Lange Zeit war Huawei der international erfolgreichste chinesische Smartphone-Hersteller. Dazu beigetragen haben auch die extrem guten Kameras, die vom deutschen Traditionshersteller Leica stammen. Dann aber geriet der Konzern ins Visier der US-Regierung und wurde mit gezielten Sanktionen belegt. So ist es auf den neuesten Huawei-Modellen nicht mehr möglich, die bekannten Apps aus dem Google Play Store zu nutzen. Der Nutzungskomfort für die Käufer sinkt dadurch erheblich. Die Verkaufszahlen sind dementsprechend eingebrochen. Zu den Profiteuren gehörte aber vor allem ein anderes chinesisches Unternehmen. So verkündete Xiaomi in den letzten Jahren stets steigende internationale Verkaufszahlen. Doch nun drohen dem Konzern unangenehme Schlagzeilen. Denn das staatliche litauische Zentrum für Cybersicherheit hat verschiedene 5G-Smartphones von chinesischen Herstellern untersucht und anschließend eindringlich vor Sicherheitsrisiken gewarnt. So leite der offizielle Huawei-App-Store teilweise zu unsicheren Anbietern weiter.


Bild: Xiaomi

Die deutschen Behörden verfügen über keine eigenen Erkenntnisse

Politisch noch brisanter sind allerdings die Vorwürfe gegen Xiaomi. Denn in den Smartphones des Unternehmens wurde Zensursoftware gefunden. Damit wäre es möglich, bestimmte Begriffe – etwa „Taiwan“, „Demokratiebewegung“ oder „Freies Tibet“ – zu erkennen und die Darstellung zu blockieren. Die litauischen Experten verwiesen zwar einerseits darauf, dass die entsprechenden Funktionen in Europa deaktiviert sind. Gleichzeitig warnten sie aber davor, dass die Software jederzeit und aus der Ferne wieder in Betrieb genommen werden könnte. Deutsche Sicherheitsforscher halten die Darstellung ihrer litauischen Kollegen für durchaus plausibel. Auch die deutsche Politik ist alarmiert. Politiker verschiedener Parteien forderten das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aus, sich das Thema einmal genauer anzuschauen. Die Beamten dort teilten allerdings erst einmal mit, das man bisher über keine eigenen Erkenntnisse zu der Problematik verfüge. Ein Informationsaustausch mit den litauischen Behörden sollte allerdings kein all zu großes Problem darstellen.

China und Litauen befinden sich in einer diplomatischen Krise

Experten und Politiker wollen vor allem auch klären, ob die Software in der Lage ist, die jeweiligen Zensurvorgänge an die chinesischen Behörden zu melden. Dies würde der Problematik noch einmal eine neue Dimension verleihen. Denn dann wäre es beispielsweise denkbar, auf diese Weise chinakritische Personen zu identifizieren. Dass die chinesische Regierung bei bestimmten Themen keinen Spaß versteht, musste zuletzt auch Litauen erfahren. Dort ist auch Taiwan mit einer inoffiziellen diplomatischen Vertretung aktiv. Diese soll nun in „Taiwanesisches Repräsentationsbüro“ umbenannt werden. Eigentlich keine große Sache. Allerdings erkennt die chinesische Regierung die Unabhängigkeit Taiwans nicht an und betrachtet die Insel als Teil Chinas. Aus Verärgerung über die Umbenennung wurde daher der chinesische Botschafter aus Vilnius abgezogen. Litauen wurde zudem aufgefordert, den Botschafter aus Peking zurückzurufen. Die Analyse der litauischen Sicherheitsexperten, die dem Verteidigungsministerium unterstellt sind, hat daher auch eine politische Dimension.


Via: Handelsblatt

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