Im nächsten Jahr sollen klinische Studien beginnen, in denen die Sicherheit und Effizienz von Impfungen getestet werden soll, die Fentanyl- und Heroin-Überdosierungen verhindern sollen. Derartige Impfungen haben das Potential, die Behandlung von Opioid-Sucht zu revolutionieren und die Anzahl durch Überdosierungen verursachter Todesfälle zu senken.


Spritze mit zwei Tropfen
Foto: Syringe With 2 Drops, ZaldyImg, Flickr, CC BY-SA 2.0

Drogen-Epidemie als unterschätzte Gefahr

Synthetische Opioide sind für den Großteil aller durch Drogenüberdosierungen verursachte Todesfälle verantwortlich. Drogen wie Heroin und Fentanyl sind weit verbreitet und relativ leicht erhältlich, was die Problematik von Opioid-Abhängigkeiten weiter entfacht. Vor allem in den USA kommt das Problem der von der Pharma-Industrie induzierten Abhängigkeiten hinzu – siehe Oxicodon. Eine einmal bestehende Opioid-Abhängigkeit zu besiegen ist zudem extrem schwierig.

Die Nutzung von Drogen sowie die damit verbundenen Überdosierungen belasten nicht nur Betroffene und ihre Verwandten, sondern sind auch ein wirtschaftliches Problem: In den USA betrugen die Kosten, die durch Opioid-Missbrauch sowie Überdosierungen ausgelöst wurden, im Jahr 2017 mehr als eine Billion US-Dollar.


Impfungen gegen Überdosierungen

Drogen wie Heroin und Fentanyl lassen sich kaum ausrotten. Uns selbst wenn dies gelinge würden an ihre Stelle wahrscheinlich nur andere Drogen treten. Forscher:innen sind nun allerdings kurz davor, eine wichtige Waffe im Kampf gegen Opioide zu entwickeln: Impfungen, die dazu dienen, Fentanyl- und Heroin-Überdosierungen zu verhindern.

Die Entwicklung derartiger Impfungen wurde von Marco Pravetoni angestoßen, einem Professor für Psychiatrie und Verhaltensforschung an der University of Washington, der mit seinem Team inzwischen seit mehr als 10 Jahren an entsprechenden Impfungen arbeitet.

Our vaccines are designed to neutralize the target opioid while sparing critical medications such as methadone, buprenorphine, naltrexone and naloxone, which are used in the treatment of opioid addiction and reversal of overdose„, so Pravetoni.

Er war mit seinem Team für die Entwicklung von Haptenen verantwortlich, winzigen Molekülen, die in Kombination mit größeren Trägermolekülen wie Proteinen die Produktion von Antikörpern gegen Opioide anregen.

Zwei Impfstoffe entwickelt

Im Rahmen der Arbeit an solche n neuartigen Anti-Opioid-Impfungen hat Pravetonis Team mit Forscher:innen der University of Montana (UM) zusammengearbeitet, die das Adjuvans für die Impfungen entwickelt haben, einen Inhaltsstoff, der die Effizienz von Impfungen verbessert, indem er die Immunantwort des Körpers anregt. Das von den UM-Forscher:innen entwickelte und patentierte Adjuvans heißt INI-4001. „ Our adjuvants improve the vaccine response, providing a stronger and more durable immunity„, so Jay Evans, Direktor des UM Center for Translational Medicine sowie Mitgründer von Inimmune, einer Ausgründung, die das Adjuvans in größeren Mengen herstellen soll.

Die US National Institutes of Health (NIH) fördern die Durchführung von Studien mit zwei Opioid-Impfungen. „The human clinical trials will include a drug challenge to evaluate both safety and efficacy of the vaccines in early clinical development. We will also follow the patients to evaluate how long the antibodies against opioids will last„, so Evans weiter.

Die Impfungen wurden in Vorbereitung auf die klinischen Studien bereits in Tiermodellen getestet und haben sich dort bewiesen. „We anticipate testing our vaccines in humans in early 2024. The first vaccine will target heroin, followed shortly thereafter with a fentanyl vaccine in phase 1 clinical trials. Once we establish safety and efficacy in these first clinical trials, we hope to advance a combined multivalent vaccine targeting both heroin and fentanyl„, erklärt Evans.

Beginn klinischer Studien steht kurz bevor

Die Phase-1-Studien mit den Impfungen werden an der Columbia University in New York durchgeführt werden. In ihrem Rahmen soll die Dosis graduell gesteigert werden. „ We start with the lowest dose – a dose that may not be effective. Phase 1 clinical trials are focused on safety. When the first dose cohort is complete, a data safety monitoring board reviews the data and approves testing at the next dose level if the vaccine is safe. The process takes time until you reach dose levels that are both safe and effective„, erklärt Evans das Vorgehen.

Anschließend sollen Phase-2-Studien folgen, in deren Rahmen dann untersucht werden soll, wie viele Dosen der Impfstoffe benötigt werden, damit diese effektiv wirken. In Phase-3-Studien wird letztlich die Wirksamkeit der Impfstoffe untersucht. Das sind dann auch die entscheidenden Studien, anhand derer die US-Arzneimittelbehörde FDA entscheidet, ob die Vorteile einer Impfung ihre potentiellen Risiken überschreiten.

It takes a long time – years – to get a final approved product. Based on the efficacy data we see in our preclinical data and the established safety profile in animal models, we are very hopeful that these vaccines will be successful. But there is still a lot of work to be done„, fasst Evans den aktuellen Stand zusammen.

via University of Montana

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