Fortschreitende Spezifizierung des 5G-Standards geht mit neuen Anwendungsszenarien einher. Ein solches Szenario wäre etwa die direkte Vernetzung von Endgeräten über ein Satellitennetzwerk. Gemeinsam mit dem US-Chiphersteller Qualcomm und dem französischen Luft- und Raumfahrtunternehmen Thales arbeitet der schwedische Netzausrüster Ericsson an einem Forschungsprojekt, bei dem ein Netz von Satelliten in einem niedrigen Orbit etabliert werden soll, das dann auch einsame Gegenden sowie die Ozeane mit einer Mobilfunkverbindung mit hohen Übertragungsgeschwindigkeiten versorgen können soll.


Symbolbild

Weiterentwicklung des 5G-Standards ermöglicht neue Technologien

Die technischen Voraussetzungen für ein solches Projekt werden mit der laufenden Weiterentwicklung des 5G-Standards in Release 17 und 18 berücksichtigt. Die genaue Bezeichnung für die notwendige Technologie lautet 5G NTN — das Kürzel NTN steht dabei für „Non-Terrestial Networks“.

Ein Netz, wie es dem Forschungskonsortium rund um Ericsson vorschwebt, würde nicht nur Mobilfunk und mobiles Internet in abgelegene Gegenden bringen, sondern auch ein alternatives Netz zur Verfügung stellen, auf das zurückgegriffen werden könnte, wenn das erdgebundene Netz im Katastrophenfall ausfällt. Auch eine sichere Kommunikation von Regierungen und Sicherheitsbehörden könnte so gewährleistet werden.


Die für das Netzwerk notwendigen Satelliten sollen in einer Höhe von 150 bis 2000 Kilometern die Erde umkreisen. Vorerst sollen erste Simulationen und Studien durchgeführt werden, anschließend wollen die Partner die nötige Technik entwickeln. Für erste Tests wurde eine „emulierte Weltraumumgebung“ bei Thales in Frankreich auserkoren.

Neben satellitentauglichen 5G-Smartphones muss auch die Technik in den Satelliten entwickelt werden. Letztere Aufgabe fällt Thales zu, während Ericsson einen modifizierten virtuellen 5G-RAN-Stack (vRAN) testet, der auf die Bedingungen im All zugeschnitten ist. Qualcomm übernimmt die Endgeräte. Dabei wird sich erst noch herausstellen müssen, ob die für 5G NTN notwendigen Komponenten mit dem Smartphone-Formfaktor kompatibel sind.

Praktische Umsetzung steht noch in den Sternen

Ob das System überhaupt jemals mit einem Satelliten in der Umlaufbahn getestet wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen. Die laufende Validierung am Boden sei jedoch der Schlüssel zur Verwirklichung von Praxistests, so Erik Ekudden, CTO von Ericsson.

Eine nicht unähnliche Technologie existiert bereits. Bei ihr werden allerdings Mobilfunkmasten in entlegenen Gebieten über Satellit ins Netz eingebunden. Die Endgeräte verbinden sich dann wie gewohnt mit der Basisstation am Boden. 5G NTN dagegen sieht eine direkte Verbindung zwischen Satellit und Endgerät vor.

via Thales

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