Man kann überschüssigen Strom in Treibstoff verwandeln, in Erdgas und in Wärme. Das ist zwar noch nicht Standard, aber vielfach erprobt. Jetzt kommen finnische Wissenschaftler mit einer vierten, besonders ausgefallenen Möglichkeit, Strom zu nutzen, den niemand haben will. Ein Team um Juha-Pekka Pitkänen vom Technologieforschungszentrum Finnland in Espoo und Jero Ahola von der Technischen Universität in Lappeenranta nutzen den Strom, um Lebens- und Futtermittel herzustellen, genauer gesagt Proteine. Das sind äußerst nahrhafte Eiweiße, die als Nahrungs- und Futterergänzungsmittel genutzt werden können. So könnten Äcker teilweise überflüssig werden, sodass die Natur sie zurückerobern könnte. Das würde auch die gestresste Flora und Fauna entlasten.


Rohstoffe aus der Luft

„Im Prinzip stammen alle Rohstoffe, die wir für unser Verfahren brauchen, aus der Luft“, sagt Pitkänen. Das stimmt zumindest für Kohlendioxid, das die Proteinbausteine Kohlenstoff und Sauerstoff liefert, und Stickstoff. Einen wichtigen Teil der Proteinherstellung übernehmen Mikroorganismen, die Stickstoff, Phosphor, Kalium und noch ein paar Spurenelemente benötigen, um zu wachsen und sich zu vermehren, ergänzt Ahola.


Zudem benötigen sie noch Energie. Die beziehen sie aus Wasserstoff. Und hier kommt Überschussstrom ins Spiel. Ebenso wie bei den übrigen Power-to-Techniken (Umwandlung von Strom in andere Energiearten) wird Wasser in Wasser- und Sauerstoff aufgespalten. Das geschieht direkt in dem Bioreaktor, in dem die Mikroorganismen arbeiten, sodass sie die Produkte direkt verwerten können. Der Kohlenstoff, den sie benötigen, um eigene Biomasse aufzubauen und Proteine herzustellen, beziehen sie aus Kohlendioxid, mit dem die Nährlösung abgereichert wird. Ein Laboranlage ist bereits in Betrieb.

Nahrungsmittel aus der Wüste

Das Verfahren der Finnen ermöglicht es, überall auf der Welt, selbst in Wüsten und in Permafrostregionen Lebensmittel herzustellen, ganz ohne Ackerflächen. Der geplante Prototyp passt in einen Normcontainer und arbeitet vollautomatisch. „Damit kann jeder seine Eigenen Lebensmittel herstellen“, sagt Ahola. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem klassischen Ackerbau: s sind keine Herbizide. Fungizide oder Insektizide nötig, die stets auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Mit unserer Technik vermeiden wir jeden negativen Einfluss auf die Umwelt“, so Ahola.

An Steaks beißen sich Mikroben die Zähne aus

Es ist sogar möglich, unterschiedliche Proteine herzustellen, sagt Pitkänen. Dazu müssen andere Mikroorganismen eingesetzt werden. Klassische Lebensmittel werden sie dennoch nicht herstellen können. Steaks werden weiter vom Rind kommen.

via LUT

1 Kommentar

  1. Kai

    28. Juli 2017 at 12:37

    Abgefahren. Damit sind wir ja dann tatsächlich bald bei den „Enterprise“-Replikatoren.

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