Bisher gibt es in den meisten Autos eine direkte mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Lenkgetriebe. Diese sogenannte Lenksäule könnte zukünftig allerdings nicht mehr benötigt werden. So hat der weltweit drittgrößte Autozulieferer ZF nun ein neues Lenksystem namens Steer-by-Wire vorgestellt. Der Clou: Die Lenksignale werden mithilfe von Kabeln elektronisch auf die Achse übertragen. In Sachen Sicherheit soll dies nicht zu einer Verschlechterung führen. So setzen die Ingenieure von ZF unter anderem auf einen zweiten redundanten Stromkreislauf, der im Notfall die Steuerungsfähigkeit des Fahrzeugs sicherstellen soll. Für die Autobauer brächte der Wegfall der Lenksäule eine Reihe von Vorteilen mit sich. So kann der frei werdende Platz genutzt werden, um dem Fahrer mehr Beinfreiheit zu ermöglichen. Ebenso denkbar ist es aber auch, das Design des Cockpits komplett zu überarbeiten und so weitere Vorteile zu generieren.


Steer-by-wire komplettiert umfassendes ZF-Technologieprogramm für vollautomatisierte By-Wire-Fahrzeugsteuerung. Bild: ZF

Die Sensibilität der Steuerung lässt sich anpassen

Außerdem ist der Ansatz, den Fahrer bei der Lenkung elektronisch zu unterstützen, nicht ganz neu. ZF-Manager Thilo Blitzer spricht beispielsweise davon, dass es sich bei dem neuen Lenksystem lediglich um die konsequente Weiterentwicklung der elektrischen Servolenkung handle. Die Übertragung der Lenksignale lässt sich zudem an die Bedürfnisse des jeweiligen Fahrers anpassen. Theoretisch kann die Sensibilität der Steuerung also zukünftig vor jeder Fahrt individuell eingestellt werden. Auch beim Zukunftsthema autonomes Fahren bringt der Ansatz Vorteile mit sich. Wenn nämlich zukünftig ein Computer die Steuerung des Fahrzeugs übernimmt, kann dies geschehen, ohne dass sich auch das Lenkrad bewegt. Die Person auf dem Fahrersitz wird dann nicht durch die unnötigen Lenkradbewegungen gestört oder irritiert. Theoretisch könnte damit auch die klassische Form des Lenkrads der Vergangenheit angehören. Denn das neue System ließe sich etwa auch mit einem Joystick steuern.

Die Autobauer müssen von der Innovation noch überzeugt werden

Offen ist allerdings noch, ab wann die Innovation den Weg in den Massenmarkt finden wird. ZF selbst spricht davon, mit Hochdruck an einem marktreifen Produkt zu arbeiten. Anschließend müssten dann noch die Autohersteller vom Sinn der Neuerung überzeugt werden. Das Management von ZF ist sich hier sicher, dass Steer-by-Wire spätestens dann unausweichlich wird, wenn Autopiloten die Steuerung der Fahrzeuge übernehmen sollen. Abgesehen davon handelt es sich bei ZF um einen der größten Autozulieferer der Welt. Der Konzern steht also in ständigem Kontakt mit den Autobauern und dürfte von dort bereits positive Signale erhalten haben. Es ist also davon auszugehen, dass die klassische Lenksäule über kurz oder lang tatsächlich der Vergangenheit angehören wird. Setzt sich das autonome Fahren zudem so durch wie von vielen prophezeit, könnte selbiges irgendwann auch für das Lenkrad gelten.


Via: ZF

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