Die Zukunft des Energiesektors ist grün – zumindest im Idealfall. Doch aktuell kommt ein großer Teil der weltweiten Energieproduktion aus fossilen Brennstoffen. Und das ist ein Problem. Denn der ungebremste Klimawandel führt global gesehen zu einem ansteigenden Energieverbrauch. Die Energieproduktion wirkt sich wiederum weiter auf den Klimawandel aus. Es entsteht ein Teufelskreis.


Erderwärmung
Foto: Global Warming. The Earth became the newest Waterworld., Andrea Della Adriano, Flickr, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode

Steigender Energiebedarf durch Klimawandel

Zunehmende Wetterextreme wie Stürme, Dürren oder Starkregen verursachen bereits heute immense wirtschaftliche Schäden. Hinzu kommt, dass Hitzewellen zu einem steigenden Klimatisierungsbedarf führen. Wissenschaftler sind sich einig: In Ballungsräumen sowie in den USA und anderen reichen Ländern wird die wirtschaftliche Belastung durch den Klimawandel steigen.

Ein Team rund um Bas van Ruijven von der Boston University hat sich nun mit der Frage auseinandergesetzt, wie genau sich der Klimawandel auf den Energiebedarf der Menschheit auswirkt. Auf den ersten Blick scheint diese Frage einfach zu beantworten. Ganz so leicht ist es aber nicht: Zwar gibt es aufgrund der steigenden Temperaturen vielerorts einen höheren Bedarf für Klimatisierung und Bewässerung, allerdings führen mildere Winter auch dazu, dass es weniger Bedarf für das Heizen in kälteren Gegenden gibt. „ Ob die künftige Erwärmung den Strombedarf erhöht oder verringert ist daher eine entscheidende Frage„, so Koautor Ian Wing.


Das Team von der Boston University hat erstmals die Entwicklung des globalen Energieverbrauchs bis 2050 in Hinblick auf fünf sozioökonomische Szenarien sowie zwei mögliche Klimaentwicklungen analysiert. Dabei gingen die Wissenschaftler einmal von einem ungebremsten und einmal von einem gemäßigten Klimawandel aus. Außerdem bezogen sie Faktoren wie den Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Veränderungen mit ein.

Das Ergebnis offenbart regionale Unterschiede

Im Ergebnis kamen die Forscher darauf, dass der globale Energiebedarf der Menschheit durch den Klimawandel steigen wird. Im Szenario mit gemäßigter Erwärmung würde der Bedarf an Strom, Brennstoffen und anderen Energiequellen um elf bis 27 Prozent steigen. Bei einem ungebremsten Energiebedarf wären es sogar 25 bis 58 Prozent.

Den größten Beitrag zu diesem Anstieg leisten die Industrie und der Dienstleistungssektor – bei beiden ist der Energiebedarf netto positiv. Der Beitrag von Haushalten und der Landwirtschaft ist dagegen klein und nettto negativ„, so die Forscher. Im Stromsektor steige der Bedarf jedoch in allen Sektoren.

Die Simulation der Forscher ergab indes größere regionale Unterschiede. In den Tropen oder dem Süden der USA würde der Energiebedarf immens steigen – deutlich über 50 Prozent. Südeuropa und China müsste mit etwa 25 Prozent Anstieg rechnen.

Anders sähe es aber in Mittel- und Nordeuropa sowie anderen kälteren Gegenden wie Russland oder Kanada aus. Denn die steigenden Temperaturen verringern den Heizbedarf und gleichen so den steigenden Kühlungsbedarf im Sommer aus oder übertreffen ihn. In diesen Gegenden wäre sogar mit einer Verringerung des Energiebedarfs um 10 Prozent zu rechnen.

Die Armen tragen die Last

Das Ergebnis der Entwicklung wäre eine Verschiebung des Energiebedarfs. Während sich der Energieverbrauch aktuell in den reichen Industrienationen konzentriert, könnte dies bis 2050 bei ärmeren Ländern der Fall sein. Das würde bedeuten, dass die ärmere Weltbevölkerung die Hauptlast zu tragen hätte. Und die finanziellen Herausforderungen wären nicht das einzige. „ Die Armen stehen dabei nicht allein finanziellen Problem gegenüber, viele leben auch in Regionen mit unzuverlässiger Stromversorgung oder gar keinem Stromnetz. Sie werden dadurch verstärkt hitzebedingten Gesundheitsproblemen und Todesfällen ausgesetzt sein„, so die Forscher.

Hinzu kommt die Tatsache, dass eine Energiewende in ärmeren Ländern eher langsam vonstatten gehen wird. Das bedeutet, dass der gesteigerte Energiebedarf über einen längeren Zeitraum noch zu einem nicht unwesentlichen Teil aus fossilen Brennstoffen gedeckt würde.

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