Die Corona-Pandemie kam nicht nur mit einschränkenden Maßnahmen wie Kontaktverbot einher, sondern auch mit einer beispiellos schnellen Entwicklung von Impfstoffen. Als die Impfung gegen SARS-CoV-2 verfügbar war, wurde viel über sie diskutiert. Neben der kategorischen Ablehnung durch Gruppierungen wie den Querdenkern wurde über die Wirkung der Impfung sowie eine allgemeine Impflicht diskutiert. Einige dieser Diskussionen fanden unter chronischer Missachtung der wissenschaftlichen Fakten statt, aber es gab durchaus auch begründete Bedenken, etwa gegen die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht, die dann ja auch nicht kam. Forscher:innen der Weltgesundheitsorganisation WHO haben nun epidemiologische Daten ausgewertet und kamen zu dem Schluss, dass die Impfung allein in Europa etwas mehr als eine Million Menschenleben retten konnte. 96 Prozent der vermiedenen Todesfälle entfielen dabei auf die Gruppe der Über-60-Jährigen.


Impfungen auf dem Prüfstand

Eine im März 2022 durchgeführte Auswertung kam zu dem Schluss, dass während der Corona-Pandemie weltweit etwa 18,2 Millionen Menschen mehr gestorben sind als es ohne die Auswirkungen der Pandemie der Fall gewesen wäre. In Europa gab es mehr als zwei Millionen Todesfälle, die dem Virus zugeschrieben wurden.


Seit Ende 2020 stehen zwei Impfstoffgruppen gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung: mRNA-Impfstoffe sowie klassische Vektor-Impfstoffe. Direkt nach der Freigabe wurde damit begonnen, weltweit Menschen zu impfen. Hauptzweck der Impfungen war es, Menschen gegen schwere Verläufe von Covid-19-zu schützen, aber auch das Ansteckungsrisiko sollte zumindest vermindert werden. In Deutschland haben inzwischen etwas mehr als drei Viertel der Bevölkerung mindestens zwei Impfungen enthalten und gelten damit als grundimmunisiert. Aber die Impfungen waren nicht ohne Kritik – man erinnere sich etwa an die Sinusvenenthrombosen als schwere Nebenwirkungen der Astra-Zeneca-Impfung.

Deshalb ist es umso wichtiger, im Nachhinein zu überprüfen, ob und wenn ja was die Impfungen gebracht haben. Ein Epidemiologen-Team rund um Margaux Meslé von der WHO-Europa haben nun versucht, dies zu ermittelt. Dafür werteten sie die wöchentlichen Todeszahlen und Impfraten in insgesamt 26 europäischen Ländern zwischen Dezember 2020 und März 2023 aus. Auf Basis dieser Daten errechneten sie die Übersterblichkeit mit und ohne Impfung und die Zahl der Todesfälle, die durch die Impfung vermieden werden konnten.

Mehr als eine Million gerettete Menschen

Die Forscher:innen kamen zu dem Schluss, dass durch die Corona-Impfung allein in Europa mindestens eine Millionen Todesfälle verhindert wurden. Diese Zahl beinhaltet allerdings nur die direkt durch die Impfung und ihre Wirkung vermiedenen Todesfälle. Hinzu kommen indirekt gerettete Leben, etwa durch die Entlastung der Intensivstationen.

Den größten Effekt zeigte die Impfung bei Menschen ab einem Lebensalter von 60 Jahren. Auf diese Hochrisikogruppe entfallen 96 Prozent der geretteten Leben. Zudem hatte bei diesen Menschen die Booster-Impfung die größte Schutzwirkung – sie könnte 64 Prozent der sonst innerhalb dieser Gruppe aufgetretenen Todesfälle verhindert haben.

Außerdem stellten die Forscher:innen fest, dass die Impfstoffe vor allem Todesfälle durch die Omikron-Variante des Virus verhindert haben. Diese Virusvariante war zwar infektiöser, aber auch weniger aggressiver als die ihr vorangegangene Delta-Variante. 57 Prozent der verhinderten Todesfälle entfallen laut dem Team auf die Omikron-Variaten.

Unsere Ergebnisse demonstrieren, dass die Covid-19-Impfstoffe in Europa viele Menschenleben gerettet haben„, so Richard Pebody, Leiter des Teams für Hochrisiko-Pathogene der WHO Europa.

via European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (via EurekaAlert!)

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