Erotik und Sex ist für viele Menschen nach wie vor ein Tabu-Thema. Umso schwieriger war es daher für die Forscher der jüngsten Sex-Studie die Fantasien der Menschen zu erfassen und zu kategorisieren. Schließlich wollten die Wissenschaftler heraus finden was die Norm ist und welche Sex-Fantasien schon weit von dem Main-Stream abweichen. In der Studie wurde unter anderem den Fragen nachgegangen, welche Sex-Fantasien weit verbreitet und welche ungewöhnlich oder gar krankhaft sind. Insgesamt wurden 1500 Menschen nach ihren sexuellen Fantasien befragt. Die Ergebnisse fallen recht vorhersehbar aus, dennoch sind einige ganz interessante Fakten dabei.


Welche Sex-Fantasien sind die Norm?

Seitensprünge, Guppensex und Sadomaso sind nur einige Abenteuer, die so Mancher wenigstens einmal im Leben gern ausprobieren würde. Es ist der Reiz etwas Neues zu erleben und dem teilweise eingeschlafenen Sexleben eine neue Würze zu verleihen. Welche Fantasien noch normal sind und wann es krankhaft und absurd wird, haben kanadische Forscher um Christian Joyal nun näher untersucht. Die Studien-Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Journal of Sexual Medicine“ veröffentlicht. Befragt wurden 799 Frauen und 717 Männer, die im Rahmen eines Online-Fragebogens Angaben zu den sexuellen Fantasien tätigten und im Schnitt 30 Jahre alt waren. Im Ergebnis konnte zunächst festgehalten werden, dass 85,1 Prozent der Teilnehmer heterosexuell sind und 3,6 Prozent sich zu gleichgeschlechtlichen Partnern hingezogen fühlen. 11,3 Prozent der Studien-Teilnehmer gaben an bisexuell zu sein.


Mehr als 50 unterschiedliche Fantasien aufgelistet

Von dem Forscherteam wurden insgesamt 55 Fantasien aufgelistet. Zu diesen sollten die Probanden Stellung beziehen um feststellen zu können, welche Fantasien in der Normalbevölkerung sehr selten sind oder als unnormal angesehen werden. Dabei lag es zunächst nahe nach bereits ausgelebten Fantasien zu fragen. Im nächsten Schritt sollten die Teilnehmer angeben, welche Fantasien bisher noch nicht bekannt waren oder keineswegs ein Interesse an der Umsetzung besteht. Neben den Vorgaben stand es den Probanden auch frei die Liste um eigene Sehnsüchte durch kurze Notizen zu erweitern.

Das Ergebnis ist wenig überraschend

Ziemlich ausgefallene Fantasien wurden von den Studien-Teilnehmern relativ wenig gewählt. Etwas nachdenklich stimmte die Forscher dennoch der recht geringe Anteil (2,4 Prozent) von Teilnehmern, die auch Fantasien im Hinblick auf Sex mit Tieren oder Kindern hegten. Derartig abwegige und moralisch auch verwerfliche Fantasien werden ganz klar als unnormal eingestuft. Das Attribut unüblich erhielten Fantasien wie Sex mit einer Prostituierten oder wehrlosen Menschen oder Praktiken mit Natursekt. Diese Fantasien hegten weniger als 16 Prozent der Befragten.

Einer der Spitzenreiter ist jedoch Sex in der Öffentlichkeit oder Sex mit einem deutlich dominierenden Partner zu haben. Schließlich wurden diese beiden Fantasien, neben 28 anderen, von mehr als der Hälfte der Befragten schon einmal herbeigewünscht.

Romantische Atmosphäre und Oral-Sex sehr beliebt

Während die meisten Frauen vor allem romantischen Sex bevorzugen, gaben 85 Prozent der Männer im Rahmen der Befragung an, bereits daran gedacht zu haben Sex mit zwei Frauen zu erleben. Die Frauen hingegen fanden dieses Thema nicht so spannend. So konnten sich gerade einmal 31 Prozent der Frauen vorstellen gleichzeitig mit zwei Männern Sex zu haben. Bei der Romantik gleichen sich die Frauen und Männer noch am ehesten. So wünschen sich 85 Prozent der Frauen Sex in einer schönen und besonders romantischen Atmosphäre. Bei den Männern bevorzugten 78 Prozent diese Fantasie.

Ebenfalls bei beiden Geschlechtern sehr beliebt ist das Thema Oralsex. Dabei träumen 87,6 Prozent der Männer und 78,5 Prozent der Frauen oral befriedigt zu werden. Seitensprünge waren ebenfalls ein recht beliebtes Thema. So dachten 83 Prozent der Männer und 66 Prozent der Frauen darüber nach ihren Partner mit einer aufregenden Affäre zu betrügen und einen Seitensprung zu wagen. Insgesamt konnte auch festgestellt werden, dass die Männer deutlich mehr Sex-Fantasien hegten und diese auch ausführlicher beschrieben als die Frauen.

Analsex und Unterwerfung

Weitere Erkenntnisse der aktuellen Sex-Fantasien-Studie sind, dass Männer häufig von Analsex mit Frauen träumen und hier diverse Fantasien hegen. Zudem fantasieren die Männer auch davon, wie die Partnerin mit einem anderen Mann Sex hat. Frauen lassen sich in ihren Fantasien häufig gern unterwerfen und möchten angeleitet werden. Diese Fantasie steht allerdings oftmals im Disput mit dem eigentlichen Verlangen.

Insgesamt hat die Studie für die Forscher interessante Ergebnisse herbeigeführt, die laut Joyal geholfen hat Normen von sexuellen Fantasien zu spezifizieren. Schließlich ist das maßgeblich um Pathologien definieren zu können, ergänzt der Studien-Leiter in dem Beitrag. Im Fazit kann festgehalten werden, dass es überwiegend übliche als atypische Fantasien gibt. Mit der neuen Studie aus Kanada konnten erstmals verlässliche Daten im Hinblick auf die Sex-Fantasien von Menschen gesammelt und ausgewertet werden. Es ist durchaus möglich, dass noch weitere Studien folgen werden.

2 Kommentare

  1. Catherine

    8. Dezember 2015 at 19:37

    Ich wäre ja insgesamt an den Ergebnissen einer Studie interessiert, die untersucht erstens ob beschnitte Männer häufiger Analverkehr möchten. Zweitens ob es einen Zusammenhang zwischen Beschneidung bei Männern/Jungs und Vergewaltigungen und Gewaltbereitschaft insgesamt gibt. Da Beschneidung ein (schmerz-)traumatisches Erlebnis ist und in anderen Fällen von Schmerztraumata und Misshandlung unter anderem genau diese Fälle statistisch häufiger vorkommen (statistisch heißt nicht, dass es alle per se betrifft) – denke ich, dass genau das dabei heraus kommt

  2. Jens Hafner

    26. Juni 2016 at 19:45

    Die Frage für mich ist, wie der Begriff „Fantasie“ verwendet werden soll. Geht es um „zwischendurch am Tag an etwas denken“ oder „beim Sex an etwas anderes denken“ oder „leiden, weil man etwas bestimmtes nicht hat“ oder „von einem innigen geheimen Wunsch beherrscht sein“?
    Zudem: Sogar in anoymen Umfragen werden Menschen, die geächtete Wünsche hegen (Pädophilie u.a.) dies nicht immer zugeben und auf Ersatzantworten ausweichen. Somit ergibt sich für die erotischen Randbereiche eine womöglich grosse Dunkelziffer …

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