Vermögen sind innerhalb einer Volkswirtschaft nie gleichmäßig verteilt. Im Gegenteil: Sie konzentrieren sich im Laufe der Zeit tendenziell bei denen, die ohnehin schon reich sind. Allerdings muss dies nicht zwangsläufig so bleiben. Denn durch Umverteilung können die Verhältnisse auch wieder geändert werden. Historisch betrachtet wirbelten etwa Kriege, Wirtschaftskrisen oder Revolutionen die Vermögensverhältnisse durcheinander. In der Bundesrepublik ist die Vorgehensweise hingegen weniger radikal: Hier soll der Staat durch Steuern und Sozialausgaben regulierend eingreifen. Das aber ist eine diffizile Angelegenheit. Tatsächlich konzentrieren sich inzwischen 35 Prozent der Vermögen in Deutschland bei nur einem Prozent der Bevölkerung. Seit einiger Zeit wird daher über neue Wege diskutiert, um vor allem Menschen mit kleinerem und mittlerem Einkommen zu unterstützen. Diskutiert wird etwa über ein bedingungsloses Grundeinkommen. Erste Experimente in diese Richtung wurden beispielsweise in Finnland, Kanada und Alaska durchgeführt. Bisher konnte sich aber kein Staat zu einer flächendeckenden Einführung durchringen.


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Größere Erbschaften sollen stärker besteuert werden

Die Ökonomen des Berliner Wirtschaftsforschungsinstitut DIW haben daher nun einen etwas weniger radikalen Vorschlag zur Diskussion gestellt. Demnach soll jeder an seinem 18. Geburtstag 20.000 Euro vom Staat erhalten. Eine Zweckbindung wäre damit nicht verbunden. Es steht also jedem Empfänger frei, das Geld anzulegen, auf den Kopf zu hauen oder für schlechte Zeiten zurückzulegen. Finanziert werden soll das Ganze über höhere Steuern für große Vermögen. Hier steht insbesondere die Erbschaftssteuer im Fokus. Wenn man so möchte, sollen also große Erbschaften stärker belastet werden, um damit ein kleines Erbe für jeden zu finanzieren. Im Idealfall könnte dadurch die ungleiche Verteilung der Vermögen zumindest ein wenig eingedämmt werden. Die an dem Vorschlag beteiligten Experten gehen davon aus, dass sich der Gini-Koeffizient, der die Einkommensungleichheit innerhalb einer Gesellschaft beschreibt, durch die Maßnahme um fünf bis sieben Prozent reduzieren könnte. Dadurch würde sich Deutschland zumindest auf dem Papier wieder stärker anderen Ländern aus der EU und der OECD annähern.

Die aktuellen Koalitionspartner haben Steuererhöhungen ausgeschlossen

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die reine Betrachtung der Vermögen nicht das ganze Bild widerspiegelt. Denn in Deutschland zahlen Arbeitnehmer vergleichsweise hohe Sozialabgaben. Dadurch bleibt ihnen am Ende des Monats weniger Geld zum Vermögensaufbau. Gleichzeitig erwerben sie aber beispielsweise auch Rentenansprüche, die nicht zum Privatvermögen gezählt werden, aber im Alter durchaus wertvoll sein können. Unabhängig davon könnte das Grunderbe einen interessanten Kompromiss zwischen dem aktuellen System und radikalen Reformvorschlägen wie dem bedingungslosen Grundeinkommen darstellen. Unklar ist allerdings, ob die politischen Realitäten aktuell eine Umsetzung zulassen. Denn eigentlich haben die Parteien der neuen Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag Steuererhöhungen ausgeschlossen. Der Vorschlag der Berliner Ökonomen soll aber genau so finanziert werden. Hier müsste also zunächst einmal einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden.


Via: Handelsblatt

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