Die Firma Gigaset ist eigentlich für hochwertige drahtlose Festnetztelefone bekannt. Da es aber immer mehr Menschen gibt, die gar keinen Festnetzanschluss mehr besitzen, wird es zunehmend schwieriger, mit diesen Geld zu verdienen. In Bocholt an der niederlädischen Grenze produziert Gigaset deshalb nun ein Smartphone aus dem Einstiegssegment. Es handelt sich um das erste Smartphone seit 10 Jahren, das in Deutschland produziert wird.


Smartphone made in Germany

Wer sich damit auseinandersetzt, wo das eigene Smartphone herkommt, der wird mit recht hoher Wahrscheinlichkeit feststellen, dass das Herstellungsland irgendwo in Asien liegt. Die Produktion vieler elektronischer Geräte hat sich schon vor längerer Zeit nahezu ausschließlich in Staaten wie China, Vietnam oder Thailand verlagert. In Deutschland gibt es keine Fabrik mehr, die Smartphones herstellt, seit der finnische Hersteller Nokia 2008 sein Werk in Bochum geschlossen und nach Osteuropa verlagert hat. 2004 hatte Siemens die eigene Handy-Sparte an die Firma BenQ aus Taiwan verkauft, die kurz darauf Konkurs anmeldete. Gigaset wiederum ist die ehemalige Schnurlostelefon-Sparte von Siemens.


Das Unternehmen erhofft sich mit seinem Smartphone „made in Germany“ einen Wettbewerbsvorteil. Das Gigaset GS185 wird zwar mit importierten Teilen gebaut, wurde jedoch in München entworfen und wird in Bocholt montiert. Laut Rechnungen des Unternehmens entfallen 60 Prozent der Wertschöpfung auf Deutschland.

Roboter senken Produktionskosten

Um die Produktionskosten trotz des Standorts in einem vertretbaren Rahmen zu halten, ist die Montage teilautonomisiert. In der Fabrik in Bocholt werden mehrere Roboter eingesetzt, weshalb die Kosten pro produziertem Smartphone nur unwesentlich höher sind als bei einer entsprechenden Montage in Asien. Die Roboter sind beispielsweise verantwortlich dafür, Schrauben in das Gehäuse zu setzen oder den Akku mit genau richtig dosiertem Druck in dem Smartphone zu versenken. Zusätzlich arbeiten acht Beschäftigte gleichzeitig an der Produktionsstrecke. Dabei ist im Gegensatz zu anderen Fertigungsketten jeweils ein. Mitarbeiter für die komplette Montage eines Gerätes zuständig. Wenn er fertig ist, ist das nächste Gerät an der Reihe.So können die Roboter und die Mitarbeiter pro Woche etwa 6000 Handys herstellen. Noch in diesem Jahr will Gigaset ein zweites Mobiltelefon mit in die Produktion aufnehmen.

Mehr Verlagerung nach Deutschland möglich

Das eigentliche Kerngeschäft von Gigaset sind Schnurlostelefone fürs Festnetz. Da die Festnetztelefonie aber insgesamt immer mehr auf dem absteigenden Ast ist, schrumpft dieses Geschäft pro Jahr um 5 bis 10 Prozent. Mit dem GS185 will der Hersteller nun unter anderem ältere Menschen ansprechen, die die Marke aus der Festnetztelefonie kennen. Mit einem Einstiegspreis von 179 Euro ist das GS185 auch für Kunden attraktiv, die nicht viel Geld für ein Handy ausgeben wollen. Sollte das Smartphone aus Deutschland wirtschaftlich erfolgreich sein, könnte Gigaset irgendwann auch die Kunststoff-Rückseiten sowie einen Teil des elektronischen Innenlebens hierzulande produzieren.

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