Windräder sind definitiv die am meisten verbreitete Methode, wenn es um die Gewinnung von Windenergie geht. Aber so gut saubere Energie auch ist: Große Ansammlungen von Windrädern können das Landschaftsbild schon arg stören. Bald könnte damit aber Schluss sein. Der Energieriese E.on testet in Irland fliegende Systeme, mit denen Windenergie gewonnen werden kann. Es ist also durchaus möglich, dass Windräder bald von Flugzeugen oder Drachen ersetzt werden.


Ökostrom ohne staatliche Subventionen

In Irland in dem Bezirk Mayo hat der Essener Konzern E.on ein Test- und Demonstrationsfeld errichtet, auf dem neue Technologien für die Gewinnung von erneuerbaren Energien aus Wind getestet werden. Getestet werden sollen sowohl Flugzeuge als auch Drachen, die etwa in 450 Metern Höhe fliegen und mit Seilen am Boden verankert sind. Dort befindet sich ein Generator, der die Zugkräfte in elektrischen Strom umwandelt.


E.on hat sich bereits an dem schottischen Unternehmen Kite Power Systems (KPS) beteiligt, das ebenfalls Drachen zur Stromerzeugung einsetzt. Nun kommt eine Zusammenarbeit mit Ampyx Power aus den Niederlanden hinzu. Ampyx arbeitet an Segelflugzeugen, die an Seilen in den Himmel aufsteigen und Strom erzeugen. Diese Flugzeuge sollen auch bald auf dem Testfeld in Irland aufsteigen.

Egal, ob sich Drachen oder moderne Segelflugzeuge in die Luft erheben, um Energie zu erzeugen: Flugwindenergie-Systeme haben gegenüber den klassischen Windrädern viele Vorteile. Für die Fluggeräte müssen keine Türme aus mehreren Tonnen Material gebaut werden. Nach den Angaben der Hersteller erreichen die Systeme den gleichen Output mit 90 Prozent weniger Materialeinsatz.

Außerdem entfällt auch der optische Störfaktor. Die Drachen und Flugzeuge, die an langen Seilen in der Luft schweben, sind nahezu unsichtbar. Flugwindanlangen haben auch weitaus weniger negative Einflüsse auf Flora und Fauna und sind daher besser mit dem Naturschutz vereinbar als Windräder.

Flugwindanlagen können auch auf hoher See eingesetzt werden

Unternehmen, die in der Flugwind-Branche tätig sind, gehen im Allgemeinen davon aus, auch ohne staatliche Subventionen Öko-Strom produzieren zu können. Das Unternehmen „Enerkite“ aus Brandenburg rechnet damit, Öko-Strom mit Gestehungskosten von vier Cent pro Kilowattstunde produzieren zu können. Der Bau einer Flugwindenergieanlage ist einfach erheblich günstiger als der Bau von Windrädern.

Hinzu kommt, dass die Flugwindanlagen im Höhenband zwischen 200 und 800 Metern eingesetzt werden können. Windkraftanlagen sind an der äußersten Flügelspitze in der Regel maximal 200 Meter hoch und sind deshalb vom Einsatzort her auf Orte beschränkt, die auch in niedrigen Höhen konstant Wind garantieren. Flugwindanlagen dagegen können dank der hohen Flughöhe örtlich deutlich flexibler eingesetzt werden und sich auf konstante Windgeschwindigkeiten verlassen.

Ampyx wirbt damit, durch dichtere Konstruktion der Windparks etwa doppelt so viel Energie produzieren zu können wie Windparks mit konventionellen Windrädern. Außerdem können die Flugzeuge auch offshore eingesetzt und dort auf schwimmenden Plattformen stationiert werden.

Mehrere Unternehmen arbeiten daran, Flugwindanlagen zu normalen Windrädern konkurrenzfähig zu machen. In Europa gilt derzeit die TU Delft in den Niederlanden als auf diesem Gebiet führend. Wie lange es dauern wird, bis die großen Windkrafttürme der Vergangenheit angehören werden, ist jedoch noch nicht ganz klar.

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