Die Energiewende im Stromsektor ist in vollem Gange. Gelingen kann sie letztlich nur, wenn die flexiblen Lasten im Netz ausgeglichen werden können. Ein Schritt in diese Richtung sind Regelkapazitäten bei der Erzeugung von Strom. Speicherkapazitäten sind ein weiterer. Ein Beitrag zu letzterem können Traktionsbatterien in Elektroautos. Deren Einsatz war bisher eine Zukunftsvision, die nun aber dank des Automobilherstellers BMW und des Energieversorgers E.ON einen Schritt näher rücken soll. Vorerst geht es beiden Unternehmen aber erst einmal darum, Elektroautos intelligenter aufzuladen.


Bild: E.ON

Kapazitäten als Energiespeicher

Die Idee, die Batterie von Elektroautos als Stromspeicher für die heimische Photovoltaik-Anlage zu nutzen, ist nicht neu, wird allerdings bisher kaum eingesetzt. Dabei ergibt diese Vorgehensweise durchaus Sinn. Stationäre Batterien, die als Puffer von Photovoltaik-Anlagen zum Einsatz kommen, haben selten eine Kapazität von mehr als 15 Kilowattstunden. Elektroautos haben nicht selten eine Kapazität von 60 Kilowattstunden oder mehr. Von dieser Kapazität könnte ein Drittel für die Entnahme freigegeben werden. So wäre gewährleistet, das die meisten alltäglichen Strecken noch mehr als bewältigt werden können. Für die meisten Fahrprofile würden so keine Einschränkungen entstehen, während ein Energievorrat für häusliche Anwendungen zur Verfügung stünde, der größer wäre als der von stationären Speichern.

In der Praxis ist diese Idee allerdings nicht so einfach umzusetzen. Um nur den Strom ins Elektroauto laden zu können, der sonst ins Netz eingespeist werden würde, müssen sowohl das Auto als auch die Wallbox in der Lage sein, mit geringen und flexiblem Lasten umzugehen. Die Entnahme von Strom aus der Batterie des Elektroautos ist technisch noch einmal eine Nummer anspruchsvoller. Zudem muss die Frage beantwortet werden, ob die entnommene Energie nur im eigenen Haushalt (vehicle to home) eingesetzt oder auch das Netz mit ihr stabilisiert werden soll (vehicle to grid).


Intelligentes Laden in drei Varianten

Der Automobilhersteller BMW und der Energieversorger E.ON haben sich nun zusammengeschlossen, um sowohl intelligentes Laden als auch die Nutzung der Traktionsbatterie für externe Anwendungen zu realisieren. Kern dieser Pläne ist die Erschaffung einer Schnittstelle, mit der drei Systeme miteinander verbunden werden sollen, die bisher getrennt waren: Die Ladehardware, Smart Home sowie die Schnittstelle zum Kunden. So soll dem Kunden ein Komplettpaket aus einer Hand angeboten werden können.

Das Angebot soll im Oktober 2023 an den Start gehen, und zwar vorerst in zwei Varianten. Zum einen solar-optimiertes Laden, bei dem ein möglichst großer Anteil selbstproduzierten Ladens im Vordergrund steht, und zum anderen last-optimiertes Laden, bei dem die zuhause verfügbare Strommenge optimal balanciert wäre. Später soll noch eine dritte Variante folgen: Das kostenoptimierte Laden, bei dem die Batterie dann geladen werden soll, wenn der Strom an der Strombörse gerade günstig verfügbar ist. Der Besitzer des Elektroautos kann dabei festlegen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Reichweite für das Auto zur Verfügung stehen soll.

Autobatterie als externer Stromspeicher

Später dann soll es auch möglich sein, die Tranktionsbatterie als externe Stromquelle zu benutzen. Einen genauen Zeitplan gibt es dafür allerdings noch nicht – obwohl es sich um einen wichtigen Bestandteil der formulierten Ziele für das Projekt handelt. Und das ergibt auch Sinn. Einerseits werden die Batterien in Elektroautos immer größer, andererseits aber schwankt die durchschnittliche Fahrleistung pro Tag seit Jahren kaum. Das Ergebnis ist ein steigender Anteil ungenutzter Kapazität in den Batterien der Fahrzeuge. Dieser könnte die Energiewende beflügeln – vor allem dann, wenn auch weitere Unternehmen nachzögen.

via E.ON

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