Die Sensibilität für Umweltthemen ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Die Deutschen verzichten immer mehr auf Plastiktüten, kaufen Wasser in Glasflaschen und fahren mit dem Fahrrad statt mit dem Auto – das sind nur drei Beispiele. Doch für viele ist der individuelle Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels noch abstrakt. Jeder Einwohner in Deutschland verursacht laut Umweltbundesamt jedes Jahr einen Ausstoß von rund 11,6 Tonnen CO2. Das ist eine riesige Zahl, mit der viele allerdings wenig anfangen können. Um ganz individuell den Ausstoß klimafeindlicher Gase berechnen zu können, gibt es seit mehr als einem Jahr den CO2-Rechner. Das Online-Tool wird von Behörden und Umweltverbänden zur Verfügung gestellt. Doch wie genau sind die Ergebnisse und was lässt sich damit anfangen?


Nicht alle Faktoren werden berücksichtigt

Natürlich liefern die Tools nur einen ungefähren Richtwert. Nicht alle Daten werden in die Bilanz mit eingerechnet. Das gilt vor allem für die Entsorgung von Abfällen und deren Vermeidung. Denn diese Daten sind höchst individuell und das Verhalten der Bürger unterscheidet sich hier stark. Ein Beispiel: Der Kauf eines neuen Handys und die Entsorgung eines alten Geräts kann die Bilanz schon kräftig verändern. Bei der Produktion und dem Transport des neuen Smartphones zum Endkunden wird CO2 ausgestoßen. Noch gravierender für die Bilanz ist aber die Entsorgung des alten Geräts, vor allem wenn es einfach im Hausmüll landet. Auch das fachgerechte Recycling ist mit Umweltbelastungen verbunden, da nicht alle Bestandteile dem Verwertungskreislauf wieder zugeführt werden können. Wer seine Klimabilanz schonen und trotzdem nicht auf ein neues Handy verzichten möchte, der kann sein altes Gerät auch einfach weitergeben, spenden oder verkaufen, sofern es noch funktioniert. Ähnlich ist es auch bei anderen Gegenständen des täglichen Lebens. Ihre Entsorgung oder Weiternutzung kann in den Klimarechnern nicht erfasst werden. Damit ist klar: Das Ergebnis kann immer nur ein ungefährer Richtwert sein.


Schon bei der Datenerfassung beginnt das Nachdenken

Jeder Nutzer des CO2-Rechners muss zunächst drei persönliche Angaben machen; beim Rechner des Umweltbundesamtes sind es Alter, Geschlecht und Gewicht. Dann folgen Angaben zur Größe des Haushalts, bevor Gewohnheiten der individuellen Fortbewegung abgefragt werden. Mit der Eingabe dieser Grunddaten berechnet das Tool einen ersten Näherungswert. Dieser kann im Folgenden verfeinert und angepasst werden, um ein möglichst genaues Ergebnis zu erhalten. Heizung, Strom und Mobilität sind die drei ausschlaggebenden Faktoren, die meistens den CO2-Ausstoß bestimmen. In diesen Bereichen können die Nutzer noch Angaben zum Alter der bewohnten Immobilie machen oder wie viel Prozent Ökostrom ihr Tarif beim Stromanbieter enthält. Besonders gravierend verändert sich das Ergebnis, wenn man angibt, ein Elektroauto zu fahren oder sich ganz mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen. Dadurch kann sich je nach zurückgelegter Strecke die CO2-Bilanz um bis zu 30 Prozent verringern. Der letzte Punkt der Bilanz umfasst den persönlichen Konsum. Hier geht es um Faktoren wie das Kaufverhalten oder die Kriterien, nach denen man Produkte auswählt. Wer auf Langlebigkeit setzt, der kann einiges an Ausstoß vermeiden. Bei der Angabe der Ernährungsgewohnheiten lohnt es sich, ein wenig nachzudenken und gegebenenfalls auch nachzuforschen. Denn hier stellt sich oft die Frage: Wie lang ist der Weg, den ein Produkt vom Erzeuger bis in meinen Kühlschrank zurückgelegt hat? Auch der regelmäßige Fleischverzehr hat einen nicht unerheblichen Anteil am Ergebnis der Untersuchung.

CO2 Fußabdruck Screenshot @trendsderzukunft mittels CO2 rechner vom Umweltbundesamt

Das Ergebnis richtig interpretieren

nsgesamt dauert das Ausfüllen der digitalen Fragebögen nicht länger als 15 Minuten. Das Resultat wird direkt im Anschluss präsentiert. Zum Vergleich erhält man einen Durchschnittswert für Deutschland. Doch es stellt sich die Frage: Was lässt sich mit dem Ergebnis anfangen? Schließlich wurden nicht alle Daten erfasst, und viele haben noch immer das Problem, dass das Resultat recht abstrakt ist. Dann empfiehlt es sich, ein wenig bei den Faktoren zu variieren, um persönliche Spielräume auszuloten. Zum Beispiel: Wer seine Angabe bei den jährlichen Flugreisen in Europa halbiert, der hat schon eine enorme Verringerung des CO2-Ausstoßes erreicht. Ähnlich ist es bei den Angaben zur Heizung und zum Energieverbrauch. Hier und da ergeben sich für jeden ganz individuell noch Möglichkeiten zur Optimierung. Häufig liegen diese auch in der Mobilität. Fahrgemeinschaften, eine Monatskarte für Bus und Bahn oder gelegentlich mit dem Rad zum Einkaufen fahren verringert den Ausstoß stark. Auch beim Einkauf von Lebensmitteln lässt sich in Zukunft wohl noch mehr CO2 einsparen. Oft sind mit diesen Schritten keine gravierenden Einschränkungen im Alltag verbunden.

Das Fazit: Der CO2-Rechner auf der Website des Umweltbundesamtes ist ein gutes Tool, um den eigenen Ausstoß besser einschätzen zu können. Dabei ist es nicht so entscheidend, ob das Ergebnis den tatsächlichen Wert ermittelt. Nicht alle Faktoren können einbezogen werden. Wichtiger ist, dass er individuelle Spielräume aufzeigt, mit denen sich CO2 einsparen lässt. So hat man die Chance, seinen persönlichen Klima-Fußabdruck Stück für Stück zu verkleinern.

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