Wenn es nach der Bundesregierung geht, soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in Deutschland bis 2035 100 Prozent betragen. Ein ambitioniertes Ziel. Die Denkfabrik Agora Energiewende hat ermittelt, dass dazu mit 845 Terawattstunden Energie mehr als dreimal so viel Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen werden müsste wie heute. Grundsätzlich sei das machbar, es erfordere aber einen „Ausbauturbo“ — sowohl in Sachen Erneuerbare als auch in Sachen Infrastruktur.


By Michael Kauffmann (Own work) [CC BY 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Deutliche Veränderungen sind nötig

In Anbetracht an den durch Elektroautos, Wärmepumpen und Elektrolyseure steigenden Strombedarf müssten bis 2030 etwa 595 TWh Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden. Das ist etwa doppelt so viel wie heute. Bis 2035 müsste sich die Produktion im Vergleich zu heute insgesamt verdreifachen — auf etwa 845 TWh.

Letztes Jahr betrug die Kapazität der deutschen Windkraft- und Solaranlagen etwa 7 Gigawatt. Bis 2025 müssten es 29 Gigawatt sein, 2030 müssten wir 39 Gigawatt erreichen. Und auch die Infrastruktur muss mitwachsen: Das Stromübertragungsnetz müsste bis 2035 von heute 15.000 auf etwa 50.000 Stromkreiskilometer anwachsen.


Um zu erreichen, dass Windkraft und Solarenergie bis 2025 als tragende Säulen des deutschen Stromsystems fungieren, müsste der Zubau laut Studie im Vergleich zu heute etwa vervierfacht werden — von etwa 5 GW auf durchschnittlich 21 GW zwischen 2026 und 2035. Die Kapazität von Onshore-Windkraft müsste bis dahin auf 10 GW pro Jahr steigen. Aktuell liegen wir bei 1,7 GW.

Mit 40 Prozent trüge die Onshore-Windkraftkapazität am stärksten zur erneuerbaren Nettostromerzeugung bei. Bei Photovoltaik seien es etwa ein Drittel, Offshore-Windenergie trage etwa ein Viertel bei. 2035 soll die Erzeugung laut Studie bei 89 Prozent direkter Erzeugung und sieben Prozent Produktion aus Wasserstoffkraftwerken liegen. Deutschland ist Nettostromexporteur – rechnerisch liege der Anteil der Erneuerbaren am innerdeutschen Stromverbrauch damit bei über 100 Prozent.

Flexibleres Stromnetz

Auch in den 2030er Jahren seien laut Studie noch Gaskraftwerke nötig. Die Abwendung vom Gas als Energieträger wird also noch dauern. 2030 sollen diese noch 107 TWh zum Stromverbrauch beitragen, 2035 werden es noch etwa 86 TWh sein. Bis 2025 werde die installierte Leistung aus Gaskraftwerken von derzeit 30 GW auf 61 GW steigen. Allerdings werde dabei Erdgas immer mehr durch Wasserstoff ersetzt.

Zudem sei mit der zunehmenden Einspeisung aus fluktuierenden erneuerbaren Energien mehr Flexibilität gefragt. Der Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage werde in Zukunft immer wichtiger werden. Entsprechende Lösungen könnten unter anderem der Einsatz von Elektroautos als Stromspeicher über bidirektionales Laden (VehicletoGrid), Batteriespeicher und Pumpspeicherkraftwerke sein. Außerdem müssten insgesamt intelligente Ladelösungen für das Laden von Elektroautos entwickelt werden.

Der Einsatz von 25 Prozent der Elektroautos im Jahr 2035 als VehicletoGrid-Speicher, von denen dann wiederum 40 Prozent für den Strommarkt bereitgestellt würden, würde zu einer nutzbaren Lesitung von 28 Gigawatt führen. Diese könnte zwar nur für verhältnismäßig kurze Zeiträume bereitgestellt werden, würde aber dazu beitragen können, den Bedarf sowohl an kleinen Batteriespeichern in Eigenheimen als auch an Großbatteriespeichern zu senken. Außerdem regen die Autoren Netzentgelte mit dynamischen Stomtarifen an.

via Agora Energiewende

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.