Windräder werden grundsätzlich für eine Lebensdauer von rund zwanzig Jahren konzipiert. Erfahrungen in der Praxis haben aber gezeigt, dass die Anlagen auch schon einmal drei Jahrzehnte halten können. Auch dann gilt aber: Irgendwann müssen die Windkraftanlagen wieder abgebaut werden. Im Idealfall lassen sich dann möglichst viele der verwendeten Materialien recyceln. Tatsächlich gilt dies bisher aber nur für rund 85 Prozent eines Windrads. Insbesondere die Rotorblätter und andere Faserverbundwerkstoffe sorgen bisher aber noch für Probleme. Einer Studie des Umweltbundesamtes zufolge werden davon zukünftig jährlich bis zu 70.000 Tonnen anfallen. Dies übersteigt deutlich die zur Verfügung stehenden Recycling-Kapazitäten. Nun aber könnten Ingenieure des Konzerns Siemens Gamesa einen wichtigen Durchbruch erzielt haben: Sie präsentierten neu entwickelte Rotorblätter, die sich auf vergleichsweise einfache und kostengünstige Art und Weise recyceln lassen.


Das verbindende Harz lässt sich leicht wieder entfernen

Kernstück der Neuentwicklung ist ein spezieller Harz. Dieser wird benötigt, um die verschiedenen Komponenten des Rotorblatts miteinander zu verbinden. Die Schwierigkeit besteht nun darin, dass einerseits die Windräder teilweise enormen Kräften ausgesetzt sind. Trotzdem dürfen die Faserverbundwerkstoffe natürlich nicht einfach auseinanderfallen. Genau dies wurde bisher aber beim Recycling zum Problem. Denn dafür müssen die Verbundwerkstoffe wieder in ihre Einzelteile zerlegt werden. Bei den bisher verwendeten Materialien war dies nur mit sehr viel Aufwand möglich. Bei dem nun neu eingeführten Harz ist das Recycling hingegen vergleichsweise einfach. So müssen die Teile lediglich erhitzt und mit einer milden Säure behandelt werden. Dieser Prozess sorgt dafür, dass sich das Harz von den übrigen Materialien löst, ohne dass diese beschädigt werden. Anschließend können die einzelnen Komponenten dann in anderen Industrien erneut verwendet werden. Als Beispiel wurde etwa der Automobilbau genannt.

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Die Rotorblätter sind 81 Meter lang

Die recycelbaren Rotorblätter sind längst kein Konzept aus dem Labor mehr. Vielmehr sind sie bereit für den Einsatz auf dem Land und auf hoher See. Siemens Gamesa hat daher mit der Vermarktung des Produkts begonnen und zunächst drei Kunden überzeugen können. So wird unter anderem der deutsche RWE-Konzern einige Windräder im geplanten Offshore Windpark Kaskasi vor der Küste Helgolands mit den nachhaltigen Rotorblättern ausstatten. Diese kommen auf eine Länge von 81 Metern und lassen sich genauso installieren wie klassische Rotorblätter. Die Bauarbeiten an dem geplanten Windpark sollen im dritten Quartal dieses Jahres beginnen und im nächsten Jahr abgeschlossen sein. Anschließend werden die Windräder auf eine Kapazität von insgesamt 342 MW kommen. Neben RWE haben sich auch der deutsche Windparkentwickler wpd sowie das französische Unternehmen EDF bereits für den Kauf der recycelbaren Rotorblätter entschieden. Weitere Kunden könnten schon bald folgen.

Via: Electrek

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