Der Mensch als Individuum hat bestimmte Rechte und Pflichten. Diese grundlegende Erkenntnis findet weltweit Ausfluss in jedem Rechtssystem, das auf der Welt zum Einsatz kommt. Rechte für Landschaftselemente ist jedoch etwas Neues. Doch genau das hat nun der Staat Neuseeland getan: Er sprach seinem drittgrößten Fluß, dem Whanganui, die gleichen juristischen Rechte wie einer Person zu.


Bild: Whanganui River, Felix Engelhardt, Flickr, CC BY-SA 2.0

140 Jahre Kampf: Sieg für den Whanganui-Stamm der Maori

Neuseeland betritt damit juristisch betrachtet weltweit absolutes Neuland. Die neue Gesetzgebung ist auf westliche Präzedenzfälle und Mystik des Whanganui-Stammes des Naturvolkes der Maori zurückzuführen. Der Stamm kämpft seit 1870 darum, dass der Whanganui als mystischer Vorfahre des Stammes anerkannt wird. Mit dem Mittwoch beschlossenen Gesetz bekommt der Whanganui eine eigene juristische Identität, was ihm eigene Rechte sowie theoretisch auch Pflichten verleiht. Das bedeutet auch, dass ein „Angriff“ auf den Fluss auch als Angriff auf den Stamm der Maori gelten wird.

„The reason we have taken this approach is because we consider the river an ancestor and always have. We have fought to find an approximation in law so that all others can understand that from our perspective treating the river as a living entity is the correct way to approach it, as in indivisible whole, instead of the traditional model for the last 100 years of treating it from a perspective of ownership and management„, so Gerrard Albert, der die Verhandlungen für die Maori führte.


Der Fluss bekommt zwei „Betreuer“ zugesprochen, einen von der Regierung und einen von dem Whanganui-Stamm. Deren Aufgabe ist es, im Namen des Flusses zu agieren und dessen Rechte zu vertreten.

Das neue Gesetz könnte ein Vorbild für andere Maori-Stämme in Neuseeland sein. Das Konzept eines „Vorfahrens“ aus der Natur ist unter den Maori weit verbreitet.

Der Stamm erhielt außerdem im Rahmen eines Vergleiches mit der Regierung 80 Millionen Neuseeländische Dollar (etwa 52 Millionen Euro), die der Gesundheit des Flusses zugute kommen sollen.

via The Guardian

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