Die Stadt Wesseling liegt unmittelbar südlich von Köln. 1975 wurde sie per Gesetz beim großen Nachbarn eingemeindet. Eine erfolgreiche Klage sorgte aber schon ein Jahr später wieder für die Eigenständigkeit. Bekannt ist die Stadt heute vor allem als bedeutender Standort der Petrochemieindustrie. So betreibt Shell dort mit der sogenannten Rheinland-Raffinerie die größte Rohölverarbeitungsstätte Deutschlands. Inzwischen haben die Manager des Konzerns allerdings erkannt, dass sie mittel- bis langfristig ihr Geschäftsmodell umstellen müssen. Denn zum einen ist der Ölpreis weit von seinen historischen Höchstständen entfernt. Zum anderen dürfte die Nachfrage irgendwann nachlassen. Der große Konkurrent BP vermutete kürzlich sogar, dass die Zeit der größten Ölnachfrage bereits vorbei sein könnte. Vor diesem Hintergrund soll die Rheinland-Raffinerie fit für die Zukunft gemacht werden.


Bild: I, Schreibschaf / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Shell baut die größte Produktionsanlage für grünen Wasserstoff der Welt

Aktuell befindet sich daher dort bereits eine Anlage zur Wasserstoff-Elektrolyse im Bau. Diese besitzt allerdings lediglich eine Kapazität von 10 Megawatt – was in etwa 1.300 Tonnen Wasserstoff pro Jahr entspricht. Damit wäre dies zwar die größte Produktionsstätte für grünen Wasserstoff weltweit. Doch um damit ganze Industriezweige zu versorgen, wäre die Menge dann doch deutlich zu gering. Daher hat der Konzern schon jetzt beschlossen, die Kapazität noch einmal zu verzehnfachen. Außerdem wird nach weiteren möglichen Standorten Ausschau gehalten, an denen ähnliche Anlagen errichtet werden könnten. Aktuell sind entsprechende Projekte in Hamburg und Bremen im Gespräch. Das Ziel ist dabei durchaus ambitioniert: Shell will in Deutschland zur Nummer eins beim Thema grüner Wasserstoff werden. Die hier gemachten Erfahrungen sollen dann dabei helfen, auch in anderen Ländern auf ein nachhaltigeres Geschäftsmodell umzuschwenken.

Offshore-Windanlagen sollen den benötigten Ökostrom liefern

Wasserstoff besitzt theoretisch das Potenzial, viele Prozesse vollkommen klimaneutral zu gestalten. Dies gilt für den Verkehrssektor – etwa bei Flugzeugen oder Autos – ebenso wie für die Industrie – beispielsweise bei Hochöfen. Für die Produktion wird allerdings extrem viel Energie benötigt. Wirklich nachhaltig ist die Verwendung daher nur, wenn bei der Herstellung Erneuerbare Energien zum Einsatz kommen. Fachleute sprechen dann von „grünem Wasserstoff“. Es ist daher nicht besonders verwunderlich, dass Shell gleichzeitig auch in die Produktion von Ökostrom investiert. So kündigte der Konzern an, sich zukünftig verstärkt bei Offshore-Windanlagen zu engagieren. Die dort gewonnene saubere Energie soll dann zumindest teilweise für die Produktion von grünem Wasserstoff genutzt werden. Die Raffinerie in Wesseling soll allerdings auch zukünftig nicht nur Wasserstoff produzieren. Stattdessen ist dort auch die Herstellung von synthetischen und Biokraftstoffen geplant. Nur Rohöl soll ab dem Jahr 2050 nicht mehr verarbeitet werden.


Via: Handelsblatt

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