren möchte Hamburg jetzt ein weltweit wohl einzigartiges Konzept umsetzen und eine radikale Energiewende vollziehen. Das Hauptziel ist es, Kohle als Energiequelle zurückzudrängen und das Fernwärmesystem umweltfreundlicher zu gestalten. Herzstück des Konzepts ist ein gewaltiger Wärmespeicher unter der Stadt.


Bild:  Hamburg, Michaela Loheit, Flickr, CC BY-SA 2.0
Bild: Hamburg, Michaela Loheit, Flickr, CC BY-SA 2.0

Neues Energiekonzept in Hamburg

Zwei Jahre ist es nun her, als das Energieunternehmen Vattenfall im Hamburger Stadtteil Moorburg eines der größten Kohlekraftwerke Deutschlands ans Netz nahm. Damals gab es erbitterten Widerstand von Umweltschützern, die aber letztlich gegenüber dem Hamburger Senat und Vattenfall den Kürzeren zogen. 2013 wiederum stimmte die Hamburger Bürgerschaft für den Rückkauf der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze. Der Gedanke dahinter: Wenn die Netze in öffentlicher Hand sind, kann die Energieversorgung fernab von kommerziellen Motivationen sozialverträglicher und umweltfreundlicher gestaltet werden.

Die Fernwärme ist dabei die wohl größte Herausforderung. Es gibt in Hamburg zwei alte Kohlekraftwerke, die Wasser erhitzen, dass in etwa 40.000 Hamburger Wohnungen für Wärme sorgt. Die Kraftwerke sollen 2019 als Teil des Fernwärmenetzes von der Stadt von Vattenfall zurückgekauft werden. Der Senat möchte dann gemäß Volksentscheid die Kohlekraftwerke so schnell wie möglich durch saubere Lösungen ersetzen.


Industrieanlagen sollen in die Fernwärme eingebunden werden

Das Konzept ist technisch durchaus ambitioniert und wurde in dieser Form und diesem Umfang bisher kaum erprobt. Es sieht vor, mehrere Betriebe der Großindustrie in Hamburg in die Wärmeproduktion mit einzubeziehen, indem während der Produktion entstehende Hitze ausgekoppelt und in das Fernwärmenetz der Stadt eingespeist werden soll. Dadurch könnte etwa ein Viertel der Leistung des Kohlekraftwerks Wedel bereitgestellt werden.

Zusätzlich soll mittels großer Wärmepumpen Energie aus dem Elb-und Klärwasser gewonnen werden und der Anteil der Heizenergie aus Müllverbrennungsanlagen erhöht werden. Ein neues, mit Stroh beheiztes Kraftwerk soll an besonders kalten Tagen die Spitzenlast abfangen. Im Sommer wiederum sollen solarthermische Anlagen einen Großteil des Warmwasserbedarfs abdecken.

Gigantischer unterirdischer Wärmespeicher speichert Wärme für den Winter

Das Besondere an dem Konzept wird aber ein gigantischer, unterirdischer Grundwasser-Wärmespeicher sein. Im Sommer wird überschüssige Wärme unter die Erde geleitet, indem Wasser auf 80 Grad erhitzt und in den Boden gepumpt wird.

Dieses Wasser hat auch im Winter noch eine Temperatur von 65 Grad und kann dann bei Bedarf von Pumpen aus dem Boden geholt werden. In einer Müllverbrennungsanlage wird es dann auf 135 Grad erhitzt und kann dann im Fernwärmenetz verwendet werden. Mit dem Speicher möchte die Stadt immerhin etwa 10 Prozent der Wärmeversorgung des Kraftwerks in Wedel speichern.

Kritiker fürchten, dass die Stadt sich übernimmt

Das Konzept ist aber nicht ohne Kritiker. Diese befürchten unter anderem, dass die Stadt von dem anspruchsvollen Konzept mit einem äußerst diversifizierten Energiemix überfordert sein wird – unter anderem auch deshalb, weil der unterirdische Wärmespeicher in der Form weltweit einzigartig wäre. Die Partei die Linke fürchtet außerdem, dass mangels günstiger Alternativen die Wärme des Kraftwerks Moorburg dennoch eine Rolle im Energiekonzept der Stadt spielen wird.

Welche Kosten auf die Hamburger für das neue Energiekonzept zukommen, ist bisher noch völlig unbekannt. Vom Aufsichtsrat der Wärmegesellschaft wurden dennoch schon einmal sechs Millionen Euro an Mitteln bewilligt. Unter anderem, um genau das herauszufinden.

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