Stammzellen sind multifunktional, ihre Wirkungsweise wird aktuell auf unterschiedlichste Weise erforscht. Mediziner injizierten nun in zwei verschiedenen Versuchsreihen diese sehr speziellen Zellen in die Gehirne von Schlaganfallpatienten – mit hoffnungsverheißendem Ergebnis.


Stammzellen aus Knochenmark und Föten

SanBio in Kalifornien und ReNeuron aus Großbritannien sind die beiden Unternehmen, die auf dem genannten Gebiet erste Erfolge erzielt haben. Menschen, die sich nach einem Schlaganfall nur noch im Rollstuhl fortbewegen konnten, lernten wieder zu laufen, andere Studienteilnehmer verbesserten ihre Sprache und den Bewegungsradius ihrer Arme. Eine ältere Dame besaß nach ihrem Schlaganfall nur noch die Kontrolle über ihren linken Daumen, nun bewegt sie sich wieder auf eigenen Beinen fort und hebt sogar die Arme über den Kopf. Die Vorgehensweisen der beiden Versuchsreihen unterschieden sich im Detail: SanBio entnahm seine Stammzellen aus dem Knochenmark gesunder erwachsener Spender und fügte ihnen ein Gen namens Notch1 hinzu, das bei Kindern dazu dient, die Gehirnentwicklung anzukurbeln. ReNeuron verwendete hingegen Stammzellen aus fehlgeborenen Föten, die die Wissenschaftler für die Injektion vermehrten.


Auch nach mehr als einem Jahr fortschreitende Heilungserfolge

Beide Studien brachten messbare Verbesserungen bei allen Teilnehmern, die auf einer Skala von 0 bis 100 im Durchschnitt bei 11,4 lagen. Das klingt erst einmal nicht nach viel, doch für die einzelnen Patienten besaß dies eine enorme Bedeutung. Besonders diejenigen Teilnehmer, die weit über dem Durchschnitts-Score lagen, konnten ihr Leben ganz neu genießen. Die ReNeuron-Studie liegt nun schon einige Zeit zurück, hier zeigen sich auch noch mehr als ein Jahr später fortschreitende Heilungserfolge. Die Mobilität von Patienten, deren Schlaganfall zwischen sechs Monaten und drei Jahren zurücklag, nahm besonders stark zu.

Totgeglaubte Hirnregionen werden neu aktiviert

Die betroffenen Hirnregionen scheinen also alles andere als abgestorben zu sein, eher werden sie durch die Erkrankung blockiert und benötigen einfach neue Anreize, ihre Funktion wieder aufzunehmen. Die durch ein Bohrloch im Schädel injizierten zweieinhalb bis zehn Millionen Stammzellen setzen Vorgänge in Gang, in deren Verlauf sich Gehirnzellen aktiv vernetzen und Blutgefäße als Versorgungspipelines neu entstehen. Was wie ein Wunder klingt, ist also ein simpler biologischer Prozess, den die Mediziner nun noch weiter erforschen, um hoffentlich bald hochwirksame Heilmittel auf den Markt zu bringen.

Quelle: www.newscientist.com

1 Kommentar

  1. Christoph

    5. Juni 2016 at 16:37

    Und wird die Behandlung denn bald in Deutschland zugelassen? Ist doch schon mal ein klarer Erfolg.

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