Kenias Staatspräsident William Ruto durchlebt aktuell keine einfache Zeit. So kommt es in der Hauptstadt Nairobi immer wieder zu – teils gewaltsamen – Protesten gegen die stark gestiegenen Lebensmittelpreise. Wirklich verantwortlich dafür ist die kenianische Regierung aber nur teilweise. Zwar hat sie tatsächlich einige Subventionen – etwa für Maismehl – gestrichen. Grundsätzlich sind die Preise für Nahrungsmittel aber weltweit stark angestiegen. Verantwortlich dafür ist der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Denn beide Länder gehörten vor dem Krieg zu den größten Getreideexporteuren weltweit. Zwar ist es durch ein von der Türkei vermitteltes Abkommen inzwischen gelungen zumindest einen Teil der Exporte wieder aufzunehmen. Die Mengen sind aber deutlich geringer als vor Kriegsbeginn. Somit hat sich das Angebot auf dem Weltmarkt stark reduziert, was zu den Preissteigerungen führte. Die Problematik reicht aber noch über diesen Effekt hinaus.


Bild: Dean Calma / IAEA, CC BY-SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Wikimedia Commons

Düngemittel sind auf dem Weltmarkt knapp geworden

Denn ein möglicher Ausweg aus dieser Situation besteht darin, vermehrt selbst Nahrungsmittel anzubauen. Dafür aber wird Dünger benötigt. Dieser wiederum wird bisher zumeist mithilfe von Erdgas produziert. Viele afrikanische Länder beziehen die benötigten Düngemittel daher aus Russland. Theoretisch ist dies auch weiterhin möglich. Denn russische Düngemittel wurden nicht mit Sanktionen belegt. In der Praxis allerdings gibt es erhebliche Schwierigkeiten den Dünger tatsächlich aus Russland nach Afrika zu transportieren. Die Folge: Auch Düngemittel sind inzwischen knapp und dementsprechend teuer. Der kenianische Präsident hat daher nun einen Deutschland-Besuch genutzt, um die Bundesregierung um Hilfe zu bitten. Tatsächlich wurde nun ein erstes konkretes Projekt verkündet: Deutschland will Kenia so schnell wie möglich beim Aufbau einer klimaneutralen Düngemittel-Produktion unterstützen. Die Voraussetzungen dafür sind gut.

Grüner Wasserstoff ist die Voraussetzung für eine klimaneutrale Produktion

Denn um auf Erdgas verzichten zu können, wird grüner Wasserstoff benötigt. Dieser entsteht, wenn Wasser mithilfe von Erneuerbaren Energien in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Kenia wiederum verfügt über ideale Bedingungen für die Produktion von Wind- und Solarenergie. Schon heute deckt das Land daher rund neunzig Prozent seines Energiebedarfs auf nachhaltige Art und Weise. Mit deutscher Unterstützung sollen nun weitere Kapazitäten geschaffen werden, um dann auch in großem Stil grünen Wasserstoff produzieren zu können. Dieser wiederum kann dann für die Produktion von lokalen Düngemitteln genutzt werden, was die Nahrungsmittelsicherheit in Kenia deutlich erhöhen würde. Theoretisch wäre es dann sogar denkbar, dass der Dünger auch in Nachbarländer exportiert wird, um auch dort die Abhängigkeit von Importen zu verringern. Heute sind rund zehn Prozent der kenianischen Bevölkerung von Ernährungsunsicherheit betroffen. Im Idealfall geling es, diesen Wert bald deutlich zu verringern.


Via: Der Spiegel

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