Wenn es um klimapolitische Maßnahmen und ihre Auswirkungen geht, werden in der öffentlichen Debatte oft die hemmenden Effekte auf die Wirtschaft betont. Laut Prof. Lucas Bretschger, Professor für Ressourcenökonomie an der ETH Zürich, wird der Nutzen strikterer Klimapolitik oft unterschätzt, während die Kosten deutlich überschätzt werden. Laut ihm hätte eine striktere Klimapolitik keine nachteiligen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung.


Erderwärmung
Foto: Global Warming. The Earth became the newest Waterworld., Andrea Della Adriano, Flickr, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode

Der Nutzen von striktem Klimaschutz wird vernachlässigt

Bretschger betont vor allem, dass es wichtig sei, bei der Bewertung der Klimapolitik nicht nur deren Kosten zu betrachten, sondern auch den Nutzen und die Gewinne mit in Betracht zu ziehen. Zu diesen gehören etwa Lerneffekte auf neuen Märkten, die Unternehmen wichtige Vorteile im internationalen Wettbewerb verleihen können. Auch die positiven Gesundheitsaspekte dank einer besseren Luftqualität seien von Bedeutung. Eine strikte Klimapolitik verringere außerdem das Risiko von Abschreibungen auf fossile Investitionen im Zuge der Dekarbonisierung.

Mit Maßnahmen wie der Zurückverteilung von Einnahmen aus der Umweltpolitik an die Bevölkerung könnten außerdem die volkswirtschaftlichen Kosten quasi neutralisiert werden. Auch Investitionen in umweltrelevante Projekte wären gewinnbringend. Der primäre Nutzen der Klimapolitik sei allerdings weiterhin die Vermeidung zu großer Schäden an unserem Planeten.


Kosten werden falsch eingeschätzt

Bei der Kostenbewertung komme es dagegen darauf an, diese korrekt vorzunehmen. Dies werde durch die vielen Effekte, die es dabei zu beachten gilt, deutlich erschwert. Bretschger zweifelt daher daran, dass sich mit simplen Formen wie den „IPAT“- und „Kaya“ Identitäten die Kosten des Klimawandels korrekt einschätzen lassen. Diese Einschätzungsmethoden ignorieren wichtige kausale Zusammenhänge und heben willkürlich bestimmte Kräfte hervor, während andere ignoriert werden, so Bretschger. In einer Studie, die im Fachmagazin „Ecological Economics“ veröffentlicht wurde, konnte Bretschger zeigen, dass bereits ein einzelner zusätzlicher Faktor in den einfachen Identitäten die Einschätzungen komplett auf den Kopf stellen kann.

Bretschger entwickelte einen theoretisch konsistenten Ansatz, der die fehlenden kausalen Beziehungen in die Betrachtung einführt. Im Ergebnis kam er dazu, dass eine stringente Klimapolitik das wirtschaftliche Wachstum sowie die Einkommensentwicklung lediglich ein wenig verlangsamt, nicht aber in den negativen Bereich zieht. Die Bevölkerung würde eine strikte Klimapolitik also nicht mit weniger Einkommen bezahlen müssen, was vor allem für Schwellenländer und weniger entwickelte Länder interessant sein dürfte. Aber eine gesamteinheitlichere Betrachtung des Klimaschutzes würde wahrscheinlich auch der Debatte in reichen Industrieländern gut tun.

via ETH Zürich

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