Die Bay of Fundy im kanadischen Neuschottland gilt als die Stelle mit dem höchsten Tidenhub weltweit. Die Differenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser liegt hier bei bis zu 16 Metern. Die Bucht ist daher theoretisch optimal geeignet für ein Gezeitenkraftwerk. Dies gilt insbesondere für das Minas-Becken, das eine Art Nadelöhr darstellt, wodurch besonders hohe Fließgeschwindigkeiten garantiert sind. Bereits 2009 hatten Ingenieure deswegen dort eine riesige Turbine installiert. Diese war den Kräften der Natur aber nicht gewachsen: Die Wassermassen rissen schlicht alle beweglichen Teile der Turbine mit sich. Aus diesen Erfahrungen haben die beteiligten Experten nun gelernt und eine neue Riesenturbine entwickelt. Diese wurde nun im Wasser versenkt und soll in rund zwei Wochen erstmals Strom liefern.


Die Turbine muss nicht im Boden verankert werden

Die schieren Ausmaße der Turbine sind dabei gewaltig: Sie ist zwanzig Meter hoch, besitzt einen Durchmesser von 16 Metern und wiegt etwa tausend Tonnen. Für eine solche Konstruktion gab es bisher nicht einmal ein passendes Transportschiff, weshalb zusätzlich noch ein eigener Lastkatamaran entwickelt und gebaut wurde. Die schiere Masse der Turbine sorgt aber immerhin dafür, dass diese nicht im Boden verankert werden muss. Das Wasser soll dort nun mit Geschwindigkeiten von bis zu fünf Metern pro Sekunde durch die Turbine fließen und auf diese Weise Strom erzeugen. Die Besonderheit dabei: Im Minas-Becken existiert beinahe rund um die Uhr eine Strömung, sodass eine konstante Stromproduktion ermöglicht wird.


Vier verschiedene Unternehmen werden ihre Ansätze unter Realbedingungen testen

Diese erste Turbine wurde von dem Unternehmen Cape Sharp Tidal entwickelt und zum Einsatz gebracht. Dies geschah allerdings unter Aufsicht des „Fundy Ocean Research Centre for Energy“. Die Experten dort hatten ein 1,6 Quadratkilometer großes Gebiet in der Bay of Fundy als Testfeld definiert. Dort werden insgesamt vier Unternehmen verschiedene Turbinendesigns zum Einsatz bringen und unter Realbedingungen testen. Auch andernorts wird allerdings bereits an entsprechenden Lösungen gearbeitet. So plant die Firma Kepler Energy den Bau eines 25 Megawatt Gezeitenkraftwerks im britischen Bristolkanal. Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Kraft der Gezeiten großflächig zur Produktion von sauberer Energie genutzt werden kann.

Via: Cape Sharp Tidal

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