Drei Viertel des gesamten europäischen Gütertransports entfallen auf Lkws. Die großen Autobahnboliden gehen uns alle etwas an und bilden das Rückgrat der Wirtschaft. Ohne die fahrenden Lager gäbe es keine Lebensmittel, keine Waren und letztlich auch keine Arbeitsplätze. Wir haben hinter die Kulissen des durchaus spannenden Themenfeldes des Lkw der Zukunft geblickt und sind dazu unter anderem auch in den Dialog mit Verantwortlichen von Daimler getreten. Am Montag präsentierte der Konzern einen spektakulären Feldversuch und schickte drei autonom fahrende, zugelassene Zukunfts-Trucks auf die Autobahn A52 bei Düsseldorf. Die Lkw sind miteinander vernetzt und fahren im sogenannten „Platoon“ sehr effizient. Im folgenden Beitrag wollen wir euch die Schlüsseltechnologien einmal vorstellen und einen Ausblick in die Zukunft des Transportwesens vermitteln.


Daimler Trucks bringt seine Lkw in das Internet

Das Internet der Dinge ist ein Schlagwort, das zunehmend an Relevanz erfährt. Dank innovativer Technologien wird es immer einfacher sein Gegenstände, Fahrzeuge und Geräte miteinander zu vernetzen und eine Kommunikation zwischen diesen aufzubauen. Noch in diesem Jahr sollen Experten-Schätzungen nach 1,5 Milliarden Dinge online gehen. Allein in dieser Minute haben sich wieder 3.000 neue Dinge vernetzt. Im Gegensatz zum autonomen Fahren, das recht einfach erklärt ist, ist Konnektivität jedoch ein weitreichendes Feld. Das Thema ist umfassend und besteht aus vielen einzelnen Puzzleteilen, die am Ende reibungslos verbunden ein Ganzes ergeben. Daimler hat dafür am Montag den 21.3.2016 nach Düsseldorf eingeladen um uns mit auf eine spannende Tagesreise zu nehmen. Seit 2013 ist Konnektivität bei den Daimler Trucks ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie. Mit dem vollständig vernetzten Lkw soll ein fundamentaler Schritt in die Zukunft geebnet werden. Schon jetzt können mehrere Fahrzeuge miteinander vernetzt und im Verbund effizienter auf den Straßen bewegt werden. Die Zukunftstechnologie ist dabei nicht nur ein Zugewinn für die Fahrer, Spediteure und Fahrzeughersteller, sondern auch für die gesamte Gesellschaft und die Umwelt. In den nächsten fünf Jahren wird Daimler eine halbe Milliarde Euro in die fortschrittliche Technologie investieren und bereits Geschaffenes weiter ausbauen. Die Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse erstrecken sich dabei nicht nur auf die Nutzfahrzeug-Sparte, sondern bietet auch der Kfz-Branche einen Mehrwert und umgekehrt.


Campus Connectivity: Veranstaltung vom 21.3.2016 im Video zusammengefasst

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Die digitale Vernetzung von Zukunfts-Lkws im Live-Experiment

Wie bereits angekündigt und auch über unsere Facebook-Seite publiziert, zeigte Daimler im Rahmen einer Live-Demonstration, wie effizient und sicher drei über WLAN vernetzte, autonom fahrende Lkw mit Straßenzulassung im öffentlichen Verkehrsraum auf der Autobahn A52 in Zukunft unterwegs sein könnten. Natürlich lag für diesen Versuch eine Sondergenehmigung vor, autonomes Fahren ist seitens des Gesetzgebers bisher nach wie vor nur eingeschränkt in Deutschland möglich. So saßen auch drei Fahrer noch hinter dem Steuer der Future Trucks. Als der „Selbstfahrmodus“ aktiviert wurde, konnten die Fahrer jedoch die Hände vom Lenkrad nehmen und in die Beobachter-Rolle schlüpfen. Die Lkw kommunizierten untereinander und tauschten stets Daten aus. Highway Pilot Connect nennt Daimler das neue System, was die Vernetzung von mehreren Schwerlast-Transportern zu einem sogenannten „Platoon“ ermöglicht. Die drei Sattelzüge der Marke Mercedes Benz koppelten sich im Fahrverbund über die V2V-Vernetzung (Vehicle to Vehicle). Im autonomen Modus wird der Sicherheitsabstand aufgrund der wesentlich schneller reagierenden Technologie von den normalen 50 Metern auf 15 Meter reduziert. Dank des Highway Pilot Connect Systems werden Bremssignale des Führungsfahrzeugs in einer Zehntel Sekunde an die hinteren Fahrzeuge übermittelt, so dass sofort reagiert und gebremst werden kann. Die menschliche Reaktionszeit von 1 bis 1,5 Sekunden wird hier deutlich unterschritten, was sich letztlich auch auf den Reaktionsweg auswirkt. Dieser wird durch das schnelle System von 30-35 Metern auf weniger als fünf Meter reduziert.

Die Vorteile des Platooning im Video erklärt

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Dank des Highway Pilot Connect sollen Folgeschwere Auffahrunfälle in Zukunft weitestgehend vermieden werden. Zudem wird durch das neue System auch die Umwelt nachhaltig geschont und das auf zwei Ebenen. Zum einen ermöglicht das Fahren im Platoon aufgrund des reduzierten aber dennoch ausreichenden Sicherheitsabstandes eine Kraftstoffeinsparung des zweiten Fahrzeugs von elf Prozent. Das ist bereits eine beachtliche Menge, die auf die Masse gesehen größere Einsparungen zulässt. Die Reduzierung des Sicherheitsabstands, verkürzt zudem den Konvoi von 150 auf knapp 80 Meter. Das bedeutet im Fazit mehr Platz auf der Autobahn. Auf Nachfrage wurde angegeben, dass ein Platoon aus bis zu 10 Lkw noch durchaus praktisch, technisch umsetzbar und sinnvoll sei.

Die Fahrzeuge kommunizieren dabei über ein spezielles WLAN-Modul miteinander. Hier wird auf einen eigens für Nutzfahrzeuge entwickelten Funkstandart gesetzt der europaweit und Unternehmens-übergreifend festgelegt wurde. Die smarten Trucks verarbeiten Daten von 400 Sensoren. Daimler zufolge ist der Programmcode umfangreicher als bei einem Jet. Im Live-Experiment schickte Daimler drei autonom fahrende Trucks auf die Autobahn 52 bei Düsseldorf. Diese fuhren im Verbund mit einem Abstand von 15 Metern. Simuliert wurde unter anderem das Einschären eines PKW zwischen dem ersten und zweiten Truck. Sobald der Truck Nummer 2 den PKW mittels Frontkamera erfasste, vergrößerte das Fahrzeug automatisch den Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden PKW. Die Erkennung erfolgt dabei schnell und sicher. Das in der Front integrierte Kameratool erfasst die eingefangenen Bilder, rechnet diese herunter und wertet das Material zugleich und in Echtzeit aus. Die Informationen werden dann unverzüglich an die Steuereinheit weitergesendet. Erkannt werden nicht nur fahrende, sondern auch stehende Objekte. Auch die restlichen im Platoon befindlichen Lkw werden mit den gesammelten Echtzeit-Verkehrsinformationen versorgt. So weiß beispielsweise Lkw Nummer 3, was Nummer 1 sieht und umgekehrt. Muss das führende Fahrzeug eine Notbremsung hinlegen, reagieren die hinteren Fahrzeuge ebenfalls sofort und bremsen sofort ab. Im Platoon können nicht nur Mercedes Benz Lkws fahren, sondern alle Lastkraftwagen, die sich vernetzen wollen. Das System ist bewusst offen gewählt um die Technologie auch in Zukunft in vollem Umfang und Plattform-übergreifend nutzen zu können.

Gefahrenbremsung dank Vernetzung effektiver

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„Unsere Lkw vernetzen sich vollständig mit allen Transportbeteiligten, sie senden und empfangen permanent Informationen. Diese Echtzeitdaten können alle im Logistikprozess für ihre Bedarfe nutzen. So lassen sich künftig beispielsweise Wartezeiten beim Be- und Entladen reduzieren, Verwaltungsaufwand verringern und Staus vermeiden. Durch technische Updates über Funk oder die automatische Übermittlung der Ankunftszeit des Lkw in der Werkstatt lassen sich auch die Servicezeiten deutlich senken. Damit steigern wir die Leistungsfähigkeit des gesamten Warentransports erheblich. Das ist eine Riesenchance, das wachsende Güteraufkommen intelligent zu bewältigen – und wir werden sie nutzen“, erklärt Dr. Wolfgang Bernhard, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Daimler Trucks & Daimler Buses.

Der weltweite Transport von Gütern nimmt zu

Mit der Zunahme des weltweiten Transports von Gütern in der Zukunft nimmt auch die Forschung an innovativen Lösungen zu um einen Zusammenbruch des Verkehrsnetzes zu vermeiden. Ein Ansatz ist dabei die Smart Trucks in das Internet der Dinge zu integrieren und das Transportwesen in den kommenden Jahren grundlegend zu verändern.

“Heute legt Daimler den Grundstein für die Dritte Industrielle Revolution. In der Ära des Internets der Dinge werden alle Geräte und Maschinen über Sensoren verfügen, die jederzeit sekundenaktuelle Informationen liefern können. Dies wird die Art und Weise, wie wir wirtschaften, grundlegend verändern. Das Internet der Dinge eröffnet völlig neue Chancen“, so Jeremy Rifkin, Autor, Soziologe und Zukunftsforscher im Rahmen der Veranstaltung Campus Connectivity.

FleetBorad

Bei Daimler sind bereits 365.000 Nutzfahrzeuge miteinander vernetzt. Dabei ist bereits Technologie im Einsatz, die seit 15 Jahren stets weiterentwickelt wurde. Um auch einmal in die Rolle eines Unternehmers schlüpfen zu können, der auf die neue Daimler Technologie zurückgreifen könnte um die Transporte noch effizienter zu gestalten, wurde im Rahmen eines der insgesamt vier veranstalteten Workshops auch die Arbeitsweise von FleetBoard vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein Tochterunternehmen, das als führender Telematik-Dienst für Lkw, ein Tool entwickelt hat das eine Vielzahl von Zustands-, Tour- sowie von Positionsdaten des Fahrzeugs sammelt und diese dann über Mobilfunk an die Zentrale sendet. Auch Fahrzeuge anderer Hersteller können jederzeit mit FleetBoard nachgerüstet werden. Die Software kommuniziert unter anderem auch über eine App, die den Fahrern zugänglich ist. Hierüber können Aufträge einfach bearbeitet und Ziele neu definiert werden. Auch eine Schadensmeldung erfolgt einfach und unkompliziert und kann zudem mit einem Foto hinterlegt werden. Als Unternehmer kann man stets die Positionen des Lkw verfolgen und auch Informationen zu der noch verbleibenden Lenkzeit einholen. So besteht auch die Möglichkeit noch während einer Tour reagieren zu können oder umzudisponieren. In Kombination mit speziellen Fahrer-Trainings kann auch hier lohnenswert optimiert werden, was zuletzt allen Beteiligten und auch uns als Konsumenten zu Gute kommt. Auch Leerfahrten sollen so drastisch reduziert werden.

„Als im November 2007 das erste iPhone vorgestellt wurde, nutzten unsere Kunden schon sieben Jahre lang FleetBoard. Seit inzwischen über 15 Jahren können sie damit sowohl in ihren Lkw der Marke Mercedes-Benz als auch in den Fahrzeugen anderer Fabrikate ihr Fuhrpark- und Fahrermanagement effizient steuern. Niemand hat auf diesem Gebiet mehr Erfahrung als Mercedes-Benz Lkw“, betont Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Lkw.

Ausblick in die Zukunft des autonomen Fahrens und Transportwesens

Die Zukunft ist auch im Transportwesen eine sehr spannende Geschichte. So werden vermehrt vernetzte Lkw unterschiedlicher Unternehmen und Marken zusammen Einheiten auf den Autobahnen bilden um effizienter, CO2- und Kraftstoff-sparender Güter zu transportieren. Im Platoon profitieren alle voneinander. In naher Zukunft werden auch die Fahrer durch neue Technologie entlastet. Lkws fahren weitestgehend autonom, die Fahrer können sich dann zurück lehnen, mit den Liebsten kommunizieren, die Routen planen und einfach mal durchschnaufen oder sogar ein wenig Sport treiben und sich fit halten. Bisher soll die Technologie den Fahrer entlasten, es ist jedoch nicht abwegig, dass eines Tages kein Fahrer mehr benötigt wird. Daimler gab auf Nachfrage an, dass es zunächst nicht vorrangig das Ziel sei den Fahrer zu ersetzen. Vielmehr sollen diese entlastet werden und die Möglichkeit erhalten das soziale Umfeld pflegen zu können.

Dank der Vernetzung und neuer Technologien wie dem autonomen Fahren werden Ressourcen effizienter eingesetzt, Kraftstoff gespart und Emissionen reduziert. Die Auslastung der Lkw wird erhöht, während das Personal entlastet wird. Zudem werden Lkw noch sicherer. Überall da wo viele Daten gesammelt und Systeme automatisiert werden, wird allerdings auch die Datensicherheit eine große Rolle spielen. Auch hier verspricht Daimler einen verantwortungsbewussten Umgang. So sorgen hochleistungsfähige Rechner im European Data Center der Daimler AG in Stuttgart bespielsweise bei FleetBoard bereits für eine sichere Verarbeitung der Daten und die verschlüsselte Übertragung und das rund um die Uhr.

Expertenberechnungen zufolge soll es bis 2050 zu einer Verdreifachung Transportvolumens im Straßengüterverkehr kommen. Eine Vernetzung der Lkw mit der Umwelt und untereinander ist dabei unumgänglich um den gesamten Warentransport nicht nur schnell und sicher, sondern auch umweltschonender zu organisieren. Für die Zukunft bedarf es einer harmonisierten und grenzüberschreitenden Regulation des Straßengüterverkehrs. Neben der autonomen Komponente, den vernetzten Lkw und intelligenter Telematik, dürfte auch der Umschwung von Antrieben mit fossilen Verbrennern auf Elektromotoren eine wesentliche Rolle spielen. So rollen bereits die ersten Lkw mit E-Motoren im öffentlichen Straßenverkehr.

Fazit

Daimler hat am Montag recht eindrucksvoll gezeigt, wie spannend das Thema „Transportation“ sein kann und wie viel Technologie in diesem Bereich bereits vorhanden ist. Es ist faszinierend, wie die smarten Lkw von morgen funktionieren und welchen Mehrwert diese für alle bieten. Wir werden auch hier am Ball bleiben und in regelmäßigen Abständen über die neuen Future Trucks, autonome Autos und die zunehmende Urbanisierung berichten.

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