Dem internationalen Herstellerverband IFR zufolge werden 2020 knapp 3 Millionen Roboter allein in der Industrie ihren Job antreten. In der deutschen Automobilbranche ist bereits jeder zehnte Mitarbeiter ein Blechkollege. Auf 10.000 Mitarbeiter gerechnet macht das laut dem Verband „International Federation of Robotics“ konkret 1131 Roboter. Deutschland ist damit weltweit sogar einsamer Spitzenreiter. Um die Arbeitsabläufe im Hinblick auf Arbeitsentlastung, Effizienzsteigerung, Umverteilung und auch Arbeitssicherheit in Zukunft regeln zu können, hat sich jüngst auch eine Mensch-Roboter-Kollaboration zwischen Deutschland und Tschechien gebildet. Hier trifft geballtes Expertentum aufeinander. Neben neuen Prozessen und einer neu definierten Zusammenarbeit, spielen auch Sicherheitsaspekte dann eine Rolle, wenn Mensch und Maschine sich das Arbeitsfeld teilen.


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Pro Jahr 24.000 neue Roboter in Deutschland

Wenn es um den Einsatz von Robotern in der Industrie geht, sind die Zahlen schon beeindruckend. Im Schnitt kann man hierzulande auf 10.000 Industriearbeiter 309 Roboter zählen. In Südkorea ist die Dichte mit 600 Robotern auf 10.000 Industriearbeiter noch höher. Gemeint ist hier die gesamte Branche und nicht nur die Autobranche, die Deutschland dominiert. Das Ranking ist damit wie folgt festgesetzt: Südkorea, Japan und Deutschland. Die Hälfte der im letzten Jahr in Deutschland eingesetzten Industrieroboter wurzelt in der Autobranche. Das sind etwa 95.000. Weltweit zählt der Verband 1,8 Millionen Industrieroboter. Roboter, die etwa in der Pflege oder im Service eingesetzt werden, sind hiervon nicht erfasst. In Zukunft soll dieser Trend weiter anhalten. Das wird zunehmend auch gravierende Veränderungen herbeiführen. Das Stichwort ist hier „Stellenwegfall“. Experten geben jedoch Entwarnung und betonen, dass die Roboter eher monotone Arbeiten abnehmen werden und den bisherigen menschlichen Arbeitern die Chance einräumen, fordernde Aufgaben übernehmen zu können. Bis 2020 sollen 3 Millionen Industrieroboter ihre Arbeit aufnehmen. Den Löwenanteil dürfte dabei Asien wegnehmen. In Deutschland beträgt die bisherige Jahresproduktion knapp 24.000 Roboter. 500 Unternehmen setzen in der Branche auf Indistrieroboter. Trotz des Einsatzes, konnte allerdings ein Zuwachs der Beschäftigungen um 9 Prozent verzeichnet werden. Statt stupide Fließbandarbeiten weiter durchzuführen und die Gesundheit auf das Spiel zu setzen, werden immer mehr Mitarbeiter großer Industriekonzerne umgeschult beziehungsweise weitergebildet und übernehmen die Steuerung der Maschinen oder auch die Wartung. Umschulungen und Trainings führen Experten durch, die als Dienstleister entsprechend gut konditionieren können. Auch hier werden in Zukunft weitere Stellen geschaffen.


Bis 2025 werden Roboter 60.000 Arbeitsplätze kosten

Zusammenfassend ist das Ergebnis also zunächst überraschend. Im Tenor besteht ja die Befürchtung, dass der Vormarsch der Maschinen für einen Zuwachs der Arbeitslosigkeit sorgen könnte. Forscher haben hierzu entsprechende Studien durchgeführt und sind zu einem überraschenden aber auch mit etwas Bauchschmerzen begegnendem Fazit gekommen. Wie IFR-Präsident Joe Gemma darstellt, entstehen durch die Automatisierung neue interessante Jobs, die von Menschen besetzt werden müssen. Allerdings ist auch die Besetzung von Routine-Aufgaben langfristig gesehen eine Ursache für den Verlust von Arbeitsplätzen. Hierfür hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit ebenfalls einmal die Zahlen angeschaut und für die Zukunft eine Analyse erstellt. Der Wandel in der klassischen Industrie zur Industrie 4.0 wird auf der einen Seite bis 2025 rund 490.000 Arbeitsplätze kosten. Gleichzeitig sollen aber auch 430.000 neue Jobs entstehen. Durch den Einsatz der Maschinen wird zum einen die Entlastung der Mitarbeiter und zum anderen ein Produktionszuwachs forciert. Das von den Forschern errechnete Verlustrisiko beziffert sich somit auf etwa 60.000 Arbeitsplätze.

Mensch-Roboter-Kollaboration für Industrie 4.0

Im August 2016 wurde das neue Innovationslabor für Mensch-Roboter-Kollaboration in Industrie 4.0 gestartet. Hierzu kooperieren die nationalen Exzellenzzentren DFKI Saarbrücken und das tschechische Institut für Informatik, Robotik und Kybernetik (CIIRC) in Prag miteinander. Im Rahmen des 3. Tschechisch-deutschen Workshops wurden dabei nicht nur neue Chancen besprochen, sondern auch die Umsetzung der Theorie der Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK 4.0) in der Industrie 4.0 erprobt. Im Fokus stand die Integration von Forschung und Produktion. Dabei wurden sogenannte „Mixed-Reality-Szenarien“ speziell für die standortübergreifende Produktion und der Werkerunterstützung für ergonomisch belastende Montagearbeiten erprobt. Darüber hinaus beschäftigten sich die Experten auch mit dynamisch anpassbaren Sicherheitsbereichen in gemeinsamen Arbeitszonen von Menschen und Maschinen.

Was die Befürchtungen der Arbeitsplatzvernichtung durch Roboter anbelangt, gibt sich der Bosch-Geschäftsführer Christoph Kübel noch optimistischer als das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. In einem Interview mit Zeit Online betont Kübel, dass es nicht zielführend sei „eine menschenleere Fabrik“ zu forcieren. Der Einsatz von Robotern soll langfristig gesehen sogar mehr Arbeitsplätze schaffen.

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