Einer Rechnung des Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft zufolge verbraucht jeder Deutsche etwa 37 Kilo Plastik im Jahr. Anlagen zur Wiederverwertung gibt es – aber sie sind wie in ganz Europa ziemliche Mangelware. Diese 37 Kilo sollten also reduziert werden. Unser Nachbarland Frankreich geht mit gutem Beispiel voran und hat einen „Krieg gegen Plastik ausgerufen. Und auch in Deutschland gibt es Aktionismus gegen die Massen an Kunststoffmüll.


Frankreich: Steuern und Pfandsystem sollen Plastikmüll vermeiden

In einem Interview erklärte die Staatssekretärin im französischen Umweltministerium, Bruno Poirson, dass der Krieg gegen Plastik erklärt sei. Bis 2025 soll es in Frankreich nur noch Verpackungen aus wiederverwertetem Plastik geben. Ermöglicht werden soll das unter anderem durch eine Steuerreform: Produkte, die mit recyceltem Plastik umhüllt sind, sollen bis zu zehn Prozent günstiger werden. Im Gegenzug sollen Produkte, deren Verpackung aus frisch produziertem Kunststoff besteht, zehn Prozent teurer werden. Auch die Entsorgung von Plastik auf Mülldeponien soll höher besteuert werden. Außerdem soll auch Frankreich ähnlich wie Deutschland ein Pfandsystem für Plastikflaschen erhalten.


Annalena Baebock, Vorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen, solidarisiert sich mit Frankreich: „Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch eine sinnvolle wirtschaftspolitische Maßnahme. Denn umweltschädliches Verhalten muss einen Preis haben.“ Der Union und der SPD wirft sie vor, im Kampf gegen den Plastikmüll auf der Bremse zu stehen.

Europa drängt auf Verminderung des Plastikmülls

Für die Europäische Union steht die Reduzierung von Plastikmüll schon seit längerem auf der Agenda. Unter anderem hat der Haushaltskommissar Günther Oettinger eine europäische Plastiksteuer ins Gespräch gebracht. Außerdem erwägt die Europäische Kommission, die Verwendung von Kunststoff bei einigen Produktgruppen komplett zu verbieten.

Die Wiederverwertung von Kunststoff wird unter anderem dadurch erschwert, dass es in Europa an Anlagen zur Wiederverwertung fehlt – was der Hauptgrund dafür ist, dass der Anteil recycelten Materials am europaweiten Kunststoffabsatz nur etwa vier bis sechs Prozent beträgt. Viele der neu hergestellten Verpackungen sind zudem gar nicht fürs Recycling geeignet, da sie aus komplexen Verbundmaterialien bestehen. Das führt zwar dazu, dass Obst und Gemüse länger frisch bleibt, aber gleichzeitig ist das Recycling dieser Materialien zu aufwendig und teuer.

In Deutschland wird ein Fondsmodell diskutiert

In Deutschland sorgen Müllverbrennungsanlagen flächendeckend dafür, dass nicht recycelte Plastikabfälle entsorgt werden. Außerdem gibt es bereits seit langem ein gut funktionierendes Flaschen-Pfandsystem, das eine Recycling-Quote von fast 100 Prozent aufweist. Auch die Mülltrennung über den grünen Punkt funktioniert gut – was allerdings dadurch abgeschwächt wird, dass etwa die Hälfte des Abfalls, der im „gelben Sack“ landet, gemeinsam mit dem Restmüll verbrannt wird.

Die Betreiber der Sammelsysteme arbeiten derzeit an einer Alternative zum Modell der Plastiksteuer: Hersteller von Verpackungen sollen in einen Fonds einzahlen, dessen Einnahmen dann unter Unternehmen ausgeschüttet werden sollen, die eine hochwertige Verwertung ihrer Verpackungen nachweisen sollen. Die Umwelthilfe indes schlägt vor, gesetzlich einen Mindestanteil von Recyclingmaterial bei der Herstellung von Verpackungsmaterial festzulegen.

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