Die Transplantationsmedizin hat in den letzten Jahrzehnten massive Fortschritte gemacht und unzählige Menschenleben gerettet. Theoretisch hätten es sogar noch deutlich mehr sein können. Doch in vielen Staaten stehen schlicht nicht genügend Spenderorgane zur Verfügung. Schon seit langem gibt es daher die Idee, Organe in Tieren heranzuzüchten und anschließend bei Menschen einzusetzen. Weltweit Schlagzeilen machte ein solcher Versuch schon im Jahr 1984. Damals wurde dem Bavy Fae ein Pavianherz eingesetzt. Die damit verbundenen Hoffnungen erfüllten sich allerdings nicht: Das Baby verstarb drei Wochen nach der Operation. Seitdem wurden zwar einige Fortschritte erzielt. Noch immer gilt aber: Bisher wurde kein tierisches Organ dauerhaft erfolgreich beim Menschen eingesetzt. Die sogenannte Xenotransplantation ist bisher also mehr Vision als Wirklichkeit. Ärzte in Baltimore berichten nun aber von einem möglichen Durchbruch: In einer achtstündigen Operation setzten sie einem Patienten ein genverändertes Schweineherz ein.


Bild: University of Maryland

Es handelt sich um ein Experiment mit ungewissem Ausgang

Bisher geht es dem 57-jährigen Mann den Umständen entsprechend gut. Es scheint den Ärzten tatsächlich gelungen zu sein, durch die gezielten genetischen Veränderungen eine Abstoßungsreaktion des Körpers zu verhindern. Doch selbst die behandelnden Ärzte warnen vor zu viel Euphorie: Der Patient werde weiterhin genau beobachtet. Man habe keinerlei Erfahrungswerte mit solchen Situationen, sodass sich der Zustand theoretisch jederzeit verschlechtern könnte. Noch immer handelt es sich also um ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Für den Patienten, der für die Transplantation eines menschlichen Organs nicht in Frage kam, stellt dies aber so etwas wie die letzte Chance dar. Er arbeitet aktuell daran, wieder aus dem Bett aufstehen zu können. Wissenschaftler in aller Welt dürften den weiteren Werdegang mit großem Interesse verfolgen. Aktuell ist etwa noch unklar, wie langlebig das tierische Spenderorgan wirklich ist. Die Details des medizinischen Experiments müssen zudem noch in einem Fachjournal veröffentlicht werden.

In den letzten Monaten kam es zu mehreren Erfolgsmeldungen

Ganz aus dem Nichts käme ein Durchbruch bei den Xenotransplantationen allerdings nicht. Denn in den letzten Monaten kam es zu zahlreichen erfolgsversprechenden Experimenten auf diesem Gebiet. So konnten Forscher vor einiger Zeit eine Schweineniere erfolgreich an einen hirntoten Menschen anschließen. Das Organ nahm sofort seine Arbeit auf und sorgte tatsächlich für deutlich verbesserte Blutwerte. Auch hier muss aber noch geklärt werden, ob der Ansatz tatsächlich auch dauerhaft funktioniert. Die Geschichte der Xenotransplantationen jedenfalls zeigt, dass die Zahl der Rückschläge ebenso groß ist wie die der Durchbrüche. Auch wenn die Forschung aktuell also auf einem guten Weg zu sein scheint, dürfte es noch einige Jahre dauern, bis tierische Organe tatsächlich helfen können, den Mangel an Spenderorgangen zu lindern. Bis dahin müssen Länder wie Deutschland oder die Vereinigten Staaten weiterhin daran arbeiten, die Zahl der menschlichen Spender zu erhöhen.


Via: University of Maryland

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