Mikroplastik ist ein Problem unbekannten Ausmaßes. Wie viel davon befindet sich in unserer Umwelt oder bereits in unserem Körper? Auf welchen Wegen gelangt es dorthin? Und was sind die gesundheitlichen Folgen? Die Forschung bringt immer mehr Fakten ans Tageslicht, die sich allmählich wie ein Puzzle zusammensetzen. Jetzt haben chinesische Forscher einen neuen Part dazu beigetragen und Kontaktlinsen als Partikelquelle entdeckt.


Kontaktlinsen als Mikroplastikquellen

Wasserbad-Versuch mit und ohne Sonnenlicht

Die Wissenschaftler an der Nanjing University legten Kontaktlinsen 10 Stunden lang in ein Wasserbad, um sie anschließend mit Wasser zu reinigen. Dies sollte ein 10-stündiges Tragen simulieren. Einen Teil der Linsen bestrahlten sie intensiv mit Sonnenlicht, den anderen Teil nicht. Anschließend untersuchten sie das vorher noch saubere Wasser nach Mikroplastik und fanden viel zu viel davon.

Mikroplastik, das sind winzigste Kunststoffteilchen von höchstens 5 Nanometern Größe. Ein Nanometer ist der millionste Teil eines Millimeters, also ein milliardstel Meter. Schätzungen besagen, dass jedes Jahr ungefähr 3,2 Millionen Tonnen davon in unsere Umwelt gelangen, und von da aus manchmal in unser Blut oder Gehirn. Manches Plastik nimmt gar nicht erst den Umweg über Gewässer, Luft und Boden, sondern wandert direkt bei uns ein. Dazu gehören mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Abriebpartikel auf Kontaktlinsen.


Bis zu 90.000 Mikropartikel im Jahr

Jedenfalls wiesen die Forscher mit Hilfe von Mikrofotos des Linsenwassers eine relativ hohen Anteil Mikroplastik nach. Nach Sonnenlichtbestrahlung war es sogar noch mehr als ohne. Sie schätzen, dass bei einer täglichen Tragzeit über zehn Stunden bis zu 90.000 Partikel im Auge freigesetzt werden. Besonders stark ist der Effekt bei Tageslinsen. Und da die winzigen Teilchen alle Schranken unseres Körpers überwinden, gelangen sie auf diesem Weg gewiss auch ins Blut.

Amerikanische Studien aus dem Jahr 2019 besagen, dass Menschen in den USA pro Jahr ungefähr 74.000 bis 121.000 Mikroplastikpartikel über ihre Nahrung, aber auch durch einfaches Einatmen in sich aufnehmen. Besonders stark belastet sind Getränke, die in PET-Flaschen gelagert werden, sowie Meeresfrüchte und Fische. Im Körper angekommen, können die Fremdkörper die Blut-Hirn-Schranke überwinden, Abwehrzellen zum Absterben bringen und Zellmembranen schädigen. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sie die Krebsbildung anstoßen.

Die Studienautoren empfehlen, zumindest bei dauerhafter Sonneneinstrahlung auf Kontaktlinsen zu verzichten.

Quelle: focus.de

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