Sehen können. Wer keine besonderen Probleme mit den Augen hat, kann sich kaum vorstellen, wie stark dieser Wunsch werden kann. Und wie belastend. Farben, Formen, die Gesichter meiner Mitmenschen, meiner Liebsten … Das alles erkenne ich nur mit funktionierenden Augen, doch ist die Netzhaut erstmal defekt, gibt es kaum Reparaturmöglichkeiten. Jetzt macht ein neuer Biochip Hoffnung: Er besitzt alle Eigenschaften einer funktionierenden künstlichen Netzhaut, die anderen Lösungen bisher fehlten.


„Augenreparatur“ durch Biochips

Neuer Biochip verschmilzt viel besser mit dem Körper

Netzhautimplantate sind keine neue Erfindung, doch bislang waren sie alles andere als perfekt, dazu sehr teuer, mit einer relativ geringen Haltbarkeit. Jetzt gibt es einen neuen Biochip, der viel besser mit dem menschlichen Körper verschmilzt und die Sehbahnen ebenso nachahmt wie die elektrischen Impulse, die das Bild im Gehirn verursachen. Damit sollen stark sehbeeinträchtigte Menschen demnächst wieder (fast) normal sehen können, doch bis jetzt handelt es sich um eine reine Laborsimulation. Aber eine, die Hoffnung macht.

Eine spannende deutsch-italienische Entwicklung

Der Biochip stammt vom Francesca Santoro und ihrem Team am Jülicher Institut für Bioelektronik. An der Entwicklung beteiligt sind auch die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, die Universität von Neapel und das ebenfalls italienische Istituto Italiano di Tecnologia in Genua. Die künstliche Netzhaut besteht aus leitfähigen Polymeren, also tatsächlich aus Kunststoff, im Zusammenspiel mit lichtempfindlichen Molekülen. Die organischen Halbleiter registrieren das auf sie fallende Licht und erkennen sogar die Lichtmenge, ähnlich wie unser Auge. »Die Lichtmenge, die auf die einzelnen Fotorezeptoren trifft, erzeugt letztlich das Bild im Gehirn«, erklärt Francesca Santoro dazu.


Ungiftige, flexible Komponenten mit geladenen Atomen

Alle Komponenten sind vollständig ungiftig, natürlichen Ursprungs und flexibel. Anders als bei den bisherigen starren Halbleitersystemen aus Silizium passt sich ihre Form der Umgebung an. In den Silizium-Chips bewegen sich Elektronen, im neuen Netzhautimplantat sind es geladene Atome und Moleküle. Damit lässt sich Santoros Biochip besser in biologische Systeme integrieren, weil auch diese mit Ionen kommunizieren und so bestimmte Prozesse steuern. Technisch scheint also alles optimal – im nächsten Schritt testen die Forscher die Funktionalität unter Realbedingungen. Dann entscheidet sich, ob das Leben vieler Menschen bald Licht und Farbe bekommt.

Quelle: futurezone.at

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