In Großbritannien wird aktuell intensiv über das Thema Luftverschmutzung gestritten. Im Mittelpunkt stehen hier neue verbindliche Richtlinien. Diese schreiben ab dem Jahr 2028 einen Höchstwert in Sachen Feinstaubbelastung von zwölf Mikrogramm pro Kubikmeter vor. Das Problem: Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine Belastung von maximal fünf Mikrogramm pro Kubikmeter. Vor diesem Hintergrund ist nun eine britisch-chinesische Studie von Interesse. Denn in dieser wird gezeigt, dass Luftverschmutzung nicht nur für zahlreiche Lungenerkrankungen verantwortlich ist, sondern auch Depressionen und Angststörungen zur Folge haben kann. Dies gilt selbst an Orten, in denen die offiziellen Grenzwerte eingehalten werden. Den Ergebnissen der Studie zufolge ist demnach eine vergleichsweise niedrige aber dauerhafte Belastung ebenso schlimm wie eine eher kurze Zeit mit großer Luftverschmutzung. Für die Studie wurden die Daten von insgesamt 389.185 Einträgen in der sogenannten UK Biobank ausgewertet.


Ein kausaler Zusammenhang gilt als sehr wahrscheinlich

Innerhalb von elf Jahren traten demnach bei 13.131 Personen Depressionen und bei 15.835 Menschen Angststörungen auf. Gleichzeitig entwickelten die Wissenschaftler eine Skala, mit deren Hilfe sich die Luftverschmutzung an den jeweiligen Wohnorten nachvollziehen ließ. Dabei spielte nicht nur die Feinstaubbelastung eine Rolle, sondern auch zahlreiche weitere Verschmutzungen. Letztlich konnten die Forscher so aber klar zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer psychischen Erkrankung zunimmt, wenn die Luftqualität schlecht ist. Dies alleine könnte noch Zufall sein. Denkbar wäre etwa das sozio-ökonomische Faktoren sowohl für die Luftverschmutzung als auch für die psychischen Erkrankungen verantwortlich sind. Allerdings konnten die Forscher nachweisen, dass Veränderungen der Luftqualität im Laufe der Zeit stets auch Auswirkungen auf die Gefahr einer mentalen Erkrankung hatten. Dies spricht eher gegen den Zufall und für einen kausalen Zusammenhang. Zumal einige Studien in der Vergangenheit in eine ähnliche Richtung deuteten.


Viele Länder überschreiten die Empfehlungen der WHO

So wurde beispielsweise auch schon ein statistischer Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und der Gefahr einer Demenz nachgewiesen. Unklar ist allerdings noch, warum genau es zu diesen Problemen kommt. Klar scheint zu sein, dass die Luftverschmutzung mittel- bis langfristig zu Schäden im Gehirn führt. Exakt nachgewiesen werden konnte dieser Vorgang aber noch nicht. Die Wissenschaftler drängen trotzdem darauf, die entsprechenden Grenzwerte weiter zu verringern. Denn Großbritannien ist keineswegs das einzige Land, dessen Oberwerte deutlich über den Empfehlungen der WHO liegen. Dies gilt auch für eine ganze Reihe an EU-Ländern. Global betrachtet dürfte das Vereinigte Königreich dennoch zu den Ländern mit vergleichsweise sauberer Luft gehören. Wenn schon dort eindeutige Zusammenhänge beobachtet werden können, dürfte die Problematik in Schwellen- und Entwicklungsländern noch einmal deutlich gehäuft auftreten. Dies ist zumindest eine Hypothese der Forscher. Konkrete Daten dazu gibt es bisher aber nicht.

Via: The Guardian

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