Vor rund zwanzig Jahren sorgten die regierenden Republikaner in Texas für eine weitgehende Deregulierung des Strommarktes. So wurde das texanische Netz von den angrenzenden Bundesstaaten getrennt. Zahlreiche Anbieter konkurrieren seitdem um die Kunden. Die Strompreise sind dabei oftmals nicht fixiert, sondern richten sich jeweils nach den Großmarktpreisen. Oder anders ausgedrückt: Sie entstehen aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. In normalen Zeiten ist dies durchaus von Vorteil. So hat Texas in der Regel deutlich niedrigere Strompreise als viele andere Bundesstaaten. In diesem Jahr allerdings fegte ein Wintersturm über den Bundesstaat hinweg und legte gnadenlos die Schwächen des Systems offen. Denn sowohl fossile Kraftwerke als auch Windräder und Solaranlagen waren den extremen Bedingungen nicht gewachsen. Auf der anderen Seite wurde viel zusätzlicher Strom benötigt, weil die Menschen ihre Heizungen aufdrehten.


Bild: 37- Single Flacke, Mark Helm, Flickr, CC BY-SA 2.0

Der Strompreis erhöhte sich teilweise um 10.000 Prozent

Die Folge: Es wurde deutlich mehr Strom nachgefragt als zur Verfügung stand. Es kam daher bei Millionen Haushalten zu teilweise tagelang anhaltenden Blackouts. Nur ganz knapp konnte ein kompletter Zusammenbruch des Stromnetzes verhindert werden. Aber auch die Einwohner, bei denen der Strom weiter floss, gehören teilweise zu den Opfern der Naturkatastrophe. Denn die reine Preisausrichtung nach Angebot und Nachfrage richtete sich jetzt gegen die Kunden. So explodierte der Großhandelspreis für Strom teilweise um bis zu 10.000 Prozent. Dementsprechend stiegen auch einige Endpreise in schwindelerregende Höhen. So berichtet die Washington Post von einem Armee-Veteran, dessen Stromrechnung innerhalb von fünf Tagen auf fast 17.000 Dollar stieg. In den sozialen Medien kursieren weitere Bilder von Rechnungen im vierstelligen Bereich. Viele Hausbesitzer dürften somit doppelt belastet sein, weil sie gleichzeitig auch noch die durch den Sturm verursachten Sachschäden beheben müssen.

Die Politik muss nun dringend handeln

Lokale Politiker drängen nun auf schnelle Hilfe des Staates. Dieser solle in einer solchen Notsituation die zusätzlichen Kosten übernehmen. Noch viel wichtiger wäre es allerdings, zukünftig die Spielregeln auf dem Strommarkt zu ändern. So gibt es bisher keinen Anreiz für die Betreiber von Kraftwerken ihre Anlagen winterfest zu machen. Grundsätzlich ist dies aber problemlos möglich. Windräder beispielsweise sind selbst im extrem kalten Sibirien im Einsatz. Zusätzlich wäre der Aufbau von Notreserven sinnvoll. Anders als in vielen anderen Bundesstaaten ist es in Texas nämlich bisher nicht vorgeschrieben, dass die Betreiber Reservekapazitäten vorhalten. Außerdem könnte eine Anbindung des Stromnetzes an die Nachbarbundesstaaten dafür sorgen, dass im Notfall Strom importiert werden kann. In Australien wiederum zeigte sich, dass Stromspeicher in der Lage sind, extreme Preisausschläge auf den Strommarkt einzudämmen.


Via: Washington Post

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