Apple lässt den Großteil seiner Produkte in Asien fertigen. Dies liegt zum einen daran, dass dort die Lohnkosten niedriger sind. Mindestens ebenso wichtig ist aber auch die Tatsache, dass es dort zahlreiche spezialisierte Firmen gibt. Diese verfügen über die notwendige Expertise, um die Fertigungsprozesse möglichst fehlerfrei zu implementieren. Ganz ohne Risiko ist dies für Apple allerdings nicht. Denn wenn es bei den Zulieferern zu Problemen kommt, schlägt dies schnell auch auf das Image des Auftraggebers durch. Diese Erfahrung muss der Konzern nun in Indien machen. Dort hat der taiwanesische Zulieferer Wistron in der Nähe der Millionenmetropole Bangalore eine Fabrik errichtet, um iPhones zu produzieren. Das Problem: Es kam zu gewaltsamen Protesten der Mitarbeiter, die schließlich sogar in Plünderungen der Fabrik endeten.


Der Zulieferer steht jetzt unter Bewährung

Apple reagierte darauf schnell und leitete eine Untersuchung ein. Diese förderte zutage, dass die Wut der Arbeiter keineswegs unberechtigt war. Denn offensichtlich gab es Probleme bei der Arbeitszeiterfassung. Viele der Mitarbeiter erhielten daher weniger Lohn als ihnen eigentlich zugestanden hätte – was zu finanziellen Engpässen führte. Verschärft wurde die Problematik durch eine zu optimistische Planung bei der Personaleinstellung. Denn rund um Bangalore sind auch viele internationale IT-Unternehmen aktiv. Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind daher nur schwer zu finden. Auch dies dürfte zu dem Chaos und den fehlerhaften Abrechnungen beigetragen haben. Apple jedenfalls zeigte sich von den Vorfällen alles andere als begeistert: Wistron wurde unter Bewährung gestellt und soll erst dann neue Aufträge erhalten, wenn die Probleme gelöst sind. Der Indien-Chef des taiwanesischen Konzerns musste zudem seinen Hut nehmen.


Indien wirbt weltweit um die Ansiedlung von Fabriken

Aber auch für die indische Regierung ist die Geschichte unangenehm. Denn das Land hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Reformen im Agrarsektor verabschiedet. Diese brachten einige soziale Härten mit sich, die wiederum zu Protesten führten. Gelöst werden kann die Situation nur durch die Schaffung von vergleichsweise gut bezahlten Industriejobs. Die indische Regierung wirbt daher weltweit um die Ansiedlung von Fabriken. Die iPhone-Fertigung stellte zunächst einen ersten Erfolg dieser Strategie dar. Immerhin hat sich Wistron verpflichtet, innerhalb von fünf Jahren umgerechnet rund 144 Millionen Euro zu investieren und 20.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Die nun ans Licht gekommenen Probleme zeigen aber, dass dass Versprechungen alleine noch nicht ausreichen, um die Situation tatsächlich zu verbessern. Diese Lektion hat auch der Apple-Konzern gelernt: Der Konzern hat nun eigene Mitarbeiter mit der Aufgabe betraut, die Umstrukturierungen bei Wistron zu überwachen.

Via: FAZ

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