Biokerosin soll das Fliegen umweltverträgliche machen. Derzeit bereiten gleich zwei deutsche Konsortien den Bau von Großanlagen vor, in denen synthetische Treibstoffe aus Strom, Wasser und Kohlendioxid hergestellt werden. Das erste führt die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) an, die zweite die Universität Bremen. Die eine soll einen Teil der Flugzeuge mit Sprit versorgen, die auf dem Airbus-Werksflughafen Hamburg-Finkenwerder starten, die andere Lufthansa-Flugzeuge. Beide Konzerne gehören einem der beiden Konsortien an.


Bild: Roger Green from BEDFORD, UK, derivative work Lämpel [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Bio-Kerosin nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren

Die TUHH-Anlage entsteht auf dem Gelände des Chemiekonzerns Dow in Stade. Dort ist bereits eine Anlage in Betrieb, in der Wasserstoff als Nebenprodukt bei der Chlorherstellung anfällt. Derzeit wird das Gas weitgehend in einem Erdgas-Heizkraftwerk verbrannt. Aus dessen Abgasen soll das für die Treibstoffherstellung benötigte Kohlendioxid abgetrennt werden. Wenn das nicht reicht ist eine nahegelegene Müllverbrennungsanlage ebenfalls ein Lieferant.

Wasserstoff und Kohlendioxid verschmelzen mit Hilfe eines Katalysators zu Synthesegas, das ist ein Mix aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff. Dieser wird nach dem im Jahr 1925 entwickelten Fischer-Tropsch-Verfahren in ein Gemisch aus Kerosin und Diesel umgewandelt. Die beiden Treibstoffe werden getrennt und zum Tanken genutzt. Insgesamt soll die Stader Anlage 10.000 Tonnen pro Jahr produzieren. Die Hälfte davon ist Kerosin.


Vorbild ist eine Anlage in Island

Das von Bremen angeführte Konsortium baut auf dem Gelände der Raffinerie Heide in Schleswig-Holstein. Wasserstoff wird hiermit elektrischem Überschuss-Windstrom erzeugt – im Einzugsgebiet der Raffinerie stehen Windgeneratoren mit einer Gesamtleistung von 1500 Megawatt. Anders als bei der Konkurrenz wird in Heide aus Wasserstoff und Kohlendioxid Methanol hergestellt, ein giftiger Alkohol. Diese Technik ist erprobt. Im isländischen Grindavik ist bereits seit Jahren eine Großanlage in Betrieb, die jährlich 4500 Tonnen Kohlendioxid in Methanol verwandelt. Dieser wird wie hierzulande Ethanol Benzin beigemischt.

Kohlendioxid-Problem noch nicht gelöst

Flugzeugmotoren laufen jedoch nicht mit Methanol. Sie brauchen eben Kerosin. Aus diesem Grund wird aus dem Alkohol über Zwischenprodukte wie Dimethylether und Olefine langkettige Kohlenwasserstoffe produziert. Daraus wiederum werden durch Hydrierung flüssige Treibstoffe hergestellt, darunter Benzin, Diesel und Kerosin.

Beim Verbrennen von Biokerosin werden die gleichen Klimagase und Schadstoffe frei wie bei der Nutzung von fossilem Kerosin. Die Kohlendioxid-Emissionen entsprechen jedoch denen, die bei der Herstellung direkt oder indirekt aus der Luft entfernt worden sind. Das Dumme ist nur, dass dieses Gas laut Bundesumweltamt 120 Jahre lang in der Atmosphäre verbleibt.

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