Was die Einführung eines digitalen Euro angeht, tut die Europäische Zentralbank sich noch schwer. Die Schweiz könnte derweil in Sachen digitales Bargeld in Europa bald eine Vorreiterrolle einnehmen. Zumindest wenn es nach einem grünliberalen Parlamentarier geht.


GNU Taler als digitales Bargeld

Die entsprechende Initiative geht von dem grünliberalen Mitglied der Bundesversammlung Jörg Mäder aus. Mit ihr soll der GNU Taler als digitales Bargeld in der Schweiz vorangebracht werden. Die Währung wurde an der FH B ern entwickelt und bietet laut Mäder die Anonymität klassischen Bargelds und überträgt diese auf Online-Bezahlvorgänge. Das System könne außerdem schnell eingeführt werden.


Gegenüber dem Portal Watson sprach Mäder davon, dass der quelloffene GNU Taler technologisch ausgereift sei. Es fehle allerdings bislang am politischen Willen, die Währung einzuführen. Dabei habe die Schweizer Nationalbank den GNU Taler bereits als technisch gute Lösung eingestuft. Laut Chefentwickler Christian Grothoff habe das Team auch bereits Gespräche mit 20 weiteren Zentralbanken geführt.

Anonymes System für Online-Bargeldzahlung

Der GNU Taler ging aus Vorschlägen des Digicash-Entwicklers David Chaum hervor und gestattet das Beziehen digitaler Münzen über ein eigenes Konto. Dabei werden die von deer lokalen Software erschaffenen Werteinheiten verschlüsselt an die Bank gesendet und dort blind signiert. So können die Münzen dann beim Bezahlvorgang nicht mehr dem Käufer zugeordnet werden, sodass Bezahlen im Netz anonym möglich wäre. Lediglich der Händler muss seine Identität offenbaren, um die Taler auf sein Konto gutgeschrieben zu bekommen.

Während manche Politiker die potentiellen Überwachungsmöglichkeiten digitaler Währungen als Vorteil sehen, haben sich Deutschland, Italien, Frankreich, die Niederlande und Spanien in einem nicht bindenden Positionspapier dafür ausgesprochen, dass Transaktionen mit einem digitalen Euro möglichst anonym durchführbar sein sollen.

Digitaler Euro nicht ausreichend legitimiert?

Mäder ist neben seiner Tätigkeit in der Bundesversammlung selbst als Software-Entwickler tätig und hat sich für einen Vorstoß der Unterstützung aller großen im Bundesrat vertretenen Fraktionen versichert. Der Bundesrat muss nun entscheiden, ob er die Initiative des Parlamentariers annimmt. Sollte er dies entscheiden, würden die zuständigen Schweizer Behörden den Auftrag erhalten, rechtliche Grundlagen für ein Bezahlsystem auf Basis der GNU Taler zu schaffen.

Der Taler-Entwickler Grothoff steht dem parlamentarischen Vorstoß positiv gegenüber und sieht dies als Signal für ein offizielles digitales Bezahlsystem. Im Gegenzug dazu bezeichnete Grothoff die Vorstöße der EZB den digitalen Euro betreffend als nicht ausreichend demokratisch legitimiert.

via Watson.ch

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