Vollständig gelähmte Menschen, sogenannte Tetraplegiker, verlieren komplett ihre Selbständigkeit. Wer noch die Arme und Hände zur Verfügung hat, kann immerhin seinen Rollstuhl selbst bewegen, aber ohne diese Möglichkeit gibt es keinen Weg, sich ohne fremde Hilfe durch einen Raum zu bewegen. Bis jetzt.


Symbolfoto

Zwei von drei Gelähmten hatten Erfolg

In einer Studie ist es zwei von drei Tetraplegikern gelungen, ihren Rollstuhl effektiv per Gedankenkraft zu steuern. Sie erhielten eine Kappe, die ihre Gehirnaktivitäten per Elektroenzephalographie, kurz EEG, erfasst. Die Daten laufen über eine Gehirn-Maschine-Schnittstelle und wandeln sich in Befehle für den elektrisch angetriebenen Rollstuhl um. Alle drei Gelähmte trainierten damit zwischen zwei und fünf Monate mit drei Trainingseinheiten je Woche. Wenn sie daran dachten, die Arme zu bewegen, sollte ihr Gefährt rechts abbiegen. Um links abzubiegen, mussten sie an die Bewegung ihrer Beine denken. Ohne solche Gedanken fuhr der Rollstuhl einfach vorwärts. Wahrscheinlich wird eine Gedankenbremse noch nachgeliefert.

In jeder Trainingseinheit erhielten die Rollifahrer die Anweisung, ungefähr 60 Mal links oder rechts abzubiegen. Proband 1 gelang es in der ersten Unterrichtsstunde, in 37 Prozent der Fälle die richtige Richtung einzuschlagen. In den letzten zehn Trainingseinheiten schaffe er es auf eine 87-prozentige Erfolgsquote. Proband 2 fing bei ungefähr 68 Prozent an und verharrte über die Dauer des Trainings dort. Proband 3 steigerte seine Leistung von 67 auf 91 Prozent Genauigkeit.


Forscher möchten das System verbessern

Als »Abschlussprüfung« sollten sich die Teilnehmer durch einen mit Hindernissen vollgestellten Raum navigieren. Betten und Raumteiler standen herum, um eine authentische Umgebung nachzuahmen. Proband 1 und Proband 3 bewältigten die Aufgabe mit Bravour. Proband 2 schaffte es leider nicht.

Den Forschern ist es im nächsten Schritt wichtig, herauszufinden, worauf die unterschiedlichen Erfolgsquoten zurückzuführen sind – und warum ein Teilnehmer scheiterte. Sie möchten die gespeicherten Gehirnsignale analysieren und das System verbessern. Für einen ersten Versuch war es aber nicht schlecht, doch in einer normalen Welt voller Gefahrenquellen brauchen wir 100 Prozent Trefferquote. Wie ein gesunder Mensch, der auf seinen Beinen läuft.

Quelle: t3n.de

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