Nachhaltige Finanzprodukte erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit. Offensichtlich wollen sowohl Privatpersonen als auch institutionelle Anleger bewusst auf den Klimawandel und dessen Folgen reagieren. Nicht immer geschieht dies total uneigennützig. Denn Studien haben ergeben, dass nachhaltige Geldanlagen keineswegs schlechter abschneiden als ihre konventionellen Pendants. Dafür aber ist die Gefahr geringer, dass komplette Geschäftsmodelle auf einmal obsolet werden. Die Erfolgsgeschichte der nachhaltigen Investments hat allerdings einen Haken: Bisher ist nirgendwo verbindlich geregelt, was eigentlich als nachhaltig gilt. Die Anbieter legen den Begriff daher recht unterschiedlich – und oft genug auch sehr frei – aus. Ein immer wieder umstrittenes Beispiel dafür ist die Atomkraft. Teilweise wird diese mit unter den Begriff gefasst, weil sie weniger CO2-Emissionen verursacht als Kraftwerke, die auf fossile Brennstoffe setzen. Von Umwelt- und Klimaschützern wird diese Einstufung hingegen massiv kritisiert.


Foto: Michielverbeek [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Die Atommüll-Problematik ist noch immer ungelöst

Nun ist die dahinter stehende Problematik auch auf EU-Ebene angekommen. Denn dort soll im nächsten Jahr die EU-Taxonomie-Verordnung mit konkreten Kriterien zum Thema Nachhaltigkeit verabschiedet werden. Auch damit blieb allerdings zunächst unklar, ob die Atomkraft nun unter das Label fällt oder nicht. Dies wiederum nahm die österreichische Regierung zum Anlass, eine wissenschaftliche Studie in Auftrag zu geben. Durchgeführt wurde diese schließlich von der Umweltökonomin Professorin Sigrid Stagl. Ihr Urteil fällt eindeutig aus: Atomkraft ist weder nachhaltig noch eine sinnvolle Alternative im Kampf gegen den Klimawandel. So widerspreche diese Art der Energieerzeugung einem fundamentalen Grundsatz hinter der Verordnung: „Do No Significant Harm“ – oder auf deutsch: „Richte keine schwerwiegenden Schäden an“. Genau hier verweist die Expertin aber gleich auf eine ganze Reihe an Punkten. Einige davon werden seit vielen Jahren intensiv diskutiert. So etwa die noch immer ungelöste Frage, wie mit dem anfallenden Atommüll umgegangen werden soll.

Der Wasserbedarf wird mittelfristig zum Problem

Es werden aber auch Aspekte diskutiert, die bisher in der Diskussion noch keine so große Rolle spielen. So beispielsweise die oftmals fragwürdigen Sozial- und Arbeitsschutzstandards beim Urananbau. Ebenso wichtig: Atomkraftwerke benötigen zur Kühlung enorme Mengen an Wasser. In vielen Regionen gilt das kühle Nass aber als wertvolle und durchaus rare Ressource. Durch den Klimawandel dürfte sich diese Problematik noch weiter verstärken. Hinzu kommt ein grundsätzliches Problem. So hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass der Bau von Atomkraftwerken sehr lange dauert und viel Geld kostet. Er lohnt sich also nur, wenn die Anlagen anschließend auch lange in Betrieb sind. Dadurch aber wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien gebremst. Zum einen weil das Geld, das in Atomkraftwerke fließt, nicht mehr für neue Windräder und Solaranlagen ausgegeben werden kann. Zum anderen aber eben auch weil die neuen Kraftwerke extrem lange laufen und so einen Anteil am Energiemix blockieren.


Via: BMK (PDF)

1 Kommentar

  1. Dr. Stephan Kaula

    9. Februar 2021 at 23:42

    Betreff: Studie macht klar: Atomkraft hilft nicht gegen den Klimawandel

    Diese Studie einer Volkswirtin über ein wissenschaftlich-technisches Problemfeld ist aus mehreren Gründen im Ergebnis sehr zu hinterfragen und meines Ermessens grob falsch.
    1) Das massive und auch absehbar technisch-ökonomisch nicht lösbare Grundproblem der regenerativen Energien insbes. von Wind-und Solarstrom ist deren Volatilität. Der Umfang dieses Problems wird öffentlich unterdrückt und offenbar von der Volkswirtin nicht in seinem Ausmaß erkannt. Diese Volatilität muss von regelbaren Kraftwerken abgefangen werden. Und da gibt es nur AKWs, die CO2-arm Strom produzieren.
    2) Auch die regenerativen Energien lösen Umweltprobleme aus und das sogar flächendeckender.
    3) Es gibt neue AKWs wie Thorium Dual-Fluid-Reaktoren, die bauartbedingt einen neuen Standart bei der Sicherheit von AKWs setzen und das Problem des radioaktiven Abfalls minimieren, ja sogar den Abfall aus den heute üblichen AKWs nutzen und in Abfallprodukte mit kurzer HWZ umsetzen.
    4) Mit der Erkenntnis, dass wir mit Wind und Solar mit heute absehbaren Technologien keine von unserer Volkswirschaft bezahlbare Grundversorgung mit Strom erreichen können, wird klar, dass man letztlich auf solche neuen AKWs wird langfristig angewiesen sein. Bestehende Anlagen in Deutschland dürfen nicht abgeschaltet werden.
    Fazit: Die Vokswirtin hat leider von den technischen Herausforderungen nicht genug Ahnung, um zu einem korrekten Ergebnis zu kommen. Ich empfehle einen Diskurs z.B. mit Dr. Björn Peters, der sowohl Physiker wie Ökonom ist.

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